Das ehemalige Pfarrhaus in Sondheim vor der Rhön ist ein imposantes Gebäude, im Jahr 1804 gebaut als Gutshaus für die örtlichen Pfarrer, die das Pfarrgut mit 23 Hektar damals selbst bewirtschafteten. Doch von der Pracht vergangener Jahre ist nicht viel übrig geblieben. Das große Haus am Kirchberg, das versteckt hinter dem Gemeindehaus und in Nachbarschaft zur St. Michaelskirche liegt, steht seit 2007 leer und ist stark renovierungsbedürftig. Die Kirchengemeinde plant die Sanierung seit vielen Jahren, jetzt kommt endlich Bewegung in das Projekt.
Pfarrerin Christel Kupfer stand die Freude ins Gesicht geschrieben, als sie am Donnerstag Vertreter von Ämtern und Behörden, die sich mit Förderungen am Großprojekt beteiligen, in Sondheim begrüßen durfte. "Alle Bescheide und Genehmigungen liegen vor, jetzt können wir unser langersehntes Bauprojekt endlich präsentieren", sagte sie strahlend. Im ehemaligen Pfarrhaus werden drei Wohnungen entstehen, und auch das Pfarrbüro wird hier untergebracht. Für die Gemeinde ist das Projekt auch ein wichtiger Baustein bei der Innenentwicklung: Es wird neuer Wohnraum geschaffen, und das marode Gebäude im Ortskern wird wieder in ein schönes Anwesen verwandelt.
2017 kam Bewegung in das Sanierungsprojekt
Bis 1975 wurde das Gebäude noch als Pfarrhaus genutzt. Dann stand es leer. Die Kirchengemeinde erwarb das Haus mit Garten 1977 und arbeitete damals schon an Nutzungskonzepten, die allesamt im Sande verliefen. 2013 scheiterte ein neuer Anlauf an der Finanzierung. 2017 dann endlich der erhoffte Durchbruch: Über das Projekt "Wir schaffen Herberge" der Evangelischen Landeskirche in Bayern, das den Grundstock für die Finanzierung lieferte, wurde ein Konzept entwickelt, wie sich die aufwendige Sanierung stemmen lässt. 2019 übernahm Architekt Dominik Wukowojac aus Mellrichstadt die Planung, in Januar 2021 wurde schließlich der Bauantrag eingereicht. Die Finanzierung steht, der Baustart soll im kommenden Jahr erfolgen. 2023 können dann, wenn alles nach Plan verläuft, die Mieter einziehen.
Die drei Wohnungen werden für Familien mit Migrationshintergrund errichtet, diese Kondition ist Grundlage für die Förderung von 500 000 Euro der AG Herberge der Landeskirche und wird auf 20 Jahre festgeschrieben. Die Summe stammt aus Kirchensteuer-Mehreinnahmen von 20 Millionen Euro im Jahr 2015, wurde von der Landeskirche in Sondervermögen umgewidmet und darf nur für geflüchtete Menschen ausgegeben werden.
Ortsbildprägendes Gebäude mit großer Außenanlage
Natürlich ist bei der Sanierung auch das Landesamt für Denkmalpflege mit 490 000 Euro im Boot, da es sich um ein ortsbildprägendes und historisch wertvolles Gebäude handelt, wie Architekt Dominik Wukowojac in seiner Präsentation deutlich machte. Die Gestaltung der Außenanlage mit der Sanierung von Natursteinmauern und Treppen ist da noch das Tüpfelchen auf dem i. Die Aufarbeitung der Geschichte des ehemaligen Pfarrhauses hat übrigens Karl Zeitel, Pfarrer in Ruhestand, übernommen.

1,64 Millionen Euro werden in das historische Pfarrhaus samt Außenanlage fließen – kein Pappenstiel, das ist allen Beteiligten bewusst. Neben den Zuschüssen der AG Herberge und der Denkmalpflege beteiligen sich die Evangelische Landeskirche mit 100 000 Euro, das Amt für ländliche Entwicklung mit 188 000 Euro und der Landkreis Rhön-Grabfeld mit 26 000 Euro. Für den Einbau der neuen Pellet-Heizung winkt eine Förderung von 46 200 Euro. Die Kirchengemeinde Sondheim muss letztendlich noch 290 000 Euro an Eigenmitteln aufwenden.
Die Voruntersuchungen zum Zustand der Bausubstanz sollen in den kommenden Monaten abgeschlossen werden. Gibt es Schäden am Fachwerk im Untergrund und wenn ja, wie hoch fallen sie aus? Eine dringliche Frage ist auch, wie sich der Markt in der Bauphase präsentiert – Stichwort Handwerker- und Materialmangel. Beim Blick ganz nach oben ist der Architekt zuversichtlich, dass sich die Schäden in Grenzen halten: In den 1960-er Jahren war das Dach neu gemacht worden.
Gemeinde ist stolz auf die Innenentwicklung von Sondheim
Für Carolin Menz, lange Jahre Vertrauensfrau im Kirchenvorstand und von Anfang an mit dem Sanierungsprojekt vertraut, geht mit Beginn der Arbeiten ein Traum in Erfüllung. Als ehrenamtlich Beauftragte des Kirchenvorstands für das Sanierungsprojekt steckt sie weiterhin ihre Schaffenskraft in das Großprojekt, unterstützt von Stefanie Scherf. Bürgermeister Thilo Wehner dankte den beiden Frauen für ihren Einsatz, der dem ganzen Dorf zugute komme. "Für das Ensemble Bibelgarten, Gemeindehaus und Kirche wird das sanierte Pfarrhaus eine gelungene Abrundung", so der Gemeindechef. Dazu komme noch, dass von privater Seite ein Wohnhaus am Kirchberg-Aufgang saniert wurde. "Die Innenentwicklung schreitet voran, so dass wir stolz auf die Weiterentwicklung unserer Gemeinde schauen können", freute sich Wehner.
An diesem Samstag haben interessierte Bürger die Gelegenheit, das ehemalige Pfarrhaus zu besichtigen und sich über das Sanierungsprojekt zu informieren. Von 16 bis 18 Uhr stehen die Türen dazu offen.
