Ein bescheidenes Schild im ersten Stock des Sandberger Rathauses verweist auf die neue Mitarbeiterin Sabine Nasner. Sie ist "Fachkraft für die Walddörfer Senioren". Seit 1. Oktober lernt sie die Menschen in den Walddörfern kennen und wird gemeinsam mit Bürgermeisterin Sonja Reubelt Angebote für ältere Mitbürger entwickeln, Vorhandenes unterstützen und bündeln, und vor allem bereits aktiven Ehrenamtlichen zur Seite stehen.
Dass die Walddörfer einen "Kümmerer" für eine aktive Seniorenarbeit benötigen, war eine Erkenntnis aus dem Bürger- und Expertenworkshop, der im November vor einem Jahr stattfand. Daraufhin wurde Bürgermeisterin Reubelt aktiv, schrieb ein Konzept und bewarb sich um eine Förderung durch das Bayerische Sozialministerium. Die Genehmigung, einen "Kümmerer" einzustellen, bekam die Gemeinde im Sommer diesen Jahres. 80 000 Euro bekommt die Gemeinde Sandberg auf vier Jahre verteilt, als Anschubfinanzierung für das Projekt.
Für alles fünf Ortsteile der Walddörfer zuständig
Der offizielle Titel lautet "Quartiersmanager" und ist angelehnt an die städtebauliche Entwicklung eines baulich abgrenzten Quartiers, für das ein Manager zuständig ist. In den Walddörfern gibt es keine räumliche Abgrenzung, Sabine Nasner ist für alle fünf Ortsteile zuständig. Daher hat sie gleich zu Beginn ihrer Tätigkeit diesen eindeutigeren Titel gewählt.
Drei große Themenfelder ergab der Workshop: Soziales Miteinander – gesellschaftliche Teilhabe, Infrastruktur, Pflege und Betreuung sowie Wohnen in der Gemeinde Sandberg. Diese wurden in das Konzept übernommen und sind jetzt die Schwerpunkte für die Arbeit von Sabine Nasner. "Uns geht es darum, ein selbstbestimmtes und selbstständiges Leben auch im Alter zu fördern", fasste sie zusammen.
Fragebogen an die Bevölkerung herausgeben
Es soll allerdings nicht alleine der Bürger- und Expertenworkshop für die künftigen konkreten Projekte ausschlaggebend sein. In einem ersten Schritt planen die Bürgermeisterin und Sabine Nasner, einen Fragebogen an die Bevölkerung herauszugeben, in dem die Wünsche, Bedürfnisse, Vorstellungen und Ideen abgefragt werden. Darüber hinaus möchte Sabine Nasner speziell die über 70-Jährigen besuchen und mit ihnen über ihrer Anliegen sprechen. "Natürlich nur nach vorheriger Anmeldung. Ich biete Hausbesuche an, aber niemand ist gezwungen, daran teilzunehmen." Natürlich wünschen sich Reubelt und Nasner eine möglichst große und rege Beteiligung, um die Angebote maßgeschneidert entwickeln zu können.
Wichtig ist beiden zu betonen, dass von Seiten der Gemeinde keine Konkurrenz zu bestehenden Angeboten entstehen soll. Im Gegenteil. "Es geht um die Unterstützung der Ehrenamtlichen, um Beratung und Hilfestellung", sagte Nasner. Wichtig sei dabei auch die Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden. Zudem unterliege sie der Schweigepflicht, was gerade für persönliche Gespräche unter Umständen von Bedeutung sei.
Thema Mobilität steht an erster Stelle
Reubelt und Nasner gehen davon aus, dass das Thema Mobilität derzeit an erster Stelle stehen wird. Einerseits gehe es um eine bessere Bekanntgabe und Nutzung der bestehenden Möglichkeiten des Öffentlichen Personennahverkehrs. Damit das möglich wird, plant Nasner einen seniorengerechten Fahrplan speziell für die Route der Walddörfer nach Bischofsheim zu erstellen, der besser lesbar und verständlicher ist, als bestehende Publikationen.
Da heute schon klar sei, dass nicht alle Bedürfnisse über den Öffentlichen Personennahverkehr abzudecken sein werden, soll das Thema Bürgerbus aufgegriffen werden. Wie groß der tatsächliche Bedarf sein wird, soll über die Fragebogenaktion konkretisiert werden. Ein Bürgerbus könne Fahrten zum Einkaufen, zum Arzt oder Gottesdiensten abdecken, innerhalb der Walddörfer und nach Bischofsheim. Eine Frage werde auch sein, ob die Bürger, in Zeiten von Individualverkehr und Individualität, solch ein Angebot annehmen möchten. "Wir werden unter Umständen auch sensibilisieren und aufklären müssen", meinte Reubelt.
Verantwortliche hoffe auf eine große Beteiligung
Der neu gegründete Caritas-Verein, dessen kommissarische Vorsitzende Sonja Reubelt derzeit ist, hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine Senioreneinrichtung zu schaffen, um Tagespflege und möglicherweise betreutes Wohnen anzubieten. Über die "Fachkraft für Walddörfer Senioren" soll der große Komplex Pflege allerdings schon jetzt aufgegriffen werden, sei es über Angebote für Pflegende, Vorträge und Kurse wie beispielsweise Sturz-Prävention oder Seniorengymnastik. "Im Moment sammle ich Ideen", sagte Nasner und möchte die Bedürfnisse anhand der Fragebogenaktion ausrichten. Kümmern möchte sie sich um einen Pflegeentlastungsnachmittag in den Walddörfern.
Bürgermeisterin Sonja Reubelt und Sabine Nasner hoffen auf eine große Beteiligung speziell der Senioren, aber auch der jüngeren Generationen. Denn gut versorgte Senioren würden die Familien entlasten und so der gesamten Bevölkerung zu Gute kommen.