„Es tat ein paar Schläge, dann ging plötzlich nichts mehr vorwärts!“ Klaus-Dieter Jung aus Gießen wollte mit seinem Kumpel eigentlich einen gemütlichen Ausflug in der Rhön unternehmen. Der wurde jäh gestoppt. Auf der Bahnstrecke zwischen Mellrichstadt und Fladungen hatte in Ostheim ein Traktor mit Heuballen auf seinem Anhänger am Sonntagnachmittag den unbeschrankten Bahnübergang nahe der Walkmühle überquert, als das mit rund 75 Personen gut besetzte Rhön-Zügle andampfte. Die 17-jährige Traktorfahrerin hatte die herannahende Museumsbahn am Bahnübergang offensichtlich zu spät erkannt. Fahrgäste kamen nicht zu Schaden.
Anhänger abgerissen, Lok entgleist

Die Lok fuhr frontal gegen den Anhänger des Gespanns, woraufhin der Zug entgleiste. Der hintere Teil des Anhängers wurde dabei abgerissen. Das Zügle schob den Anhänger auf dem Gleis vor sich her, die Heuballen verteilten sich breit neben dem Gleis. „Und sofort gab es starke Rauchentwicklung“, sagte Jung, selbst Feuerwehrmann, „kein Wunder bei dieser Trockenheit.“
Als Glück im Unglück bezeichnete er die Tatsache, dass keine Menschen verletzt wurden bei dem Unfall. „Es sind alle wohlauf und wir sitzen im Biergarten!“
Der 64-jährige Lokführer aus Hessen, sein Praktikant sowie die 17-Jährige am Steuer des Traktors erlitten dem Sachstand nach leichte Verletzungen. Sie wurden vom Rettungsdienst erstversorgt und anschließend in ein Krankenhaus gebracht.
60 Einsatzkräfte vor Ort
Durch die Wucht des Aufpralls wurde der Traktoranhänger total beschädigt. Teile der Ladung gingen nach der Kollision in Flammen auf. Rund 60 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren aus Mellrichstadt, Ostheim, Nordheim und Stockheim waren schnell vor Ort und konnten ein Ausbreiten der Flammen verhindern.
Da zunächst nicht auszuschließen war, dass möglicherweise auch Fahrgäste zu Schaden gekommen sind, war der Rettungsdienst vorsorglich mit mehreren Besatzungen vor Ort. Auch das THW befand sich im Einsatz. Die Bergungsmaßnahmen sind umfangreich und nahmen einige Zeit in Anspruch.
Lok unter Dampf: Explosionsgefahr

Die Feuerwehren, die schon tags zuvor wegen eines Flächenbrandes in Ostheim im Einsatz waren, hatten die Lage unter Kontrolle. Die Gefahr eines weiteren Brandes, der umliegenden Wiesen und Feldern war schnell gebannt. „Da die Lok unter Dampf stand, versuchten die Feuerwehrmänner den Kessel zu kühlen. Eine Explosion hätte noch gefehlt“, sagte Jung. Das Gelände war vorsorglich weiträumig abgesperrt.
Der Tourist aus Hessen freute sich aber mit den anderen Zug-Passagieren, dass sie gut versorgt wurden in Ostheim. „Im Biergarten hat uns Bionade kostenlos Getränke verteilt, die Kinder bekamen Süßigkeiten.“
Polizei: Schaden beträchtlich
Nach ersten Erkenntnissen entstand an der Dampflok beträchtlicher Schaden. Die Höhe ist derzeit noch Gegenstand der Ermittlungen, könnte jedoch insgesamt im sechsstelligen Bereich liegen, wertet die Polizei.