Es ist eine Frage, die auch fast 70 Jahre nach dem Ende der Naziherrschaft immer noch für Diskussionsstoff sorgt: Dürfen unter den Nationalsozialisten gebräuchliche Abkürzungen wie „SS“ (Schutzstaffel der NSDAP) oder „SA“(Sturmabteilung der NSDAP) heute in anderen Zusammenhängen verwendet werden?
Jüngstes Beispiel: Am Mittwoch erschien in dieser Zeitung ein Kommentar. Darin wird kritisiert, dass die Abkürzung „SS“ in Unterlagen verwendet wird, die am Montagabend in einer Schulverbandssitzung an die Verbandsräte und auch an den Pressevertreter verteilt wurden. Unter anderem fand sich darin der Satz: „Sponsorenlauf der SS am 5. Juli für die Flutopfer“.
An diesem Donnerstag stellte die Leitung der Grabfeldschule in einem Gespräch mit dieser Zeitung klar: Ja, „SS“ darf an Schulen als Kurzform für „Schülerinnen und Schüler“ verwendet werden, sofern dies schulintern geschieht. Und nach Auffassung von Schulleiter Richard Wagner war das im vorliegenden Fall auch so. „Bei den Unterlagen handelte es sich um mein privates Vorbereitungsmaterial, das nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war.“. In einem offiziellen Einladungstext oder einer Pressemitteilung wäre dagegen kein „SS“ vorgekommen. „Auch im Schulunterricht verzichten wir auf den Gebrauch dieser Abkürzung“, so Wagner.
Schulschiff und Sommersemester
Der Rektor der Grabfeldschule wies außerdem darauf hin, dass „SS“ seit Jahrzehnten nicht nur in den bayerischen Schulen, sondern auch in vielen anderen Einrichtungen und Institutionen gebräuchlich ist. Als Beispiele nennt er das Sommersemester, das Schulschiff, die Strafrechtssache oder auch die Schwangerschaft, die mit „SS“ abgekürzt werde. Deshalb könne kein Bezug zum Nationalsozialismus hergestellt werden. „Das wäre auch völlig absurd“, sagt Wagner.
Auch für den stellvertretenden Schulleiter Hubertus Schneider ist die schulinterne Verwendung der Abkürzung „SS“ nicht kritikwürdig. Der Kommentar vom vergangenen Mittwoch sei deshalb nicht angebracht und sogar schädlich für die Schule gewesen. Dagegen hätte er sich gefreut, wenn in der Zeitung etwas anderes aus dem Schulleben kommentiert worden wäre. „Es gibt doch an unserer Grabfeldschule so viel Gutes, was man auf diesem Wege hätte würdigen können.“