(mel) Zum 18. November schließt die Schlecker-Filiale in Niederlauer ihre Pforten. Unverständnis, Verärgerung und Trauer begleiten die Schließung im Ort, nach dem schon der Igros–Lebensmittelmarkt Ende 2008 geschlossen hatte. Eine gravierende Einschränkung für den Ort mit rund 1300 Einwohnern, der zum Glück noch eine eigene Bäckerei hat.
Der Grund für die Schließung liegt offensichtlich in internen Umstrukturierungsmaßnahmen der Firmenkette. „Schlecker schließt seine kleineren Filialen, um neue, große XL-Märkte zu eröffnen und somit noch konkurrenzfähiger zu sein“, weist Gemeinderat Felix Lins auf seine Internetrecherche hin, die auch von deutlichen Verschlechterungen für die Schlecker-Mitarbeiter berichtet.
Gerhard Knaier, der die Räume an Schlecker vermietet hat, sagt dazu: „Die Kündigung ging ganz klar von Schlecker aus. Ich wäre zum Erhalt der Filiale im Interesse des Dorfes sogar zu weiteren Zugeständnissen bereit gewesen“ und verweist auf den bisher schon günstigen Mietpreis.
Dass die Umstrukturierung der Grund für die Schließung ist, bestätigt auch Marion Semmler-Pettrich, Betriebsratvorsitzende für den Bezirk Bad Neustadt. „Keine Tarifanbindung, höhere Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich, keine Betriebsräte mehr. Dafür nur noch befristete Verträge auf 400 Euro Basis, wo sich die Mitarbeiter hinsichtlich der Arbeitszeiten äußerst flexibel zeigen müssen, weniger Urlaub, kein Weihnachts- und Urlaubsgeld“, beklagt sie und spricht von Lohndumping und Wucher.
„Den Mitarbeitern in Niederlauer wurde bereits gekündigt, manche finden nur sehr schwer einen neuen Arbeitsplatz. Künftig geht es bei Mitarbeitern hauptsächlich um Flexibilität, nicht um qualitativ gute Beratung“, sieht Felix Lins die Gründe in der Gewinnmaximierung der Unternehmer Anton und Christa Schlecker. Ganz schlimm findet der ehemalige Ingenieur bei Siemens, dass den künftigen Mitarbeitern auf 400 Euro Basis jede Planungssicherheit genommen wird. „Viele geldgierige Unternehmer haben aus der Krise nichts gelernt und weiterhin nur ihren eigenen Profit im Auge“ schimpft Lins, der selbst regelmäßiger Kunde des Schlecker-Marktes ist.
Lins sieht auch die Nachteile vor allem für die älteren Dorfbewohner. „Gerade ältere Menschen können nicht jeden Tag nach Bad Neustadt fahren und sind auf Läden im Ort angewiesen“.
Auch Stammkundin Petra Schmitt, die wöchentlich für rund 20 Euro einkauft, bedauert die Schließung. „Man konnte zu Fuß hingehen, die Angebotspalette war gut“, sagt die Büroangestellte und stellt fest, dass die Bäckerei nun das einzige Geschäft im Dorf ist.
Ihren größeren Bedarf an Reinigungsmitteln und sonstigen Artikel für ihre Gastwirtschaft, aber auch für den privaten Bereich, deckte Gastwirtin Kriemhild Knaier bisher im Schlecker Markt ab. „Der Markt wurde im Dorf sehr gut angenommen“ stellt sie fest und lobt das freundliche und kompetente Personal.
„Schockierend und sehr, sehr schade“ findet Irmgard Wolf die Schließung vor allem für jene, die kein Auto haben. „Kannst du mich mal fahren, bringst du mir etwas mit muss nun immer gefragt werden“ sieht sie einen Verlust der Selbstständigkeit für die Betroffenen. .
„Bedauerlich für das Dorf und besonders für jene, die nicht mehr mobil sind oder jeden Tag berufsbedingt nach Bad Neustadt kommen“. findet auch Bürgermeister Richard Knaier die Schließung kurz nachdem der Lebensmittelmarkt seine Pforten geschlossen hat. Auch Knaier lobt das freundliche, kompetente Verkaufspersonal und das umfassende Sortiment.