Sie haben eine Furcht einflößende Größe und eine Kraft, die das stärkste Herrchen aus seinen Schuhen ziehen könnte, aber sie gelten als freundlich, sensibel, anhänglich und wachsam: Deutsche Doggen, die sanften Riesen unter den Hunden, waren am Sonntag in Wülfershausen zu Gast.
Auf dem Gelände des Gebrauchs- und Schutzhundesportvereins in Wülfershausen veranstaltete die Kynologische Gesellschaft für Deutsche Doggen eine Spezial-Ausstellung für Teilnehmer aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Tschechien und sogar Spanien. Wertungsrichter Milan Stourac aus der Tschechischen Republik hatte 36 Tiere zu beurteilen.
Edle Gesamterscheinung
Die Bewertungen sind für Hunde ebenso aufregend wie für ihre Besitzer, hauptsächlich Züchter, die gute Noten für ihre Zuchtpapiere benötigen. Die Deutsche Dogge ist eine der größten Hunde, die Widerristhöhe muss bei Rüden mindestens 80 Zentimeter betragen, bei Hündinnen mindestens 72. Während ein weibliches Tier 50 bis 65 Kilogramm auf die Waage bringt, erreichen Rüden ein Gewicht von bis zu 95 Kilo.
In der Beschreibung der Rassemerkmale heißt es: „Die Deutsche Dogge vereinigt in ihrer edlen Gesamterscheinung, bei einem großen, kräftigen und wohlgefügten Körperbau, Stolz, Kraft und Eleganz. Durch Substanz, gepaart mit Adel, Harmonie der Erscheinung, mit einer wohlproportionierten Linienführung sowie mit ihrem besonders ausdrucksvollen Kopf wirkt sie auf den Betrachter wie eine edle Statue. Sie ist der Apoll unter den Hunderassen.“ Das schätzte schon Reichskanzler Otto von Bismark, ein prominenter Liebhaber der Deutschen Dogge.
Den familienfreundlichen Charakter der Hunde bestätigen die Aussteller, darunter Heiko Wagner, Tierarzt und Vorsitzender des Veranstalters. Es seien sehr „freundliche Gebrauchshunde“, sie müssten jedoch, wie alle Artgenossen, erzogen werden. „Sie passen auf ihre Familie auf“, so Wagner, der mit Doggen aufgewachsen ist. In Wülfershausen erringt er mit Gelida und Abano vom Hause Wagner zweimal den zweiten Platz.
Tina Schuder aus Saarwellingen im Saarland ist ebenfalls mit den großen Hunden groß geworden. Sie hat zwei Kinder und freut sich über den Familienhund, der sehr selten bellt, aber trotzdem auf „sein Rudel“ gut aufpasst. Ihr Hund lässt sich von den Kindern fast alles gefallen und ist, wenn sie spielen, immer mittendrin.
Feuchte Schnauze
Da sie mit der Familie in einem großen Haus mit Garten wohnt, haben die Tiere viel Auslauf und einen eigenen Wohnbereich im Keller. Dass sie immer feucht um die Schnauze sind, stört sie nicht. „Wir haben überall Handtücher herumliegen“, berichtet sie. Eigentlich hatte ihr Mann eine Katze gewollt, aber sie konnte ihn für die Doggen begeistern. Hund statt Urlaub heißt es nun oft bei den Schuders.
17 Deutsche Doggen und 29 Welpen besitzen Andrea und Frank Hilmer, die aus der Nähe von Alicante in Spanien nach Wülfershausen angereist sind. Früher hat Frank Hilmer Schäferhunde gezüchtet, stieg dann aber um auf die ruhigeren Deutschen Doggen, deren Spieltrieb nicht so ausgeprägt ist. „Sie sind einfach gemütlicher, haben tolle Charaktereigenschaften und ein tolles Gemüt“, findet Andrea Hilmer. Sie hofft, dass durch den neuen Film „Marmaduke“, bei dem eine Deutsche Dogge die Hauptrolle spielt, eine ähnliche Modewelle entsteht wie nach dem Film „101 Dalmatiner“. Allerdings sollte jeder, der sich einen so großen Hund zulegen will, bedenken, dass man ihn kaum überallhin mitnehmen kann. In einem Restaurant nimmt er zu viel Platz weg, außerdem würde er beim Aufstehen glatt den Tisch hochheben.
Pokale gab es am Ende für die drei Doggen mit den besten Rassemerkmalen der Varietäten (Gelb und Gestromt, Gefleckt und Schwarz sowie Blau). Bayernsieger mit Anwartschaft auf den Deutschen Champion und den Verbandschampion wurden Anna vom Herstallturm (Spanien), Chardonnay Catley Ranch (Slowenien) und Aperoll vom Kralstein aus Österreich.
Ach ja, gelobt wurde am Ende die Organisation, die in den Händen von Helga und Klaus Geßner aus Reyersbach lag. Und der schöne, weiträumige Platz gefiel Vierbeinern, Herrchen und Frauchen ebenfalls.