(sto) Der Wechsel in den Reihen der Freien Wähler am Mellrichstädter Ratstisch ist vollzogen. Der Stadtrat hat in seiner Sitzung dem Rücktrittsgesuch von Sigrun Kowalski stattgegeben. Auf ihren Stuhl in der FWG-Fraktion rückte Oliver Thiele nach, der nach der Vereidigung durch Bürgermeister Eberhard Streit die Lücke in den Stadtratsreihen wieder geschlossen hat.
Mit einer persönlichen Erklärung hat sich Sigrun Kowalski, die bei der Kommunalwahl im März 2008 für die Freien Wähler mit 1715 Stimmen das drittbeste Ergebnis eingefahren hatte, aus dem Gremium verabschiedet. Seit Mai 2008 war sie dort mit Sitz und Stimme vertreten.
Sie begründete ihren Schritt zum Rücktritt mit den verstärkten beruflichen Belastungen als Direktorin des Amtsgerichts Meiningen. Diese Anforderungen ließen sich mit der sorgfältigen Ausübung des Stadtratsmandats nicht unter einen Hut bringen. „Ich musste erkennen, dass ich dauerhaft die hohe Beanspruchung im Beruf und bei der Stadtratstätigkeit nicht leisten kann.“
Sigrun Kowalski ist keine Frau, die sich aus dem eigenen Anspruch heraus „mit Halbheiten zufrieden gibt“. In dieser Situation sei es also besser gewesen, den Platz frei zu machen – „davon war meine Fraktion im Vorfeld auch informiert“. Sie verwahrte sich ausdrücklich gegen Unterstellungen und den Eindruck in der Öffentlichkeit, sie habe sozusagen „aus verletzter Eitelkeit gehandelt“, weil ihr Antrag, das Soldatenheim zu veräußern, keine Mehrheit im Gremium gefunden hat. Dabei sei es ihr wichtig gewesen, die Problematik Soldatenheim öffentlich zu thematisieren, wie dies dann auch geschehen sei. Sigrun Kowalski abschließend: „Mein Rücktritts-Antrag ist mir nicht leicht gefallen.“
Für die Freien Wähler bedauerte stellvertretender Bürgermeister Rudi Glaesner das Ausscheiden der Ratskollegin Kowalski, die „sehr engagiert und mit hohem Fachwissen“ ihr Ehrenamt ausgeübt habe. „Sie hat der Stadtratsarbeit gute Impulse gegeben.“ So hat nach den Worten Glaesners niemand das Recht, an den Gründen für ihren Rücktritt zu zweifeln, die Sigrun Kowalski angeführt habe.
Vom Start weg hatte Sigrun Kowalski den Fraktionsvorsitz der Freien Wähler übernommen, erinnerte Bürgermeister Eberhard Streit, der die ehemalige Stadträtin mit einem Blumenstrauß verabschiedete. Als Jugendbeauftragte habe sie sich engagiert um die Belange der städtischen Jugend gekümmert, als Verfechterin für das Hallen-Freibad sei sie mit Ideen einerseits und auch tatkräftigem Einsatz vorweggegangen, lobte Streit. Und machte keinen Hehl aus seiner Hoffnung, dass diese Aktivitäten „nicht nur an das Stadtratsmandat gebunden waren“.
Die Freien Wähler werden nun ihren Fraktionssprecher neu bestimmen, ebenfalls müssen aus ihren Reihen der Haupt- und Finanzausschuss sowie der Rechnungsprüfungsausschuss neu besetzt werden. Auch ein neuer Jugendbeauftragter muss gewählt werden. In der bislang noch recht kurzen Wahlperiode ist damit bereits der zweite Wechsel auf den Ratsstühlen erfolgt: Für den Landtagsabgeordneten Bernd Weiß, der mit der Ernennung zum Staatssekretär des Innern sein CSU-Stadtratsmandat zurückgegeben hatte, sitzt Markus Groenen im Gremium.