Außerhalb der gewöhnlichen Öffnungszeiten heben sich deshalb am Mittwoch, 30. Mai, die Schranken und machen den Weg über Panzerstraßen frei zum Maria Ehrenberg. Zu den Wallfahrtsorten, von denen während der Mainfrankentour live berichtet wird, kommt der Maria Ehrenberg neben Walldürn (Lkr. Neckar-Odenwald-Kreis) oder Dettelbach (Lkr. Kitzingen) eher bescheiden daher. Dennoch ist er der drittgrößte in Unterfranken.
Wobei, wie gesagt, der Weg dorthin eher staubig und beschwerlich ist. Den 674 Meter hoch gelegenen Wallfahrtsberg schon im Blick, steht den Pilgern ein beeindruckender Gebetsweg hoch zur Wallfahrtskirche vor Augen: 252 Stufen führen hinauf, zwei Stufen weniger als vor der umfangreichen Sanierung der barocken Treppenanlage im Jahr 2003. Hinauf zur „Gnadenstätte der Mutter der Barmherzigkeit“.
Die Himmelsleiter hinauf
„Himmelsleiter“ wird die vom Fuldaer Fürstabt Adolph von Dalberg 1736 errichtete Treppenanlage genannt. Den Rosenkranz betend, ziehen die Wallfahrer die Treppe hinauf und überwinden dabei auf 300 Metern einen Höhenunterschied von 65 Metern. Stufe für Stufe wird ein „Ave Maria“ gebetet. Willkommen ist die Pause beim Beten des „Vaterunser“ an einer der drei Marienstatuen auf den Absätzen der Treppenanlage.
Eine Legende erzählt, dass die auf dem Ehrenberg verehrte Madonnenfigur immer wider auf den Berg zurückgekehrt sei. Mehrmals habe sie einst ein Schäfer in die benachbarten Gotteshäuser nach Kothen und Motten gebracht. Doch am nächsten Tag sei sie wieder auf dem Berg gewesen. Der Wallfahrtsort wird 1521 erstmals schriftlich genannt. Mit Zustimmung des Fuldaer Fürstabtes wird ein „Heyligenstock“ auf dem Ehrenberg errichtet.
Von einer kleinen Holzkapelle ist ein Jahr später die Rede. Im 20. Jahrhundert kamen dann die Militärs: 1937 planten sie den Truppenübungsplatz: mittendrin die Wallfahrtskirche. Sie sollte Panzern und Schießplätzen weichen, die Treppenanlage zum nahe liegenden Kloster Volkersberg gebracht werden. Der damalige Pfarrer von Kothen, ein Oberstleutnant und ein General kippten jedoch die Entscheidung gegen die Wallfahrtsstätte. Am 8. Februar 1938 fiel zwar der erste Schuss auf dem Übungsplatz. Doch die Marienfigur blieb auf dem Ehrenberg und überstand nach Kriegsende auch den Kanonendonner der US-Armee. Seit 1994 ist die Bundeswehr für den Zugang zur Wallfahrtskirche verantwortlich.
Nach den Plänen des Würzburger Dombaumeister Hans Schädel wurden 1959 der neue Chorbau auf dem Maria Ehrenberg und die moderne Wallfahrtskirche errichtet. Unter dem verstorbenen Pfarrer Lothar Kirchner wurde der Wallfahrtsort an die Stromversorgung angeschlossen.
Strom und Toilette
Toilettenanlagen wurden gebaut und ein frei stehender, 14 Meter hoher Glockenturm neben die Kirche gestellt.
Die Beliebtheit des Wallfahrtsortes ist ungebrochen – allein zum Wallfahrtsfest Mariä Himmelfahrt kamen im vergangenen Jahr rund 7000 Gläubige. Der Wallfahrtsort hat eine Attraktivität, die sicher auch mit der Lage im Truppenübungsplatz zusammenhängt, weswegen der man die Reihe „Wallfahrt in Mainfranken“ des BR damit eröffnen möchte, sagt Wallfahrtspfarrer Michael Krammer.
Krammer überlegt deshalb nur kurz, als er den Anruf des BR am 6. November erhält. „Das ist der Zug, auf den wir springen müssen“, sagt er. Der 36-Jährige möchte mit der PR-Veranstaltung auf den kleinen Wallfahrtsort aufmerksam machen. Sofort wies er Stefan Kirchner, Redakteur und Projektleiter beim BR, sofort hin: „Das Allererste, was wir machen müssen, ist die Klärung mit der Bundeswehr!“
Denn die Öffnungszeiten der Wallfahrtskirche sind klar mit der Wehrbereichsverwaltung in München abgesprochen. Generell ist die Kirche vom 1. Mai bis 31. Oktober geöffnet, aber nur an Sonn- und Feiertagen (außer Christi Himmelfahrt und Fronleichnam) von 9.45 bis 17 Uhr. Während der Woche ist der Zugang zur Wallfahrtskirche nur nach vorheriger Rücksprache mit dem Pfarramt in Kothen möglich. Überhaupt keine Probleme mit der Bundeswehr und sehr viel Entgegenkommen bei der Planung der Veranstaltung gab es vonseiten der Bundeswehr, sagt Eberhard Schellenberger, Redaktionsleiter und Moderator der Tour.
Vorfreude auf die Veranstaltung
Wie Pfarrer Michael Krammer freut er sich auf die Veranstaltung und erwartet einen „großen Andrang“. Das ist genau das, was Pfarrer Krammer möchte: „Die Plattform bekommen und darüber hinaus die Menschen ansprechen. Der Wallfahrtsort lebt von den Menschen, die dorthin kommen, um sich mit anderen zu treffen und gemeinsam ihre Anliegen vor Gott und vor Maria zu tragen“.
Besonders beten die Gläubigen inmitten des militärischen Sperrgebietes und nur wenige Kilometer entfernt von der früheren deutsch-deutschen Grenze um Frieden und Einheit. Das Wallfahrtsjahr beginnt am 1. Mai mit der „Gelobten Wallfahrt“ der Gläubigen aus den Heimatpfarreien Kothen, Motten und Speicherz, die an das Ende des Zweiten Weltkrieges erinnert.
Für Mittwoch, 30. Mai, ist ein Bühnenprogramm vorbereitet. „Was bedeutet es für einen Ort, eine Wallfahrtskirche zu haben?“ wird nur eines der Themen sein. Eingeladen sind der Leiter der Kommandantur des Truppenübungsplatzes, Oberstleutnant Hans-Joachim Gehrlein, sowie der ehemalige Pfarrer Peter Pretscher. Zusagen gibt es jedoch noch von keinem der beiden. Und natürlich werden auch jene vertreten sein, die den Wallfahrtsort zu dem gemacht haben, was er ist: die Wallfahrer. Dazu gehören Wallfahrtsführer Alfred Saam aus Burkardroth (Lkr. Bad Kissingen) und Vertreter der Wallfahrtsgruppen aus Oberleichtersbach (Lkr. Bad Kissingen) und Weyhers (Lkr. Ebersburg).
Ab 12 Uhr gibt es eine Live-Sendung. Führungen und ein Unterhaltungsprogramm sind vorgesehen. Der Abschluss ist eine Messfeier in der Wallfahrtskirche.