Gespannt stand die Gruppe der Weltfrauentags-Teilnehmerinnen auf der Salzburg vor dem Tor zum Wohnbereich. Diese Welt hatte sich bisher noch niemandem erschlossen. Jetzt öffnete Ines Freifrau von und zu Guttenberg die Tür zum Innenhof mit seiner großen Brunnenanlage und ging auf Geschichte und Leben auf der Salzburg ein.
Vor allem die Frauen waren es natürlich, die an diesem Tag im Mittelpunkt standen. Guttenberg würdigte, dass Elisabeth von Haxthausen im 19. Jahrhundert die Gründung des Heilbads durchgesetzt hatte. Eine ihrer Nachfolgerinnen war Marie, die als junge Witwe zunächst nach München ging und Theodor Freiherr von und zu Guttenberg heiratete. Mit ihm kehrte sie zurück zur Salzburg. Sie hat ihr Schicksal getragen, obwohl es vom Verlust beider Männer geprägt war und sie alle ihre Kinder überlebt hat.
Der Verantwortung ihres Lebens stellte sich auch Therese Freifrau von und zu Guttenberg, die Schwiegermutter von Ines Freifrau von und zu Guttenberg. Thereses Mann Karl Ludwig war erst 42 Jahre alt, als er ins KZ kam und ermordet wurde, weil er dem Widerstand gegen die Nazis angehört hatte. Auf sich gestellt, gab sie in der Nachkriegszeit zehn Flüchtlingsfamilien in der Salzburg eine Notunterkunft.
Diese Beispiele seien dazu geeignet, Mut zu machen, dankte Stadträtin Gudrun Hellmuth, die Organisatorin der Weltfrauentags-Veranstaltung, Guttenberg für ihre Ausführungen, deren Fazit lautete: „Frauen müssen immer mehr tun als Männer, aber sie dürfen sich nur untereinander beklagen.“
In der Bonifatiuskapelle, in der es noch ein wenig kälter war als draußen, erwärmten Evi Warnke, Christiane Jakob-Seufert und die Oberelsbacher Frauengruppe „Feingestimmt“ anschließend die Gemüter mit nachdrücklichen Impulsen zum Thema „Lebe deine Zeit“. Mit hübschen, raumfüllenden Arrangements bekamen die Tageszeiten ein Gesicht. Verschiedene Szenen verdeutlichten, dass man ihnen gestresst und gehetzt begegnen kann, aber auch mit Freude und im Bewusstsein, die Zeit selber zu gestalten. Dazu nur zwei Stichworte: Mitten im Trubel klingelt auch noch das Handy. Vom Nachbar-Handy kommt der Buchtipp „Glücklich in drei Minuten“. Ob so etwas gelingen kann?
Da scheint die Einstellung, mit der eine Frau einem vollen Tagesprogramm begegnet, doch sinnvoller: „Schicken müssen wir uns nicht. Wir werden sowieso nicht fertig.“ Den Weg zur Entschleunigung begleitete die ruhige Musik, die zudem Zuversicht vermittelte. Vor allem für die Nachtruhe empfehle sich das Vertrauen darauf, dass alles, was am Tag von den Frauen angestoßen wurde, weiterwirken wird – so lautet einer der kostbaren Gedanken, die von diesem Weltfrauentag weiterleben werden.
Aufgrund der großen Nachfrage wird das Programm am 28. Juni noch einmal angeboten, allerdings können auch dafür schon keine Interessentinnen mehr berücksichtigt werden.