Für den Fanclub „Biathlonfreunde Sulzfeld“ gilt dieselbe Marschroute wie für ihre Idole auf der Strecke und am Schießstand: Erfolgreiche Wintersportler werden bekanntlich im Sommer gemacht. Auf die Sulzfelder umgeschrieben bedeutet das: Biathlon-Fan ist man nicht nur bis zum letzten Weltcup im März.
Und besonders Biathlon-Freundschaften sollte man das ganze Jahr über pflegen. Und so machte sich denn am vergangenen Wochenende eine zwölfköpfige Delegation des fast 100 Mitglieder starken Fanclubs aus dem Grabfeld auf in die oberbayerische Biathlon-Hochburg Ruhpolding, genauer gesagt in die Chiemgau-Arena.
Das für die letzte Weltmeisterschaft vor zweieinhalb Jahren fast komplett erneuerte Stadion hat schon drei Weltmeisterschaften und sämtliche Weltcups seit Mitte der 1980er-Jahre erlebt. Dort erhielten die zwölf Sulzfelder eine ganz spezielle Führung. Wenn man so will, ist der Stadionführer sogar Vereinsmitglied.
Ricco Groß, vielfacher Weltmeister und Olympiasieger, gebürtiger Sachse, der seit der Wende in Ruhpolding lebt, ist seit einem Besuch in Sulzfeld vor knapp vier Jahren nämlich Ehrenmitglied der Biathlonfreunde und mit vielen von ihnen gut, mit dem Vorsitzenden Michael Solf sogar sehr gut bekannt und ständig in Kontakt. Weshalb es für Solf auch kein Problem war, den derzeitigen Bundestrainer des B-Kaders für eine Führung zu gewinnen.
Die Gruppe bekam den Kraftraum zu sehen, in dem sich auch das ominöse Laufband befindet, auf dem die Profile sämtlicher Weltcup-Strecken programmiert sind und eine gesamte Strecke mit Anstiegen und Abfahrten simultan gelaufen werden kann.
Über die asphaltierte Original-Weltcupstrecke, die übrigens noch ohne Kühlschläuche auskommt, erreichte die Besuchergruppe aus dem Grabfeld das Schneedepot, in dem auch im Sommer rund 8000 Kubikmeter der weißen Pracht gelagert sind. Nur ein verschwindend kleiner Teil davon schmilzt in den warmen Monaten. In einem schneearmen Winter wird die Reserve zur Streckenpräparierung genutzt.
Ricco Groß verriet seinen Sulzfelder Freunden natürlich nichts Überraschendes, als er die Chiemgau-Arena als seinen „Lieblings-Weltcuport“ bezeichnete, „weil es etwas Besonderes ist, daheim zu zeigen, wer Herr im Haus ist“. Bis zum Weltcup in Ruhpolding, der immer Mitte Januar stattfindet, habe er stets die WM- oder Olympianorm erfüllen wollen. Dabei erklärte er, wie schwierig es sei, sich gezielt auf den Saison-Höhepunkt, entweder WM oder Olympische Spiele, vorzubereiten. Nicht nur auf die persönliche Verfassung komme es an, sondern auch auf die speziellen Bedingungen am Austragungsort, etwa dessen Höhenlage, oder die Art des Schießstandanlaufs, der flach, ansteigend oder abfallend sein könne.
Ricco Groß wurde nach Olympia 2014 in Sotschi vom ersten ins zweite Glied der Nationaltrainer-Gilde zurück versetzt, hat sich aber nicht in den Schmollwinkel zurückgezogen, sondern zusammen mit seinen B-Kader-Sportlern so reingehängt, dass sich alle seine ihm anvertrauten Athleten verbesserten und im so genannten IBU-Cup, quasi die zweite Liga des internationalen Biathlonsports, weit vorne platziert abschnitten. Ein Gespräch führte die Fangruppe aus dem Grabfeld auch mit Ricco-Groß-Schüler Johannes Kühn, auf den der Ex-Champion große Hoffnungen setzt. Er wurde Dritter im IBU-Cup und bekam auch schon einige Einsätze im Weltcup.
„Als kleines Dankeschön überreichten wir Ricco Groß zum Abschied noch ein paar Spezialitäten aus Sulzfeld“, berichtet Michael Solf „und nahmen seinen Auftrag mit zurück in die Heimat, dass wir alle Daheimgebliebenen herzlich von ihm grüßen sollen.“