An diesem Freitag geht es los mit dem Ausverkauf bei Schlecker. Dann beginnt der letzte, der schwierigste Akt für die Mitarbeiter. Gehofft haben sie alle bis zum Schluss, dass sich doch noch ein Investor findet, der die Drogeriekette übernimmt, bestätigt Betriebsratsvorsitzende Marion Semmler-Pettrich. Sie ist in Rhön-Grabfeld für die Filialen in Bad Neustadt, Mellrichstadt, Oberelsbach und Ostheim zuständig.
Umso größer war dann die Enttäuschung, als Ende vergangener Woche Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz den Schlecker-Mitarbeitern mitteilen musste, dass sich nun doch kein geeigneter Investor gefunden hat und die Schlecker-Gläubiger das endgültige aus beschlossen und damit das Schicksal von Schlecker besiegelt haben. Entsprechend ist die Stimmung unter den Mitarbeitern, so die Betriebsratsvorsitzende. Traurig und deprimiert.
In ihrem Bereich stehen insgesamt 21 Menschen vor dem Aus – vier in der Filiale Bad Neustadt, acht in Mellrichstadt und vier in Oberelsbach. Ein Sonderfall sind die sogenannten Schlecker-XL-Filialen. Bei ihnen besteht ebenso wie bei den ebenfalls zum Konzern gehörenden Ihr Platz-Filialen die Chance der Übernahme durch den Münchner Investor Dubag. In den Zuständigkeitsbereich von Semmler-Pettrich gehört da zum Beispiel der XL-Markt in Ostheim. Dorthin sind aber fünf Leute aus den normalen Schlecker-Filialen ausgeliehen. Die stehen ebenfalls vor dem Aus.
Sorge macht der Betriebsratsvorsitzenden die jetzt beginnende Ausverkaufsphase. „Das müssen die Mitarbeiterinnen erst einmal psychisch durchstehen.“ Von der ersten Schließungswelle im Frühjahr, als bereits einige Schlecker-Filialen zugemacht wurden, weiß sie das die große Zeit der Schnäppchenjäger ist. „Sie können sich nicht vorstellen, was da in den Filialen los war“, erinnert sie sich und befürchtet genau dasselbe jetzt wieder. Keine leichte Situation für die Verkäuferinnen, wenn Menschen die Filialen stürmen, die man sonst dort nie gesehen hat. Und dann noch das Wissen für die Verkäuferinnen, dass es spätestens am 29. Juni vorbei sein soll. So jedenfalls der Plan des Insolvenzverwalters. „Ich weiß gar nicht, ob das alle bis dahin psychisch durchhalten.“ Vielleicht müssten dann einige Filialen sogar früher geschlossen werden, befürchtet die Betriebsratsvorsitzende.
Ware ist jedenfalls noch genug da, antwortet Marion Semmler-Pettrich auf eine entsprechende Frage. Noch am Montag kamen Warenlieferungen. Die waren vermutlich schon für die Auslieferung gepackt und auf dem Weg in die Filialen, als das endgültige Aus für Schlecker kam, vermutet Semmler-Pettrich. Ab Dienstag dann nichts mehr, kein Laster brachte mehr neue Ware vorbei. Jetzt geht es nur noch darum, das zu verkaufen, was bereits in den Regalen steht.