Fünf alte Damen besuchten einst den Abendgottesdienst, als Thomas Riegler auf der Orgelbank in Wiesentheid der evangelischen Gnadenkirche saß. Schrecklich aufgeregt war er damals bei seinem ersten Gottesdienst, daran kann er sich noch genau erinnern. Seither sind vier Jahrzehnte vergangen, Anlass für die evangelische Gemeinde in Bad Neustadt, sein Organisten-Jubiläum zu würdigen.
Im Sonntagsgottesdienst in der Christuskirche in Bad Neustadt freute sich Dekan Matthias Büttner über die „wunderbare Eröffnung, die Kirchenmusikdirektor Thomas Riegler äußerst souverän“ spielte. Es war ein von ihm komponiertes Concerto, dem eines seiner Lieblingslieder zugrunde lag: „Jesus ist kommen“.
Mit so mancher Note wärme Riegler das Herz, lobte Büttner das 40-jährige Engagement, das der Verband der evangelischen Kirchenmusiker in Bayern mit einer Urkunde ehrte. Seinen persönlichen Akzent setzte der KMD-Komponist mit einem besonderen Orgelnachspiel: einem Bolero zum Ausklang des Gottesdienstes über das Thema „Sollt ich meinem Gott nicht singen“.
Wird Thomas Riegler gefragt, wie denn sein Weg auf die Orgelbank geführt hat, kann er eine nette Geschichte erzählen. In seiner Heimatgemeinde Wiesentheid war seine Patentante viele Jahre Organistin. Weil Pfarrer Ernst-Ludwig Werner – der Vater des heutigen Mellrichstädter Pfarrers Andreas Werner – die Notwendigkeit einer Nachfolge sah, machte sich er sich auf die Suche.
Zunächst unterrichtete Kantor Matthias Hippe den zehn Jahre älteren Bruder von Thomas Riegler. Dabei fiel ihm das große Talent des kleinen Thomas auf, der dann mit acht Jahren mit dem Klavierspiel begann. Und sobald die Füße bis auf die Pedale reichten, wechselte er auf die Orgelbank. Als Jugendlicher spielte er regelmäßig im Gottesdienst. Selbst wenn er Samstagnacht erst um 3 Uhr aus der Disco gekommen war, saß er am Sonntagmorgen um 8 Uhr auf der Orgelbank, damit er zum Gottesdienstbeginn um 9 Uhr gut vorbereitet war.
Nur Pfarrer Werner war auf lange Sicht nicht geholfen. Denn der ältere Bruder wurde zwar ausgebildet, praktiziert hat er aber nie. Und Thomas Riegler ging nach dem Abitur nach Bayreuth, um Kirchenmusik zu studieren, dann führte der Weg nach Wiehl im Bergischen Land und 2001 nach Bad Neustadt zum musikalischen Wirken – nicht nur auf der Orgelbank.