Es war eine Gelegenheit, wie sie sich einer Gemeinde nicht jeden Tag bietet: Als im Juni 2013 das Sulzfelder Schloss am Amtsgericht Schweinfurt unter den Hammer kam, fackelte Bürgermeister Jürgen Heusinger nicht lange und ersteigerte das fast 500 Jahre alte und unter Denkmalschutz stehende Gebäude.
150 000 Euro blätterte die Gemeinde damals für Schloss, Grundstück und Nebengebäude auf den Tisch. „Das Geld ist gut angelegt“, beschied Heusinger damals (wir berichteten). 18 Monate sind seitdem vergangen. Auch wenn sich baulich noch nicht viel getan hat, ist der Rathauschef mehr denn je davon überzeugt, dass er mit seinem Gemeinderat die richtige Entscheidung getroffen hat. „Unser Ziel war und ist es immer noch, das Schloss wieder öffentlich zugänglich zu machen“, so der Bürgermeister. In Zeiten des demografischen Wandels sei das auch ein wichtiger Bestandteil der Daseinsvorsorge.
Gesamtkonzept für den Ortskern
Heusinger betont, dass es in Sulzfeld in den kommenden Jahren nicht nur um die neue Nutzung für das Schlossareal gehen wird, sondern die Umsetzung eines städtebaulichen Gesamtkonzeptes angepackt werden soll. Dieser Prozess sei durch den Kauf des Schlosses angeschoben worden. „Am 1. November hat die Gemeinde einen Antrag gestellt, in ein entsprechendes Förderprogramm aufgenommen zu werden“, sagt der Bürgermeister.
Im Mittelpunkt aller Planungen für eine lebenswertere Gemeinde wird dabei aber sicherlich die Sanierung und Umgestaltung des Schlosses stehen, was auch am Finanzbedarf ersichtlich wird. Nach ersten Schätzungen dürften zwei Millionen Euro kaum reichen, um den ortsbildprägenden Gebäudekomplex zu einem Gemeindezentrum mit einer Stundenbetreuung für Senioren, Übernachtungsmöglichkeiten und Übungsräumen für Musikgruppen und einer Gemeindebücherei umzufunktionieren.
Aufzug geplant
Auch ein Sitzungssaal und das Bürgermeisterzimmer sollen integriert werden, zudem ist der Einbau eines Aufzugs angedacht, um auch den Bedürfnissen von Menschen mit Handicap gerecht zu werden. Dieses Grobkonzept nun weiter zu verfeinern und schließlich in die Tat umzusetzen, das wird im kommenden Jahr im Sulzfelder Gemeinderat Priorität haben.
Ab 2015 regelmäßige Treffen
„Wir werden uns ab Januar zusätzlich einmal im Monat treffen und uns in diesen Sitzungen ausschließlich mit dem Schloss beschäftigen“, kündigt Jürgen Heusinger an. Er gehe davon aus, dass nach dem Ausloten der Fördermöglichkeiten und Fertigstellung der Planung Ende 2015 mit den ersten Arbeiten begonnen werden kann.
Diese Einschätzung teilt auch Karlheinz Lürzel. Der Sulzfelder Architekt, der auch in Bad Neustadt ein Planungsbüro betreibt, hat den Auftrag erhalten, die Sanierung und den Umbau des Sulzfelder Schlosses planerisch umzusetzen. Lürzel hat sich bereits mehrfach im Schloss umgesehen und sitzt gerade an den ersten Vorentwürfen. Da es sich bei dem Schloss um ein besonders schützenswertes Einzeldenkmal handelt, geht der Architekt davon aus, dass es auch über das Denkmalschutzamt eine angemessene Förderung geben wird.
Schloss ist gut in Schuss
Was Lürzel außerdem gefällt, ist der auch fast 500 Jahre nach Errichtung immer noch ordentliche Bauzustand. „Das Schloss ist gut in Schuss“, urteilt er. Deshalb rechne er auch nicht mit einer übermäßig langen Bauphase. „Ich gehe davon aus, dass wir Ende 2015 mit den Arbeiten am Dach beginnen und das Projekt dann innerhalb von zwei bis drei Jahren abschließen können.“
Ein Schloss mit fast 500-jähriger Geschichte
Das Sulzfelder Schloss kann mit einer fast 500-jährigen Geschichte aufwarten. Aus den Unterlagen von Kreisheimatpfleger Reinhold Albert geht hervor, dass die zweigeschossige Frührenaissance-Anlage mit hohem Satteldach 1526 erbaut wurde. Als der Ort 1583 nach Aussterben der Henneberger an das Hochstift Würzburg kam, verlegte man das Würzburgische Amt Wildberg, das seinen Sitz nach dem Bauernkrieg im Lindleshof hatte, ebenfalls nach Sulzfeld. Dieses Amt hatte vorher seinen Sitz auf der nahen Wildburg, die im Bauernkrieg vom Bildhäuser Haufen zerstört wurde. Das Sulzfelder Schloss beherbergte nun die würzburgische Amtskellerei „Sulzfeld unter Wildberg", so der offizielle Name. Das Amt wurde nach der 1803 erfolgten Säkularisation im Jahre 1804 aufgelöst. Nun war das Schloss bis 1970 Sitz der Staatlichen Forstverwaltung Sulzfeld, anschließend lange Jahre Erholungsheim der Arbeiterwohlfahrt Aachen, bis es 2002 ein Privatmann erwarb. Reinhold Heusinger und Gerwin Solf schreiben in ihrer 1987 erschienenen Chronik, dass von 1548 bis 1552 als Vorburg die Friedhofsbefestigung entstand, deren Wehrmauer etwa vier Meter hoch ist. 1973 wurde beim Wasserleitungsbau im Vorgarten ein unterirdischer Gang freigelegt.