Bereits am Donnerstag reiste ein Teil der Frauenmannschaft des SC Bad Königshofen an, um das erste Spielwochenende der neuen Saison zu absolvieren. Teamfördernde Maßnahmen waren geplant, dazu der Besuch eines BR-Fernsehteams.
Beim Brunch stärkten sich zunächst im Hause Müller in Kleinbardorf Dina Belenkaya, Alexandra Obolentseva, Polina Shuvalova, Anastasia Savina, Maria Schöne und die Neue im Team, Olga Babij. Gemeinsam mit Martina und Jürgen Müller sowie Sohn Alexander, der auch Teamcoach ist. Mit dabei waren zudem Susanna Gaboyan, Viktoria Radeva und Irene Sukandar von Kiss Chess aus Bad Kissingen, die unterstützt werden, um möglichst den Aufstieg in die Frauenbundesliga zu schaffen. Auf Kalorien achtet niemand, denn die bis zu sechs Stunden dauernden Partien im Schachsport sind sehr anstrengend.

Gemeinsames Übernachten bei der Familie Müller in Kleinbardorf
Maria Schöne, an diesem Wochenende einzige Spielerin mit Muttersprache deutsch, blickt auf zehn Jahre beim SC Bad Königshofen zurück und erinnert sich noch gut an ihren ersten Fototermin auf dem Marktplatz bei einem Bürgerfest. Dass diese Mannschaft zweimal Deutscher Meister werde, habe sie damals nicht gedacht. Entspannend findet sie es, dass die Mannschaft an den Heimspielwochenenden bei der Familie Müller übernachtet. Besser als in einem Hotel, wo jede in ihrem eigenen Zimmer verschwindet.

Der Haushalt ist auf viele Gäste eingestellt, überall gibt es Schlafplätze. Nur vor der Dusche entsteht morgens eine Warteschlange. "Ich habe viel über Russland und andere Kulturen gelernt", berichtet Schöne, die auch nach vielen Jahren immer noch vom Schach fasziniert ist. "Das kann man in jedem Alter spielen, es hält den Geist fit und macht Spaß."
Verständigung auf Deutsch, Russisch und Englisch
Teamgeist ist wichtig, darüber sind sich alle einig. Obwohl am Ende jede allein am Brett sitzt und kämpfen muss. Taktiken besprechen, sich gegenseitig trösten oder motivieren, gemeinsam lachen, das schweißt zusammen und spornt zu Bestleistungen an. Gesprochen wird Russisch, Englisch und Deutsch, irgendwie verständigen sich alle und geben sich gegenseitig Sprachunterricht. Die Russinnen geben die Sätze zum Besten, die sie auswendig gelernt haben, wie "Mein Name ist…" oder "Die Apotheke ist heute geschlossen." Manchmal übersetzt Savina, die Deutsch mit französischem Akzent spricht.

Die Neue, Olga Babij, hat sich gleich in die unkonventionelle Gruppe eingefügt und kennt wahrscheinlich schon alle Späße rund um ihren Namen. "Wir brauchen keine Barbie, wir brauchen Ken", war der spontane Ausspruch von Shuvalova, amtierende U18 Weltmeisterin, als sie von der Ukrainerin hörte. Die 30-jährige Babij aus Ternopil bekam von ihren Eltern als Fünfjährige ersten Schachunterricht, der Vater ist Internationaler Meister, die Mutter Internationaler Meister weiblich, sie selbst ist Großmeister weiblich. Etwas Deutsch hat sie in der Schule gelernt, einiges kam dazu durch ihre Spielertätigkeit in München in der 2. Bundesliga. Am Sonntag gewann sie ihre erste Partie für den SC Bad Königshofen – ein erfolgreicher Einstand. Eigentlich hat sie an der Economy University studiert und ist Softwareingenieur, aber Schach ist ihr Lebensmittelpunkt.
Eine jede hat ihre besonderen Rituale vor Spielbeginn
Wie bereiten sich die Frauen auf die Spiele vor? Die zu erwartenden Gegnerinnen haben bestimmte Vorlieben für Eröffnungen und Taktiken, das kann man mit Hilfe des Internets studieren, außerdem kennen sich viele der Spielerinnen bereits. "Vor einem Spiel bin ich angespannt, aber nicht aufgeregt", verrät Schöne. Mit bestimmten Ritualen wird der Anspannung entgegengewirkt. Vereinsvorsitzender Jürgen Müller verteilt vor Spielbeginn Schokolade als Nervennahrung. Savina rückt erst mal die Figuren zurecht, damit alle "schön dastehen", und steckt sich zwei Ringe von ihrer Tante an. Dina trägt grundsätzlich High Heels, um den Frauen-Spirit zu repräsentieren. Babij schreibt mit einem weißen Kugelschreiber, wenn sie Weiß hat, und mit einem schwarzen bei Schwarz.

Am Freitag schlüpften erst einmal alle in ihre Sportschuhe, denn es ging samt Fernsehteam in die Kletterhalle zu einer besonderen, teambildenden Maßnahme. Entspannt startete man am Samstag um 14 Uhr in die erste Runde der Saison, am Sonntag folgte die zweite. Im Dezember trifft man sich dann in Erfurt wieder.