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HASSFURT: Schweine schrien vor Hunger

HASSFURT

Schweine schrien vor Hunger

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    Unhaltbare Zustände auf einem Anwesen in einem Dorf im Steigerwald hat ein Prozess wegen Tierquälerei und Verletzung der Fürsorgepflicht am Amtsgericht Haßfurt offenbart.

    Laut Anklage der Staatsanwaltschaft hielt ein junges Paar dort Schweine, Hasen, Gänse, Hühner, Hunde und Katzen. Eines der sogenannten „Mini-Pig-Schweine“ verdurstete und verhungerte qualvoll Ende vergangenen Jahres, weil die Angeklagten es nicht mit Wasser und Futter versorgten, so die Anklageschrift.

    Laut Polizei und Jugendamt sah es im Wohnhaus der Familie nicht viel besser aus als im Schweinestall: das Wohnzimmer verwahrlost, der Fußboden mit Schlamm bedeckt, eine schmierige Schmutz- und Staubschicht, die das Chaos überdeckte. Zwei Dildos und zwei Pornohefte wären offen herumgelegen, obwohl die drei minderjährigen Töchter der Angeklagten ebenfalls im Haus lebten. Daher die Anklage wegen Verletzung der Fürsorgepflicht.

    Eine Nachbarin berichtete von weiteren erschreckenden Details. Ihre Nachbarn hätten die Tiere „gequält“. Stallhasen seien erfroren, die Schweine hätten im August 2011 vier Tage weder Wasser, noch Futter bekommen und hätten „von früh bis abends geschrien“. Zwei Wochen später habe sich dies wiederholt.

    Sie vermutete, die Beschuldigten hätten ein Weinfest oder eine Kirchweih besucht und die Tiere im Stich gelassen. Die Kinder wurden von der Großmutter, die mit im Haus wohnt, beaufsichtigt, die Tiere jedoch nicht. Die beiden Hunde des Paares wurden auf dem Balkon gehalten und seien nie ausgeführt worden. Da sie immer dünner wurden, habe sie um Erlaubnis gebeten, sie zu füttern, was sie dann auch tat, so die Zeugin.

    Tochter: „Mama stöhnt so“

    Auch mit der Erziehung ihrer drei Töchter sei die 26-jährige Angeklagte überfordert gewesen. Sie habe diese häufig angeschrien und nicht in den Kindergarten gebracht. Die Zeugin gab an, die siebenjährige Tochter habe im Garten mit dem Dildo gespielt und sich mit einem anderen Kind über das Liebesleben ihrer Mutter unterhalten („die Mama stöhnt so“, „das machen die jeden Tag“).

    Amtstierarzt Markus Menn erhob Vorwürfe gegen das Paar. Achtmal in einem halben Jahr besuchten Vertreter des Veterinäramts das Anwesen.

    Bei allen unangemeldeten Besuchen habe es Mängel gegeben, wie unzureichende Wasserversorgung sowie beengte und verdreckte Ställe ohne genügend Licht. 50 Gänse seien in einem Gatter fast völlig ohne Wasserversorgung gehalten worden, obwohl die Tierschutzverordnung vorschreibt, dass Gänse nicht nur Trinkwasser, sondern auch eine Bademöglichkeit haben müssen. Von zwölf Schweinen seien in einem halben Jahres sieben gestorben, sagte Menn und forderte ein Haltungsverbot für das Paar.

    Kein Schuldbewusstsein

    Dem Pärchen auf der Anklagebank fehlte jegliches Einsehen. Der 32-jährige Mann wies zunächst alle Vorwürfe von sich. Er habe mit der Tierquälerei nichts zu tun, sondern nur sein Anwesen zur Verfügung gestellt für seine Freundin, die im Oktober 2010 mit den Tieren und ihren drei Kindern in den ehemaligen Bauernhof eingezogen sei. Von Problemen mit dem Veterinäramt wisse er nichts. Die Schweine seien überernährt gewesen, meinte der gelernte Metzger.

    Auch seine Freundin spielte das Unschuldslamm. Die Schweine hätten ein Gehege, Bade- und Spielmöglichkeiten gehabt. Bei dem verendeten Tier habe es sich um ein Ferkel gehandelt.

    Die Wohnung sei nicht verschmutzt gewesen. Als Zeugin fuhr sie die Mutter ihres Freundes auf, die mit im Haus wohnt. Diese sagte: Die Wohnung ihres Sohnes sei „immer sauber“ gewesen. Um die Tiere habe er sich gekümmert. Die Beschwerden und Anzeigen der Nachbarn seien „Neid.“ Der Prozess wurde vertagt. Weitere Zeugen sollen zur weiteren Klärung dazu geladen werden.

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