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SPEICHERZ: Schwarz-rot-goldenes Backwerk

SPEICHERZ

Schwarz-rot-goldenes Backwerk

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    Johanna Morshäuser bei der Deutschen Meisterschaft im Bäckerhandwerk: Die Plunderstücke in Form und Farbe von Deutschland waren Teil der Aufgabenstellung.
    Johanna Morshäuser bei der Deutschen Meisterschaft im Bäckerhandwerk: Die Plunderstücke in Form und Farbe von Deutschland waren Teil der Aufgabenstellung. Foto: FOTO Alice Morshäuser

    Sieben Mannschaften aus dem gesamten Bundesgebiet traten in Düsseldorf gegeneinander an. In siebeneinhalb Stunden hatten sie die Vorgaben der Jury zu erfüllen: diverse Teige aus Rohstoffen herstellen, vielerlei Brot und Kleingebäck backen und als I-Tüpfelchen ein Schaubild zum Thema „Typisch deutsch“ gestalten.

    Dafür hatten sich Johanna Morshäuser und ihr Teamkollege Stephan Bockmeier aus Raubling bei Rosenheim die Idee „Bayern, ein schönes Stück Deutschland“ ausgedacht. Schließlich hatten die beiden als Teilnehmer für die Akademie des Bayerischen Bäckerhandwerks in Lochham das weiß-blaue Bundesland zu vertreten. Für ihr Schaubild fertigten sie eine Almhütte aus Teig mit viel Drumherum, etwa Plunderstücken in Lederhosenform mit Schokoverzierung.

    „Wir mussten alles herkömmlich machen“, erzählt die junge Frau. Selbst den Vanillepudding und die Musfüllung für die Plunder. Die Frage nach Backmischungen und anderen Fertigzutaten weist sie mit einem Kopfschütteln zurück. Auch bei ihrem jetzigen Arbeitgeber, der Bäckerei Schmitt in Bad Neustadt, sei viel mehr Handarbeit, als sich der Kunde vielleicht vorstellt.

    Morgens um halb drei beginnt sie hier mit der Arbeit. Die Kollegen, die die Teige zubereiten, sind noch früher im Dienst. Die junge Bäckermeisterin arbeitet derzeit wirklich als Bäckerin – sie ist für das Einschießen der Brote in den Ofen und das Backen zuständig.

    Lehre in Kothen

    Gelernt hatte sie in der Bäckerei Molnar in Kothen. Gleich danach, 2004, hat sie eine Konditorlehre im Cafe Kiess in der Würzburger Kaiserstraße angeschlossen. Sie schloss sie als Kammersiegerin ab, wie schon ihre erste Lehre als Bäckerin. Beim Abschluss der Bäckerlehre war sie dritte Landessiegerin, als Konditorin zweite. Zwei Jahre blieb sie nach der Lehre im Cafe Kiess, um 2008 an die Meisterschule nach Lochham zu gehen, um dort mit der Meisterprüfung auch gleich den Betriebswirt im Handwerk zu machen.

    Dort fiel sie wohl so positiv auf, dass die Schulleitung sie in das Team für die Deutsche Meisterschaft im Bäckerhandwerk holte. Schulleiter Arnulf Kleinle trainierte Johanna Morshäuser und ihren Teamkollegen Stefan Bockmeier. Denn erst musste sich das Bayern-Team in der Vorentscheidung unter 28 Mannschaften für den Endausscheid bei der Internationalen Backausstellung in Düsseldorf qualifizieren.

    Fünf Wochenenden probten die beiden mit ihrem Trainer vorm Vorentscheid, noch einmal sieben oder acht Wochenenden vor der Deutschen Meisterschaft. Und dann hieß es Nerven behalten. Der Zeitdruck und die Aufgabenstellung in Düsseldorf waren immens. Hand in Hand arbeiteten sich die zwei durch die Aufgabenstellung. Am Vorabend hatten sie eine Stunde Vorbereitungen treffen dürfen, so Teige ansetzen und ihr Handwerkszeug parat legen.

    Kneten hinter der Glasscheibe

    Am Donnerstag hieß es siebeneinhalb Stunden am Stück arbeiten. Hinter einer Glasscheibe kneteten, formten, backten und verzierten die beiden die vielen Kleinteile und Brote. Schließlich mussten sie alles ein Stück durch die Halle tragen, zum Aufbau ihres Schaubilds. „Die Spannung war schon riesig groß“, erzählt Morshäuser. Wehe, wenn eines der komplizierten Teile beim Transport durch die Messehalle zu Bruch gegangen wäre.

    Als alles fertig war, war die Erleichterung groß, es geschafft zu haben. Als dann noch die Nachricht von der Vizemeisterschaft kam, war die Freude im Team und bei den mitgereisten Familien riesengroß. Natürlich bekam Trainer Kleinle sofort einen Anruf, er hatte wegen Verpflichtungen an der Akademie nicht mit nach Düsseldorf kommen können. Nur die Leistung des Teams aus Dresden bewertete die Jury als noch gelungener: „Es waren wenige Punkte, die gefehlt haben“, sagt Morshäuser, die eigentlich zuerst Bauzeichnerin hatte lernen wollen.

    Die Zukunft ihres Handwerks sieht die junge Bäcker- und Konditormeisterin darin, sich von der Masse abzusetzen, nach eigenen Rezepten selbst aus Rohstoffen die Backwaren und Brote zu fertigen. Sie selbst möchte jetzt weiter Erfahrungen sammeln. Und vielleicht in weiter Zukunft an die Selbstständigkeit denken. „Klar, was Eigenes wäre schon schön.“

    Das Stichwort

    Deutsche Meisterschaft der Bäcker

    An der ersten Deutschen Meisterschaft der Bäcker nahmen 56 Bäckermeister und Meisterinnen in 28 Mannschaften teil. Sechs von ihnen qualifizierten sich in drei Vorrunden für das Finale auf der Messe iba. Organisiert wurde die Deutsche Meisterschaft von der Akademie „Deutsches Bäckerhandwerk“ in Weinheim und den Fachschulen der Akademie.

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