Für Motorradfahrer gilt die Rhön im Grenzgebiet zwischen Bayern, Hessen und Thüringen mit ihren Traumstraßen umgeben von Wäldern, Wiesen und sanften Kuppen als ein wahres Eldorado. Inmitten dieser beeindruckenden Kulisse auf der Wasserkuppe folgten tausende Harley-Davidson-Riders wieder dem Aufruf zur vierten Auflage des Charity-Events „Friendship Ride Germany“. Dieses Treffen der Harley-Fahrer findet statt zu Gunsten der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke.
Regina Kremer versteht kein Wort. „Was hast du gesagt?“, ruft die Organisatorin laut ins Telefon. Schließlich legt sie doch auf, weil sie nichts versteht. Wohl zu keinem anderen Zeitpunkt im Jahr ist es auf der Wasserkuppe lauter, drängen sich mehr Menschen durch die schmalen Straßen bis zum Radom, dem Wahrzeichen auf dem höchsten Punkt der Rhön.
Aus allen Richtungen dröhnen die Motoren der Harleys mit ihrem tiefen Klang, der so markant in den Ohren hallt. Pausenlos fliegen die Motorflieger des angrenzendes Flugplatzes im Tiefflug über das Gelände, es liegt ein Geruch nach Treibstoff und Auspuffgasen in der Luft.
Das Telefon von Regina Kremer klingelt schon wieder. Kremer ist eine der Organisatorinnen, die hinter der Veranstaltung steht, seit Monaten plant, Termine koordiniert und 150 freiwillige Helfer motiviert. Aber sie hat schon Erfahrung, denn es ist bereits das vierte große Harley-Treffen auf der Wasserkuppe. Zum vierten Mal sorgt sie mit ihrem H.O.G Chapter Fulda-Rhön dafür, dass nichts dem Zufall überlassen bleibt. H.O.G. steht für Harley Owners Group, also für eine Gruppe von Harley-Besitzern.
1980 hat der 1903 in Milwaukee in den Vereinigten Staaten gegründete Motorradhersteller Harley Davidson in den USA eine große Veranstaltung wie diese ins Leben gerufen. Bis heute werden traditionell alle Einnahmen aus diesen Großveranstaltungen an Vereine und Forschungseinrichtungen gespendet. Inzwischen hat sich die Gesamtsumme auf über 25 Millionen Dollar summiert.
Seit 2005 findet die Veranstaltung auch in Deutschland statt. Schnell hat das Unternehmen festgestellt, dass die Rhön dafür besonders gut geeignet ist. Neben der traumhaften Kulisse, der verkehrstechnisch sinnvollen Lage in der geografischen Mitte Deutschlands hat bei der Entscheidung bestimmt auch eine Rolle gespielt, dass das Harley-Chapter Fulda-Rhön das mitgliederstärkste in Deutschland ist. In einem Chapter versammeln sich Harley-Fahrer einer Region, das Chapter von Regina Kremer zählt über 500 Harley-Davidson-Fahrer. Mehr als 150 von ihnen waren als freiwillige Helfer bei der dreitägigen Veranstaltung dabei.
„Wohl 30 000 Menschen
werden an den drei Tagen hier gewesen sein“
Regina Kremer vom Harley-Chapter Fulda Rhön
Harley-Davidson-Fahrer wie interessierte Besucher zog es am Wochenende gleichermaßen auf die Wasserkuppe, wie viele Menschen da waren, darüber kann auch Kremer nur vermuten. „Wohl 30 000 Menschen werden an den drei Tagen wohl hier gewesen sein“, schätzt die Geschäftsfrau aus Fulda, die mit ihrem Mann einen eigenen Harley-Davidson-Vertrieb führt.
Die Besucher waren gut beraten, viel Zeit einzuplanen, zu bestaunen gab es während der drei Tage viel. In der Zeltstadt „Harley Village“ traf man sich, um über die große Motorrad-Leidenschaft zu diskutieren. Wenige hundert Meter weiter erlebten die Zuschauer die atemberaubende Shows von Stuntprofi Rainer Schwarz, der waghalsige Manöver vorführte. Auf der überdachten Bühne sorgten acht Bands für gute Stimmung.
Am Sonntag feierten die Biker mit Pastor Holger Biehn und Monsignore Christoph Steinert einen Motorradgottesdienst, bevor am Nachmittag bei der großen Parade tausende Harley-Davidson-Fahrer gemeinsam die Rhön durchquerten.