„Top Gun Germany“ findet in zweijährigem Turnus im Wechsel mit der Ohain-Whittle-Trophy statt. Nach den Erfindern des Strahltriebwerks, Joachim von Ohain sowie Sir Frank Whittle, ist übrigens auch der Flugplatz des MSC am Katzenrod benannt.
71 Piloten aus ganz Deutschland mit 130 Modellen haben sich heuer beteiligt, bemerkte der Mit-Organisator und stellvertretende MSC-Vorsitzende Georg Dietz. Der erste Vorsitzende und Moderator Jürgen Bieber stellte die Modellflugzeuge vor und verwies dabei auf die Technik und Besonderheiten der kostspieligen Mini-Maschinen. Und die großen Flieger wiesen Maßstäbe von 1:4 und sogar 1:2 auf. Weil viele Flugzeuge berühmten Originalen nachempfunden waren, lieferte Bieber noch wichtige Informationen aus der Luftfahrtgeschichte dazu. Viele Bilder vom Wettbewerb:
Zwar gab es am vergangenen Wochenende alles andere als Modellflugwetter, das hielt die Piloten aber nicht davon ab, spektakulären Kunstflug mit ihren Modellen im Luftraum über den Ohain-Whittle-Fluplatz zu bieten. Bei den Flugvorführungen mit den Originalnachbau-Fliegern beeindrucken die Piloten mit dem vorbildgetreuen Flugbild. Und die Motoren lieferten den Originalsound. Die zahlreichen Besucher, die sich kaum von zwischenzeitlichen Regenschauern stören ließen, honorierten das außerordentlichen Können der Piloten mit reichlich Applaus.
Gewichtslimit beachten
Ein beeindruckendes Modell ist die F8F Bearcat, ein 3W-Bausatz, von Josef Mikolaiczyk aus Langenhagen. Mit 21,5 Kilogramm liegt dieser Flieger noch deutlich unter dem Höchstgewicht von 25 Kilo für Modellflugzeuge. Ist dieses Gewichtslimit überschritten, ist eine Zulassung sowie ein Modellflugzeugpilotenschein erforderlich. In Mikolaiczyks Bearcat treibt ein Fünfzylinder-Sternmotor einen verstellbaren Vierblatt-Propeller an. Im von Grumman 1945 produzierten Original sorgte ein 18-Zylinder-Doppelsternmotor mit 2250 PS für rund 680 km/h Spitzengeschwindigkeit.
In der selben Gewichtsklasse ist das Modell der Fouga Magister von Uli Richter aus Bad Homburg. Dieses Flugzeug im Maßstab von 1:4 wird von einem Strahltriebwerk mit 15 kp Schub angetrieben. Das Modell hat gegenüber dem zweistrahligen Original nur ein Triebwerk. Über ein „Hosenrohr“ wird der Abgasstrahl über zwei Öffnungen verteilt. Auf diese Weise wird eine zweistrahlige Maschine simuliert. Die „echte“ Fouga Magister war übrigens das erste düsengetriebene Schulflugzeug.
Drei Aviatic DD waren die größten „Kisten“. Kisten deshalb, weil auch sie an den Film „Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“ erinnern. Die Ladenburger „Captains“ vom Team Italia, die aus Sardinien stammenden Brüder Massimo und Piero sowie ihr Freund Enrico, zeigten diese Flugzeuge, deren Originale Prototypen aus der Zeit des ersten Weltkrieges in der k.u.k.-Monarchie nur kurz eingesetzt waren. Piero hat insgesamt vier dieser Maschinen im letzten Winter komplett im Eigenbau hergestellt. Der vierte Pilot des Teams war erkrankt und nicht in Nordheim dabei. 95 Kubikzentimeter haben die Aviatic-Motoren und wirken über eine Untersetzung von 2,3:1 auf ihre Propeller. Bei der „Top Gun Germany 2009“ in Nordheim nahm das Team Italia übrigens zum ersten Mal an einem Wettbewerb teil.
Wetterfeste Zuschauer
Aus Sicht des MSC sei man mit dem Verlauf der Veranstaltung zufrieden, resümierten die beiden Vereinsvorsitzenden. Die Zuschauer erwiesen sich als wetterfest, der Zuspruch war groß. Jürgen Bieber richtete Dankesworte an seine Helfer und an die Gemeinde Nordheim für die Unterstützung. Schirmherr Landrat Thomas Habermann, der die Pokale überreichte, war von der traumhaft schönen Anlage begeistert und wünschte den Piloten Holm- und Rippenbruch.
Die Piloten haben sich bei der Top Gun Germany selbst bewertet. Pokale erhielten Uli Richter aus Friedrichsdorf für das beste Segelflugzeug (Sperber Junior), Peter Michel aus Ingelheim für das beste Zivilflugzeug (Epic Victory), Miles Dunkel aus Herzebrock für die beste Vorführung mit dem Hubschrauber (Logo 600) sowie die beste Kunstflug-Vorführung (Extra 330), Helmut Böhm aus Leiblfing für den besten Oldtimer (Fokker E IV), Reinhold Wonnemann aus Herzebrock für die beste Mehrmotorige (Me 262), Josef Mikolaiczyk, Langenhagen für den besten Warbird (F8F Bearcat), Friedhelm Graulich aus Petershagen für den besten Jet (F 20 Tigershark), Horst Keul, Gregor Dreml und Gerhard Herrmann, Franken, für die beste Staffelvorführung (Fokker D VII). Den Sonderpreis des MSC Nordheim erhielt Gerhard Reinsch aus Lübbecke mit seiner Albatros D V a. Und die beste Schau zog Heiko Gärtner aus Wasungen mit seiner MIG 29 ab.