Am Montagmorgen hängen dunkle Regenwolken über dem Besengau. Sie dürften zu der Stimmung passen, die bei den 65 Beschäftigten der Firma Leicht Stahlbau-Metallbau GmbH herrscht. Selbst Bürgermeister Manfred Dietz erfuhr vom Insolvenzantrag des Familienunternehmens aus der Zeitung. Nicht nur im Besengau ist man geschockt.
Welches hochkarätige Unternehmen da in die wirtschaftliche Schieflage geraten ist, macht ein Blick auf die Referenzliste klar. Die Qualität aus Bastheim war nicht nur für das Deutsche Historische Museum in Berlin gefragt oder für das Leipziger Herz-Zentrum. Stahlteile der Metallbaufirma Leicht zieren den Fernbahnhof am Frankfurter Flughafen oder die Neue Messe in der Mainmetropole. Das Bad Kissinger Finanzamt hatte in den letzten Jahren ebenso auf Leicht-Arbeit gesetzt wie der Flughafen München.
Die Auftragsbücher waren gut gefüllt für das Bastheimer Unternehmen. Aber das Unternehmen musste, wie es in seiner Pressemitteilung vom Sonntag (siehe MAIN-POST vom Montag) mitteilte, die bittere Erfahrung machen, "dass alleine mit solider Handwerksarbeit bei der vorhandenen Drucksituation von Generalunternehmern nichts zu verdienen ist".
Konkretere Auskünfte, ob der wachsende Kostendruck mit zum Insolvenzantrag geführt hat oder ob säumige Zahlungen, wie es derzeit immer wieder geschieht, das mittelständische Unternehmen in die Krise geführt haben, waren gestern von Junior-Chef Reinhard Leicht nicht zu erfahren. Er ist derzeit nicht zu einer Stellungnahme bereit, die Situation sei noch zu unübersichtlich.
Reinhard Leicht ist seit dem Jahr 2000 Geschäftsführer der Leicht Metallbau GmbH. 1995 hatte sein Vater Theo den Familienbetrieb in eine GmbH überführt und war einige Jahre alleiniger Geschäftsführer der Gesellschaft.
In diesem Jahr feiert der Seniorchef des Unternehmens sein 50. Betriebsjubiläum. Theo Leicht war 1954 in das Geschäft seines Vaters Klemens Leicht eingetreten. Zehn Jahre später schloss er seine Meisterprüfung ab und übernahm 1970 die Geschäfte. Theo Leicht erweiterte die Produktion um Alu-Elemente und lieferte auch an den Fenster-Hersteller Schüco. Der kleine Betrieb von Klemens Leicht, der mit der Herstellung von Türgriffen, Beschlägen und Griffen begann, wuchs in den folgenden Jahren zur heutigen Größe an, 1990 wurde der Neubau am jetzigen Standort eingeweiht.
Im Krankenhausbau hat sich die Firma Leicht Reputation erworben, so hält man Patente und Gebrauchsmuster auf Trennwände für Krankenhäuser und ein Patent auf Lüftungsklappen für Operations-Säle.
Der Gang zum Insolvenz-Richter war für den schwer erkrankten Theo Leicht um so schmerzhafter, zumal er den größten Teil der 65 Mitarbeiter laut Pressemitteilung noch selbst ausgebildet hat. Die positive Außenwirkung des Unternehmens förderten auch Betriebsmannschaften wie ein Rad-Team, das an der Deutschlandtour 2001 teilgenommen hatte.
Beim Schweinfurter Insolvenz-Gericht war gestern auf Anfrage der MAIN-POST nichts Näheres über das weitere Procedere erfahren. Die zuständige Richterin prüfe derzeit die Unterlagen. Ein Insolvenz-Verwalter war bis Redaktionsschluss noch nicht bestellt. Zuerst müsse ein Gutachter überprüfen, ob im Unternehmen noch genügend Masse vorhanden sei, um zumindest die Verfahrenskosten zu tragen und die Forderungen der Gläubiger zu überprüfen, hieß es vom Gericht.
Bei einer bedeutenden Anzahl von bedrohten Arbeitsplätzen, was bei Metallbau Leicht zutrifft, werde immer versucht, in irgendeiner Form möglichst viele der Arbeitsplätze zu retten, so die erste Auskunft.