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LEBENHAN/WÜRZBURG: Sexueller Missbrauch: Domkapitular schrieb Rasche

LEBENHAN/WÜRZBURG

Sexueller Missbrauch: Domkapitular schrieb Rasche

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    (nö) Bernhard Schweßinger, der Pressesprecher des Ordinariats Würzburg, hatte nach Anfrage der Main-Post Stellung bezogen zum Fall Lebenhan, den wir in der gestrigen Ausgabe veröffentlicht haben. Diese Stellungnahme konnte aus Gründen, die Schweßinger nicht zu verantworten hat, nicht mehr rechtzeitig in den Artikel aufgenommen werden. Deshalb kommt der Pressesprecher der Diözese nun zu Wort:

    „Obwohl es nicht üblich ist, auf Offene Briefe zu reagieren – Herr Rasche hat sein Schreiben vom 16. Februar 2010 unter anderem an die Nachrichtenagentur dpa und an die Süddeutsche Zeitung geschickt –, hat Domkapitular Dr. Heinz Geist (bis 28. Februar 2010 Personalreferent der Diözese und Ansprechpartner für Opfer sexuellen Missbrauchs) Herrn Bernhard Rasche mit Datum vom 17. Februar 2010 einen Antwortbrief geschrieben. In dem Schreiben betont Domkapitular Geist gegenüber Herrn Rasche, er verstehe 'in vielem Ihr zorniges Engagement für die Opfer sexuellen Missbrauchs durch kirchliches Personal, obwohl Sie ja gar kein Betroffener sind'. Es dürften aber nicht irgendwelche Fakten vermischt werden, das erforderten Gerechtigkeitsempfinden wie menschlicher Respekt.

    Zu den Vorwürfen gegenüber der Diözese Würzburg im Blick auf die 2008 bekannt gewordenen Missbrauchsfälle im Internat der Missionare von der Heiligen Familie in Lebenhan weist Dr. Geist ausdrücklich daraufhin, dass der Orden dafür die Verantwortung übernommen habe und alleine in allen Belangen in dieser Angelegenheit angegangen werden wolle. Das wurde nach Angaben Dr. Geists in einem Gespräch mit Vertretern des Ordens am 1. Oktober 2008 vereinbart.

    In einer erneuten Anfrage vom 16. April 2010 bei der Kontaktperson der Missionare von der Heiligen Familie, bei Pater Michael Baumbach, wurde seitens der Diözese Würzburg an die Verantwortung des Ordens für die Missbrauchsopfer erinnert. Pater Baumbach bestätigte, dass die Missionare von der Heiligen Familien 'weiterhin in Kontakt mit den tatsächlichen Opfern stehen – so diese es wünschen'. Das Anliegen der tatsächlichen Opfer stehe für den Orden im Mittelpunkt.

    Darüber hinaus ist es aber keinesfalls so, dass die Diözese Würzburg – wie unterstellt – nichts mit den tatsächlichen Opfern zu tun haben wolle. Etliche der tatsächlichen Opfer leben im Bistum Würzburg und haben die Möglichkeit, sich an Seelsorger vor Ort oder an Fachberatungsstellen der katholischen Kirche zu wenden. Sollten die tatsächlichen Opfer zusätzlich zu den Kontakten mit den Missionaren von der Heiligen Familie ein Gespräch mit Vertretern des Bistums wünschen, so bittet die Diözese, dies Pater Michael Baumbach als Ansprechpartner mitzuteilen.

    Die Forderungen von Herrn Rasche bezüglich des Beauftragten für Opfer sexuellen Missbrauchs und von Gewalt im Bistum Würzburg sind hinfällig. Nach der altersbedingten Ruhestandsversetzung vom Domkapitular Dr. Geist hat der Kriminologe Professor Dr. Klaus Laubenthal diese Aufgabe übernommen. Entschieden verwahrte sich Dr. Geist jedoch in seinem Schreiben an Herrn Rasche bezüglich des Vorwurfs, er habe 'einen Täter gedeckt und zu einer seelsorgerlichen Tätigkeit in eine andere Diözese vermittelt'.

    Ansonsten darf ich nochmals an den Umgang der Diözese Würzburg und der Missionare von der Heiligen Familie mit den Missbrauchsvorwürfen erinnern, die im Jahr 2008 bekannt wurden:

    Das Bistum Würzburg war am 27. August 2008 davon in Kenntnis gesetzt worden, dass zwischen 1972 und 1976 ein sexueller Missbrauch eines damals Minderjährigen im Internat des Missionshauses St. Kilian in Lebenhan stattgefunden haben soll. Noch am selben Tag hatte die Würzburger Bistumsleitung die Ordensgemeinschaft informiert. Einvernehmlich wurde entschieden, dass der Orden die gemäß den 'Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche' vorgesehene Voruntersuchung federführend durchführt. Noch am 27. August 2008 wurde deswegen eine unabhängige Kommission mit der Durchführung der Voruntersuchung beauftragt, die unverzüglich ihre Arbeit aufnahm. Der zuständigen Staatsanwaltschaft wurden die durch die Kommission erarbeiteten ersten Ergebnisse zum Zweck der Prüfung einer Verjährung vorgelegt. Sie stellte fest, dass die Taten verjährt sind. Am 2. Dezember 2008 gab die Ordensgemeinschaft den Abschluss der kirchenrechtlichen Voruntersuchung bekannt. Die unabhängige Kommission, die von der deutschen Ordensprovinz der Missionare von der Heiligen Familie eingesetzt wurde, teilte mit, dass es in dem zu untersuchenden Zeitraum zahlreiche sexuelle Missbrauchshandlungen unterschiedlicher Schwere an minderjährigen Schutzbefohlenen im Internat Lebenhan durch den Beschuldigten gegeben habe. Mindestens 16 damals minderjährige Schüler wurden durch den geständigen Pater in fortgesetzter Tathandlung Opfer von sexuellen Missbrauchshandlungen, oder von versuchten Missbrauchshandlungen, von körperlicher Gewalt, oder sie wurden zu Opfern, in dem sie die Taten beobachteten.

    Weiter gab die Ordensleitung bekannt, dass ihr der Täter bereits ein Bittgesuch an den Heiligen Vater übergeben habe, in dem er darum bittet, aus dem Klerikerstand entlassen zu werden. Im Jahr 2009 entzog Papst Benedikt XVI. dem Ordensmann alle Rechte und Pflichten, die mit dem Klerikerstand verbunden sind. Damit ist der Täter kein Priester mehr, bleibt jedoch weiter Mitglied der Ordensgemeinschaft. Zwischen dem Täter und der Ordensgemeinschaft wurde zusätzlich eine kirchenrechtliche Vereinbarung getroffen, die ihm zum Beispiel verbietet, Kontakt mit Kindern und Jugendlichen zu unterhalten. Er darf sich nicht als Priester ausgeben. Der Aufenthalt außerhalb des Klosters wird ihm nur nach Rücksprache mit der Ordensleitung erlaubt. Der Ordensmann verbleibt ansonsten im Kloster, darf keinen Besuch auf seinem Zimmer empfangen und wird ausschließlich mit internen Aufgaben im Kloster betraut werden.

    Weiter betonten die Missionare von der Heiligen Familie im Juli 2009, dass die Ordensprovinz weiterhin den Opfern und ihren Familien bei der Aufarbeitung der leidvollen Vergangenheit zur Seite stehe.“

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