Ausgelöst durch die Insolvenz der Drogeriemarktkette Schlecker machen sich bundesweit rund 30 000 Menschen, die für dieses Unternehmen arbeiten, große Sorgen um ihre Zukunft. Ende Februar hat der Insolvenzverwalter angekündigt, eine große Zahl von Filialen zu schließen. Für die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di ist dies empörend. Deshalb hatte sie zu einer Kundgebung auf dem Mellrichstädter Marktplatz aufgerufen.
Schließlich haben nicht die Beschäftigten die aktuelle wirtschaftliche Schieflage zu verantworten. „Die Situation ist durch gravierende Versäumnisse und Fehlentscheidungen des Eigentümers und des Managements entstanden“, heißt es in einem ver.di-Informationsblatt zur Insolvenz der Drogeriemarktkette Schlecker und deren Auswirkung auf die Situation im Bezirk.
Unter den wenigen Zuhörern in Mellrichstadt waren auch der dienstälteste Stadtrat Walter Graumann und Stadträtin Karoline Karg. Denn auch die Stadt sei selbstverständlich am Erhalt des Drogeriemarktes in Mellrichstadt sowie der Filialen in der Umgebung und der damit verbundenen Sicherung der Arbeitsplätze interessiert.
Wütend und enttäuscht äußerte sich die Betriebsratsvorsitzende Marion Semmler-Pettrich darüber, dass von den ursprünglich neun Verkaufsstellen, die erhalten bleiben sollten, weitere fünf Filialen im Bezirk geschlossen werden. Somit bleiben vier Verkaufsstellen von ehemals 26 übrig. Das hieße, dass von 45 Mitarbeiterinnen voraussichtlich 30 langjährige und motivierte Kolleginnen entlassen werden.
Was hier passiert, sei für die Betriebsratsvorsitzende nicht nachvollziehbar. In den vergangenen Jahren sei viel erreicht worden. Tariflöhne, Urlaubs- und Weihnachtsgeld würden bezahlt, die Absichten zur Leiharbeit wurden mit Erfolg zerschlagen, ein Sozialtarifvertrag wurde ausgehandelt und ein Beschäftigungssicherungstrarifvertrag erkämpft. „All dies nützt aber angesichts der Insolvenz nichts!“, so Semmler-Pettrich.
In den nächsten Tagen werden dem Betriebsrat sehr viele Kündigungen vorgelegt. Die Kriterien zur Sozialauswahl werden voraussichtlich am Mittwoch vorliegen. Der Betriebsrat hat gegen alle Schließungen noch einmal Einwände erhoben, in der Hoffnung, dass diese Pläne überarbeitet und die Schließungen eventuell aufgehoben werden.
Semmler-Pettrich bedankte sich bei allen Kunden, die trotz der schwierigen Zeiten der Kette die Treue gehalten haben. Die Schlecker-Märkte und die Mitarbeiterinnen seien immer „der gute Nachbar“ gewesen. Durch die unzähligen Schließungen werde Schlecker nicht mehr der Nahversorger bleiben, der er lange Zeit war. Die Betriebsratsvorsitzende appellierte an die Kunden, weiterhin wie gewohnt einzukaufen und sich in die Unterschriftenliste zur Unterstützung „Schlecker muss bleiben“ einzutragen.