Die Risse im Verputz der Außenwand ließen nichts Gutes ahnen. Ein Gutachter bestätigte die Befürchtung: Die Substanz des Schützenhauses in der Schweinfurter Straße war so marode, dass er einen Abriss des Hauptgebäudes empfahl. Die Kosten für den Neubau und dessen Anbindung an die restlichen modernen Gebäudeteile schätzte er auf eine Viertelmillion Euro.
Für die Verantwortlichen der Königlich privilegierten Schützengesellschaft Bad Neustadt waren Abriss und Neubau in der Schweinfurter Straße keine Option. Wenn sie schon Geld in die Hand nehmen, überlegten sie sich, dann sollten das Schützenhaus und seine Schießstände modernen Anforderungen an den Schießsport genügen.
Zukunftsfähige Lösung
In einer Mitgliederversammlung holten sie sich das Mandat für eine zukunftsfähige Lösung: den Neubau eines Schützenhauses im Industriegebiet „Am Altenberg“. Kürzlich war erster Spatenstich. Der neue Standort liegt in der Theodor-Jopp-Straße direkt neben dem DHL-Logistikzentrum.
Es war nicht nur der marode Zustand des Haupthauses, dessen Grundsubstanz aus dem Jahr 1874 stammt, der die Verantwortlichen zum Neubau an einen neuen Standort veranlassten. Vor 140 Jahren lag das Schützenhaus außerhalb der Bebauung. Das hat sich geändert, die Stadt ist gewachsen. Nun liegt das Schützenhaus in einem Mischgebiet, in dem auch Wohnhäuser stehen.
Lärmschutz
In der Folge, so Schützenmeister Markus Harasim, gibt es erhebliche Lärmschutz-Auflagen: Ein Schießstand darf nur bis 21 Uhr, der andere nur bis 22 Uhr für Training oder Wettkämpfe genutzt werden. Der Vorstand fürchtete, dass mittelfristig weitere Immissionsschutzauflagen verhängt würden. Das hätte, zumindest für den teilgedeckten 50 Meter KK-Stand, das Aus bedeutet.
Um ein derart anspruchsvolles Projekt zu stemmen, braucht es viel Unterstützung – und die gab es von vielen Seiten: Hilfreich war, dass der unmittelbare Nachbar des Schützenhauses, die Firma Preh, großes Interesse am Grundstück der Schützengesellschaft hatte und es ihr abkaufte.
Grundstück im Industriegebiet
Auch die Stadt Bad Neustadt favorisierte aus städtebauplanerischen Überlegungen die Standortverlagerung der Schützengesellschaft. Sie überließ der Schützengesellschaft ein 3300 Quadratmeter großes Grundstück im Industriegebiet für 99 Jahre zur dauerhaften zweckgebundenen Nutzung für ein jährliches Nutzungsentgelt.
Um das über eine Million Euro teure Projekt finanziell stemmen zu können, machte sich die Vorstandschaft auf die Suche nach Fördermöglichkeiten. Mit Unterstützung des Bayerischen Sportschützenbundes beantragte die Schützengesellschaft Landesmittel zur Förderung des Sportwesens. Der Antrag wurde von der Regierung von Unterfranken positiv beschieden.
Eigenleistungen
Um im finanziellen Rahmen zu bleiben, werden die Mitglieder der Königlich privilegierten Schützengesellschaft beim Bau ihrer neuen Sportanlage kräftig mit anpacken müssen. Eigenleistungen sind im Finanzierungskonzept fest eingeplant.
Architekt Klaus Abert (Bad Kissingen) ist für den Neubau verantwortlich. Das neue Schützenhaus wird einen 50 Meter und einen 25 Meter Feuerwaffen-Schießstand haben. Zusätzlich soll ein 10 Meter Druckluftwaffen-Schießstand entstehen. Ein Fitness- und Gymnastikbereich ist ebenso eingeplant wie ein Gastraum. Entstehen werden auch 20 Pkw-Stellplätze. Die komplette Anlage wird umzäunt.
Bereicherung für das Schützenwesen
Schützenmeister Markus Harasim bezeichnet das neue Schützenhaus als Bereicherung des Schützenwesens in Rhön Grabfeld. Denn dort können beispielsweise Mitglieder des Bayerischen Jagdverbandes oder des Reservistenverbandes trainieren.
Anfang September war der erste Spatenstich. Das neue Schützenhaus muss am 31. Dezember 2019 bezugsfertig sein. Denn spätestens an diesem Tag muss die Schützengesellschaft ihr altes Grundstück in der Schweinfurter Straße geräumt haben.