Einmal hinter die Tore und Haustüren renovierter Häuser im Grabfeld blicken – diese Möglichkeit bietet der Aktionstag „Türen auf“ der Kommunalen Allianz Fränkischer Grabfeldgau.
Nach der ersten Auflage im vergangenen Jahr folgt nun Teil zwei einer Aktion, die vor allem ein Ziel hat: Interesse wecken am Renovieren eines alten Hauses oder Anwesens in den Ortskernen der Allianz-Mitgliedsgemeinden, um dadurch dem Leerstandsproblem entgegenzuwirken.
In Großbardorf heimisch geworden
So werden am Samstag, 23. Juni, nun zwei weitere Hauseigentümer ihre Türen öffnen: Annika Hesselbach in Kleineibstadt, die ein über 100 Jahre altes Wohnhaus saniert hat (wir berichteten), und Stefan und Birgit Neuhöfer in Großbardorf. Das Ehepaar hat vor zwei Jahren an der Hauptstraße ein 150 Jahre altes Anwesen erworben und wird dort künftig nicht nur wohnen, sondern auch arbeiten.
Der Entschluss fiel den beiden nicht schwer, schließlich lebt das Ehepaar schon seit seiner Hochzeit vor 25 Jahren in Großbardorf. Birgit Neuhöfer ist sogar in der Grabfeldgemeinde aufgewachsen. Deshalb war klar: Als Lebensmittelpunkt und Standort für das gemeinsam geführte Malergeschäft kommt auch in Zukunft nur Großbardorf in Frage.
Neubaupläne verworfen
Mit dem Kauf des alten Anwesens verwarfen die Neuhöfers ihre Pläne für einen Neubau in einem am Ortsrand gelegenen Baugebiet. „Wir haben uns nach reiflicher Überlegung dafür entschieden, lieber Altes zu bewahren als neu zu bauen“, so der 49-jährige Malermeister Stefan Neuhöfer, der aus Neuses im Nachbarlandkreis Haßberge stammt. Dass sich damit auch ein Kreis schließt, darüber freut sich seine 47-jährige Ehefrau: „Wir hatten in diesem Gebäude vor vielen Jahren unser erstes Lager und kehren nun mit unserem Betrieb und unserer Wohnung ins Ortszentrum zurück.“
Innenrenovierung ist abgeschlossen
Die Umbau- und Renovierungsarbeiten in dem ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesen sind mittlerweile so weit fortgeschritten, dass das an der Hauptstraße liegende Wohnhaus nach einer umfassenden Innenrenovierung kürzlich bezogen werden konnte. Es bietet genügend Raum für die Hausbesitzer und ihren 15-jährigen Sohn. Im Erdgeschoss befinden sich neben einem großen Wohnzimmer ein offener Koch- und Essbereich und ein Bad. Im Obergeschoss gibt es neben mehreren Schlafzimmern ein Duschbad und einen Abstellraum.
Alter Stall musste abgerissen werden
Noch nicht abgeschlossen sind die Arbeiten im zweiten Bauabschnitt des Projektes. Zwischen Wohnhaus und Scheune entsteht gerade anstelle eines früheren Viehstalls ein rund 80 Quadratmeter großes Büro mit darüberliegendem Ausstellungsraum – allerdings etwas anders als zunächst gedacht. „Ursprünglich wollten wir möglichst viel von der alten Bausubstanz erhalten“ erinnert sich Stefan Neuhöfer. Dann habe sich herausgestellt, dass der Zustand doch viel schlechter ist als vermutet. „Deshalb haben wir uns schweren Herzens für den Abriss des alten Stalls und den Neubau des Bürotrakts entschieden.“
Lust am Umsetzen eigener Ideen
Dass bei einer Altbausanierung immer mit unliebsamen Überraschungen gerechnet werden muss, diese Erfahrung machte das Ehepaar Neuhöfer nicht nur einmal. Deshalb konnte der zu Baubeginn gesetzte Kostenrahmen auch nicht eingehalten werden. Zugute kam der Baufamilie die Tatsache, dass Stefan Neuhöfer beruflich bedingt viele Arbeiten unter Mithilfe von Angestellten, Freunden und Verwandten selbst ausführen konnte. Sein ganzer Stolz sind die filigran gearbeiteten Stuckdecken im Erdgeschoss. Auch in vielen anderen Bereichen ist die Lust der neuen Eigentümer am Umsetzen eigener Ideen zu erkennen. So wurden viele aus dem Abriss des alten Stalls stammende Bauteile nicht einfach weggeworfen, sondern in Umbau und Sanierung miteinbezogen.
Büro bis zum Winter bezugsfertig
Trotz mancher unvorhergesehenen Probleme haben Birgit und Stefan Neuhöfer den Kauf und die Sanierung des alten Anwesens in der Ortsmitte in Großbardorf nicht bereut, im Gegenteil. „Wir haben uns damit nicht nur einen Lebenstraum erfüllt, sondern auch die Seele und den Charme des alten Hauses wieder hergestellt“, freut sich Birgit Neuhöfer, die es gar nicht erwarten kann, bis die noch anstehenden Arbeiten abgeschlossen sind: Bis zum Winter soll das Büro bezugsfertig sein, im kommenden Jahr geht es dann an die Renovierung der Außenfassaden des Wohnhauses und die Gestaltung des Innenhofs.
Aktionstag „Türen auf“ im Grabfeld Am Samstag, 23. Juni, öffnen von 12.30 bis 16 Uhr zum zweiten Mal nach 2017 mehrere Eigentümer älterer, sanierter Anwesen ihre Türen. Sie zeigen ihre Häuser und berichten über ihre Erfahrungen bei der Altbausanierung. Daneben präsentieren sich in Großbardorf in der Hauptstraße 23 mehrere Handwerksbetriebe, außerdem gibt es dort eine Bildergalerie, Vorträge und ein Kinderprogramm. Auch in Kleineibstadt in der Kirchgasse 5 gibt es neben Führungen durch das Haus eine Diashow mit Bildern des Umbaus. Für Speis und Trank ist an beiden Objekten gesorgt. Die Kommunale Allianz Fränkischer Grabfeldgau, die Initiator des Aktionstages „Türen auf“ ist, hat beide Sanierungsmaßnahmen mit Mitteln aus ihrem Programm „Grabfeld-Dorf“ zur Instandsetzung und zum Erhalt des baukulturellen Erbes im Grabfeld bezuschusst.