„Traumhaft schön“, „Einfach himmlisch“ und „Grandios“ – so lauteten einige Kommentare zum Konzert des Sextetts „Sjaella“ (Kunstwort, aus dem Schwedischen abgeleitet für „Seele“). Die Seele haben die sechs meisterhaft agierenden Sängerinnen an diesem Abend tatsächlich auf wunderbare Art und Weise zum Klingen gebracht. Mit ihrem A-capella-Gesang haben die sechs jungen Künstlerinnen aus Leipzig die Besucher in der voll besetzten Klosterkirche Wechterswinkel restlos begeistert.
Beim Konzert passte einfach alles: Viola Blache (Sopran), Helene Erben (Alt), Marie Charlotte Seidel (Mezzosopran), Marie Fenske (Sopran), Franziska Eberhardt (Sopran) und Luisa Klose (Alt) präsentieren sich an diesem Abend als eingespieltes Team. Sowohl die geistliche Musik, die „Sjaella“ im ersten Teil darbot, als auch das weltliche Liedrepertoire nach der Pause haben bei den Besuchern nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Dabei durchwanderte man mit den mystischen und spirituellen Liedern des ersten Abschnittes gleich mehrere Jahrhunderte – Gesang, der einfach zeitlos schön ist. So waren es die glasklaren, hellen Stimmen, die den Reiz und Charme der jahrhundertealte Werke wie „Veni Creator Spiritus“ (um das Jahr 1000), „Wir glauben all an einen Gott“ (15. Jahrhundert, beide Texte: Martin Luther) oder „Ave Generosa“ von Hildegard von Bingen ausmachten. Auch zeitgenössischen Werke von Hugo Distler (1908 - 1942) oder Eriks Esenvalds ließen die Sängerinnen zu einem schönen Erlebnis werden.
Das mittelalterliche Antiphon „Da pacem Domine“ brachte den Zuhörern ein „Gänsehaut-Feeling“. Die besonders gute Akustik in der Klosterkirche ließ die letzten Töne im Raum stehen – und schien sie dann langsam in die Ewigkeit entschwinden zu lassen.
John Dowlands (1563 - 1626) Lautenlied „Come away, come sweet love“ aus der Zeit der englischen Renaissance ließ die Besucher am Ende eines Bilderbuch-Frühlingstages von Liebe, Lust und Leidenschaft träumen. Ob himmelhochjauchzend oder zu Tode betrübt: Zwischen beiden extremen Gefühlszuständen wanderten die Besucher hin und her, als sie das schwermütige, trostvolle „Music for a while“, dann aber auch das Stück „I attempt from love's sickness“ von Henry Purcell (1659-1695) hörten.
Humorvoll, köstlich schräg und verschroben gingen die Sechs auch der Frage des Kabarettisten Joachim Ringelnatz (1883-1934) nach: „Bist du schon auf der Sonne gewesen ?“ – eine modernen Gedichtvertonung, die aus dem Ringelnatzschen „Kinderverwirrbuch“ stammt. Mystisch wurde es beim irischen Volkslied „Molly Ban“, das wohl jeden Besucher in seinen Bann zog und einen Schauer über den Rücken laufen ließ, während die beiden norwegischen Volkslieder „Bruremarsj fra Sorfold“ und „Huldra“ munter und witzig rüberkamen.
„Sjaella“ ist seit 2016 offiziell Botschafter der SOS-Kinderdörfer. In dieser Funktion haben die sechs Künstlerinnen im vergangenen Jahr auch mehrere Einrichtungen in Israel und Palästina besucht. Dazu hatten sie mit „Erev Shel Shoshanim“ ein israelisches Liebeslied, das gerne auf Hochzeiten gespielt wird, sowie das syrische Liebeslied „Hal asmar ellon“ mitgebracht. Fasziniert lauschten die Besucher den orientalisch angehauchten Klängen.
Nach dem begeisterten Abschlussbeifall haben die Sechs noch ein kleines Geschenk dabei: Das deutsche Volkslied „O du stille Zeit“ setzte als Zugabe den Schlusspunkt unter einen schönen Frühlingstag.