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WILDFLECKEN: Sonnentau statt Lupinen

WILDFLECKEN

Sonnentau statt Lupinen

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    Botanische Rarität: der fleischfressende Sonnentau wächst auf dem Truppenübungsplatz und sogar in der Rhön-Kaserne.
    Botanische Rarität: der fleischfressende Sonnentau wächst auf dem Truppenübungsplatz und sogar in der Rhön-Kaserne. Foto: Foto: Lena Berger

    Sanft wiegen sich die Lupinen im Wind – eine frühsommerliche Idylle in der Rhön. Aber nur auf den ersten Blick, denn die Lupine erweist sich wie in der Hochrhön auch auf dem Truppenübungsplatz in Wildflecken langsam als Plage.

    Ausgerüstet mit Handschuhen gehen die Soldaten der Pflanze an die Wurzeln. Stück für Stück nehmen sich die Männer und eine Frau das Gelände in der Nähe der Schießbahnen vor. Schnell ist der Hänger mit den Resten der Pflanze gefüllt. Den Tag der Umwelt der Bundeswehr nutzen die Soldaten, um die Pflanze einzudämmen.

    Von den Amerikanern für die Bodenbefestigung an steilen Hängen angepflanzt, hat sich die Lupine über den gesamten Platz ausgebreitet. An wenigen Standorten ist die Pflanze erwünscht, aber nicht in dem Biotop inmitten des Truppenübungsplatzes, nördlich von Römershag. „Betreten Verboten“ steht auf einem Schild vor dem eingezäunten Gelände.

    Fleischfressende Pflanzen

    Die militärische Nutzung des Geländes ließ dieses Biotop entstehen, erklärt Marcus Schmitt, Leiter der Geländebetreuungsgruppe auf dem Truppenübungsplatz. Die Amerikaner haben dort Sand abgetragen und ein Magerrasen konnte sich entwickeln, auf dem sich seltene Pflanzen wie der Sonnentau ansiedelten.

    Der Sonnentau ist eine seltene fleischfressende Pflanze, sagt Marcus Schmitt, nur an drei Standorten im Landkreis wachse sie. „Hier wächst der rundblättrige Sonnentau“, erläutert Schmitt und zeigt den Soldaten die rötliche Pflanze. „Militärische Nutzung und Umweltschutz schließen sich nicht aus“, sagt Schmitt und verweist auf die fleischfressende Pflanze und die Kreuzkröte, die in sandigen, vegetationsarmen Biotopen lebt.

    In diesem Biotop würde die Lupine den Sonnentau verdrängen, geböte man ihr keinen Einhalt. Deshalb bemüht man sich, sie dort auszumerzen. Lupinen gelten als Stickstoffsammler, die den Boden düngen. Pflanzen, die magere Böden schätzen, wären in diesem Bereich bedroht, erläutert Marcus Schmitt. Wichtig sei es, die Lupinen vor der Blüte zu entfernen, damit sie sich nicht ausbreiten kann. Denn die Samen der Lupine können springen.

    Seit dem Abzug der Amerikaner wird der Übungsplatz nicht mehr so intensiv genutzt. Die Natur holt sich ihr Eigentum zurück. Das ist auch im Magerrasen-Biotop zu sehen, auf dem zunehmend Bäume wachsen. Ziegen und Schafe sollen diese Flächen frei halten, informiert der Leiter der Geländebetreuungsgruppe. Dass sich Umweltschutz und Militär nicht ausschließen ist auch auf dem rege genutzten Sprengplatz zu sehen.

    1900 Kilo Sprengstoff im Jahr

    Durchschnittlich zweimal in der Woche werde hier von Soldaten geübt, sagt Feuerwerker Stabsfeldwebel Bernhard Rieger. 800 Kilo TNT und 1100 Kilo des kräftigeren Sprengstoffs PETN wurden im vergangenen Jahr eingesetzt. Als erster Sprengplatz in Deutschland wurde dieser umweltverträglich saniert. Bereits Anfang der 2000er Jahre hat man mit den Planungen begonnen. 2002 war der Umbau abgeschlossen.

    Bis dahin war der Platz eine Erdfläche, die sich bei Regen in ein schlammiges Gelände verwandelte. „Der Sprengplatz war schwer sauber zu halten“, sagt Stabsfeldwebel Rieger. Problematisch waren auch die Reste, die bei den Sprengungen entstehen. Durch den chemischen Abbau des Sprengstoffes entstehen giftige Rückstände. Zudem waren Oberflächenwasser und Grundwasser mit Sprengstoff und Sprengstoffabbauprodukten belastet, die in Gewässer liefen.

    Ziel der Sprengplatzsanierung war es deshalb, das Niederschlagswasser von Sprengstoffresten zu reinigen. Das geschieht mittels sprengstofffressender Bakterien.

    Bakterien beseitigen Sprengstoff

    Stabsfeldwebel Rieger erklärt die Anlage, mit der das Oberflächenwasser des Sprengplatzes gereinigt wird. Das Wasser mit den Sprengstoffresten läuft durch einen Zulauf, in dem ihm Melasse zugesetzt wird, ein honigartiger brauner Zuckersirup, und Bakterien. Das mit der Melasse angereicherte Wasser läuft in ein Becken mit Eisengranulat. Dort fressen die Bakterien die Melasse und den Sprengstoff auf. In einem zweiten, dicht bewachsenen Becken werden organische Rückstände herausgefiltert, bevor das Wasser geklärt abfließt und versickern kann.

    Diese Abwasser-Reinigungsanlage an einem Sprengplatz in der Rhön ist bisher die einzige auf deutschen Truppenübungsplätzen.

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