Die Fastentücher in der Schönauer Kirche sind jedes Jahr in der Fastenzeit eine besondere Attraktion. Zu Recht ist die Kirchengemeinde stolz auf diese Besonderheit. Nun sind sie in der Schönauer Kirche wieder zusehen. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.
Durch Zufall auf dem Dachboden wiedergefunden
Mit den Fastentüchern werden die drei Altäre komplett verhängt, um in der vorösterlichen Zeit auf den Glanz des Alltags zu verzichten und an die Leidensgeschichte Jesu erinnert zu werden. Sie galten lange als verloren, vor mehr als zehn Jahren wurden sie durch Zufall auf dem Dachboden der Kirche wiederentdeckt wurden. Das genaue Alter der Fastentücher ist allerdings ebenso wenig bekannt wie ihr Schöpfer. Geschätzt wird ihr Alter auf etwa 150 Jahre.
Die über fünf Meter langen und etwa drei Meter breiten Tücher beeindrucken jeden Kirchenbesucher. Am Hochaltar wird die Kreuzigungsgruppe gezeigt, an den Seitenaltären die Darstellung der Ölbergszene und die Kreuzabnahme. Aufgehängt sind die Fastentücher an extra gefertigten Holzgestellen, die in die Kirche gebracht werden müssen.
Die Ölbergszene am rechten Seitenaltar zeigt einen Engel in einer Wolke, der dem knienden Jesus einen Kelch reicht. Damit wird an Jesus Satz "Lass diesen Kelch an mir vorübergehen" erinnert, wie es im Matthäus Evangelium überliefert ist.
Kleiner Teufel nimmt die Seele mit
Das Bild am Hochaltar zeigt die Kreuzigung mit einigen interessanten Details. Auf der linken Seite der gekreuzigte Schächer, der sich zu Jesus bekennt. Über ihm ein kleiner Engel, der einen Martyrerkranz, auch "Krone des Glaubens" genannt, hält. Rechts der Schächer, der sich von Jesus abwendet. Hier hat der unbekannte Maler eine Art kleinen Teufel gemalt, der die Seele des Toten mit sich nimmt.

Das Fastenbild am linken Seitenaltar zeigt die Kreuzabnahme. Zwei Leitern sind an das Kreuz gelehnt. Mit einem Arm hängt der Leichnam Jesu' noch am Kreuz, ein Mann zieht den Nagel heraus. Zwei weitere halten Jesus. Am Fuß des Kreuzes trauernde Personen, darunter auch seine Mutter, die getröstet wird.
Brauch reicht vermutlich bis ins Mittelalter zurück
Die Verhüllung von Altären, Bildern und Kreuzen in Kirchen ist ein alter Brauch, der vermutlich bis in Mittelalter zurückreicht und die Trennung von Gott darstellt. Neben dem körperlichen Fasten, dem Verzicht auf Nahrung, ist es ein "Fasten der Augen". Bemalte Fastentüchter waren zudem üblich, um den Gläubigen, die damals nicht lesen konnte, die Heilgeschichte auf diese Weise näherzubringen.