Unter einem sogenannten Gothic-Treffen stellt man sich vielleicht klischeehaft ausschließlich eine Versammlung dunkler Gestalten in schwarzen Umhängen und mit schwarz geschminkten Augen vor. Dass dies jedoch nicht so ist, berichten der aus Münnerstadt kommende Max Knauff und die aus Wollbach stammende Anna Kiefer, die am Pfingstwochenende zwei von 21 000 Tickets für das 22. Wave-Gothic-Treffen in Leipzig besaßen.
Der Münnerstädter erklärt, dass auf dem „WGT“ ein schönes Miteinander der verschiedensten Menschen aus der ganzen Welt herrsche. „Das Treffen ist etwas ganz Besonderes, da es eben kein klassisches Festival ist“, erzählt er. „Es findet nicht auf einem großen Campinggelände mit ein paar Bühnen statt, sondern zieht sich durch die ganze Stadt.“ Dieses Szene-Treffen, das seit 1992 in Leipzig stattfindet, besuchen Anhänger verschiedenster Strömungen, wie Wave, Punk oder Metal.
Für jeden etwas dabei
Anna Kiefer und Max Knauff zeigen sich vor allem begeistert davon, dass das Programm über ganz Leipzig verteilt ist. „Für jeden ist etwas geboten.“ So gibt es einen Mittelaltermarkt, auf dem man Dudelsackmusik lauschen könne, aber auch ein Viktorianisches Picknick, bei dem sich die Menschen in teils pompösen Kostümen träfen.
Das Rahmenprogramm bietet weitere kulturelle Höhepunkte: Neben Vorstellungen der Rocky-Horror-Picture-Show, Horrorfilmen in den Kinos oder den Friedhofsgeflüster-Rundgängen auf dem alten Leipziger Friedhof finden auch Aufführungen von Wagner-Opern, Lesungen sowie Führungen durch die verschiedenen Museen statt. Der Haupttreffpunkt der Besucher waren die Hallen auf dem Agra-Messegelände. Dort gab es Verkaufsstände für jeden Geschmack sowie zahlreiche Konzerte.
Metal aus Mellrichstadt
Beim Wave-Gothic-Festival aufgetreten ist auch der Mellrichstädter Markus Stock mit seiner Horror-Metal-Band „The Vision Bleak“. Zusammen mit seinem thüringischen Kollegen Tobias Schönemann spielte er am Samstagabend im Kohlrabizirkus vor rund 2000 Anhängern. Die Inspiration für ihre Texte nehmen die Musiker aus Horrorfilmen und der Literatur.
Knauff und Kiefer empfanden das Wochenende als schönen Urlaub: „Wir können dieses Treffen auch Menschen empfehlen, die nicht aus der Szene kommen“, versichern die Beiden. Besonders gefällt ihnen das „schöne Miteinander“. Sie müssen es wissen, sie waren nun schon zum dritten Mal beim Festival dabei. Obwohl Leute auch als Wikinger verkleidet mit Schwert umherlaufen, sei alles total friedlich. Am entspanntesten empfinden sie das heidnische Dorf – „dort haben wir in Ruhe Met getrunken und der Musik zugehört.“
Früher ist Max Knauff Skateboard gefahren und hat Punk-Musik gehört. „Das ist mir dann aber zu langweilig geworden.“ Zwischen 16 und 18 Jahren hat er begonnen, Metal-Musik zu hören und auf Festivals zu gehen. Nach und nach sind immer mehr Freunde auf den Metal-Zug aufgesprungen, und „wir haben als Gruppe bei den Konzerten mehr Spaß“, erklärt er. Und natürlich war das jährlich im Juni zwischen 2006 und 2009 stattfindende Open Air „Queens of Metal“ in Kleinwenkheim ein Pflichttermin für ihn und seine Freunde.
Max und Anna freuen sich auf jeden Fall schon jetzt auf das Treffen der Szene im nächsten Jahr in der sächsischen Metropole.
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