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WÜRZBURG/RASDORF: Rodelbahn-Unfall noch ein Rätsel

WÜRZBURG/RASDORF

Rodelbahn-Unfall noch ein Rätsel

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    Rodeln auf der Wasserkuppe. Auf der gleichen Bahn der Rhöner Firma Wiegand hat sich ein Zwölfjähriger im Sauerland einen Teil des Beines in Höhe des Unterschenkels abgetrennt.
    Rodeln auf der Wasserkuppe. Auf der gleichen Bahn der Rhöner Firma Wiegand hat sich ein Zwölfjähriger im Sauerland einen Teil des Beines in Höhe des Unterschenkels abgetrennt. Foto: Foto: I. Biscan

    Es ist ein schrecklicher Unfall, der sich am Samstagnachmittag auf der Sommerrodelbahn im Freizeitpark „Fort Fun“ im Sauerland ereignet hat: Ein Zwölfjähriger gerät auf der 1300 Meter langen Strecke mit seinem Fuß zwischen Schlitten und Schiene und reißt sich dabei ein Bein ab.

    „Das war nicht irgendein Unfall. Was dem Jungen passiert ist, ist einfach nur furchtbar und hat uns in der Firma alle sehr mitgenommen. Ihm und seiner Familie gilt jetzt unser vollstes Mitgefühl“, sagt Kai Köberich im Gespräch mit dieser Redaktion. Köberich ist Abteilungsleiter bei der weltweit führenden Rodelbahn-Firma Wiegand aus der hessischen Rhön, jene Firma, die auch die beiden Rodelbahnen auf der Wasserkuppe hergestellt hat und betreibt.

    „Wir bauen Sportanlagen und sind für die technische Sicherheit verantwortlich.“

    Kai Köberich, Rodelbahn-Firma Wiegand

    Noch nie, so sagt Kai Köberich, sei es auf einer der firmeneigenen Rodelbahnen zu einem vergleichbaren Unfall gekommen. Nicht zuletzt deshalb wolle er sich nicht an den Spekulationen beteiligen, die bereits deutschlandweit durch die Medien geisterten und in eigenmächtig angefertigten Skizzen gipfeln würden.

    „Da fragt man sich schon, wie das gehen soll, wenn man nicht unmittelbar dabei war“, sagt der Experte.

    „Wir werden uns in den nächsten Tagen gemeinsam mit dem Betreiber des Fun-Parks, der Staatsanwaltschaft und dem TÜV vor Ort treffen und gemeinsam alles tun, damit der Fall aufgeklärt wird.“

    Technische Defekte, soviel kann Köberich dann aber doch sagen, habe es auf dieser Anlage im Sauerland, die dort seit 2005 betrieben und regelmäßig vom TÜV geprüft werde, noch nie gegeben. Auch keine Unfälle. Und das bei bislang 300 000 bis 400 000 Abfahrten. „Unsere Anlagen sind dort während der Öffnungszeiten täglich zehn Stunden ausgebucht.“

    Wie sicher sind Rodelbahnen eigentlich?

    Damit will Kai Köberich vor allem eines sagen: Rodelbahnen sind nicht per se gefährlich. Denn genau das geht vielen Menschen bundesweit jetzt natürlich im Kopf herum: Wie sicher ist die Sommerrodelbahn bei uns eigentlich? Und ist es die gleiche Bauart?

    Auf der Wasserkuppe in der Rhön, dort wo der inzwischen verstorbene Firmenchef und Tüftler Josef Wiegand 1975 die erste Sommerrodelbahn aufgebaut hat und damit den Grundstein gelegt hat für ein weltweit agierendes Unternehmen mit insgesamt 600 Anlagen und 100 Millionen Abfahrten jährlich, gibt es heute zwei verschiedene Anlagen, eine davon baugleich zur Anlage im Sauerland und seit 1997 in Betrieb.

    Größere Risikobereitschaft

    Der Rhönbob, eben jene Bahn, die auf Schienen läuft, ist genauso beliebt wie sein Vorgänger, eine 700 Meter lange Doppel-Bahn auf der die Schlitten nicht auf Schienen, sondern jeweils in einer Edelstahlwanne den Berg hinab sausen. Die Bahn, auf der der Junge verunglückte, heißt Alpine Coaster, ein Produkt, das es bis nach Brasilien und Korea geschafft hat und weltweit an 230 Standorten betrieben wird.

    „Wir bauen Sportanlagen und kümmern uns um die optimale technische Sicherheit. Wie verantwortungsbewusst sich ein Fahrgast bei der Benutzung der Anlagen verhält, liegt nicht in unserer Hand“, erklärt Köberich. Er beobachte seit einigen Jahren eine gestiegene Risikobereitschaft im Freizeit- und Sportbereich, da sei auch seine Branche nicht ausgenommen. „Früher ist man so einem technischen Gerät mit wesentlich mehr Respekt begegnet, heute werden Sicherheitsvorschriften häufig nicht wahrgenommen oder sogar als als überflüssig abgetan“, beklagt der Rodelbahn-Experte. „Dabei werden die ja nicht zum Spaß gemacht.“

    Unterschätzter Sicherheitsabstand

    Wenn es zu Unfällen komme, dann sei das vorwiegend wegen eines zu geringen Sicherheitsabstandes. Ende der Woche, so schätzt er, könne man eventuell schon mehr zu dem bundesweit viel beachteten Sommerrodel-Unfall im Sauerland sagen. Sachliche Aufklärung habe jetzt oberste Priorität.

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