Wie in einem Actionfilm ging es am Sonntagnachmittag auf der sonst so beschaulichen Streuwiese zu. Die Monstertruck-Show lockte Scharen von Besuchern nach Mellrichstadt, wo alle nur eins sehen wollten: qualmende Reifen, fliegende Autoteile und brennende Hindernisse. Die 90-minütige Show begeisterte die Fans, vor allem die Jüngsten kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
Die Show hat noch nicht begonnen, als schon reges Treiben auf dem abgesperrten Areal auf der Streuwiese herrscht. Cheffahrer Mario Cordes und sein Kollege Big Bügler werfen einen letzten Blick auf das Gelände und lassen noch einmal die ganze Mannschaft antreten, um den Platz nach Steinen oder herumliegenden Gegenständen untersuchen zu lassen. So etwas erhöht die Unfallgefahr, so Cordes. Hunderte Zuschauer drängen sich an den Absperrgittern und warten gespannt auf den Beginn der Show, die einiges versprach. Die riesigen Trucks im Hintergrund begeistern die jüngeren Zuschauer – derart überdimensionale Fahrzeuge haben sie noch nie gesehen.
Das Schaustellen haben bereits die Nachwuchskünstler der Familie Cordes im Blut. Kaum drei Jahre alt, zeigt der Junior völlig unbeeindruckt vor großem Publikum kleine Kunststücke auf seinem Kinderquad. Joy wirbelt mit dem Quad herum, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Dabei winkt er noch lässig mit der einen Hand in Richtung Publikum. Auch seine Schwester Jenna beherrscht mit neun Jahren ihr Quad wie andere ihre Legosteine. Noch sind die Kleinsten nur auf sicherem Terrain unterwegs und fahren nicht, wie ihr Vater, durch brennende Hindernisse oder auf zwei Rädern durch die Arena. „Aber es ist echt cool, so einen Papa zu haben“, sagt die kleine Jenna stolz.
Für die härteren Stunts sind dann doch die Großen unterwegs und zeigten anschaulich ihr fahrerisches Können. 180-Grad-Wende, Reifen qualmen lassen und dabei noch schnell eine Kusshand in das Publikum werfen – die Stuntfahrer beherrschen ihr Metier und haben ihre Fahrzeuge unter Kontrolle. „Sicherheit steht immer an erster Stelle“, versichert Mario Cordes. Kein Stunt ohne Helm und genügend Sicherheitsabstand zum Publikum, darauf legt die Schaustellerfamilie Wert. „Ich hab mir schon alle Knochen gebrochen, die man brechen kann, aber noch nie war ein Zuschauer gefährdet“, sagt Cheffahrer Mario und schwingt sich in seinen roten BMW und lässt die Reifen rotieren, bis eine nach Gummi riechende Qualmwolke den Platz einhüllt.
Beschleunigen auf volle Geschwindigkeit, Handbremse ziehen, Lenkrad einschlagen, drehen, weiterfahren, so geht es hin und her, bis der Wagen stoppt. Der Fahrer springt heraus und bugsiert drei junge Frauen aus dem Publikum in den Wagen. Es folgt das gleiche Prozedere, nur dass man diesmal neben den Motorgeräuschen auch kreischende Frauenstimmen hört, wenn die Insassen bei jeder Drehung hin und her gewirbelt werden. Dem Publikum gefällt die Show und die Frauen werden am Ende für ihren Mut mit reichlich Applaus belohnt.
Mal eben ein Auto auf zwei Seitenrädern durch die Arena fahren lassen oder mit einem Motocross über vier Kollegen springen, all diese Stunts sehen leicht und spielerisch aus. Doch der Schein trügt, viel Disziplin und Üben steht auf dem Programm, bis man so seine Gefährte so gut beherrscht, macht Cordes deutlich. Gefährlich sind die Stunts immer, dass bei einem Überschlag mal etwas schiefgeht, ist immer möglich. Bei einem mehrfachen Überschlag während der Show hat Mario Cordes einen Schlag auf die Rippen bekommen – er steckt es zumindest vordergründig weg. „Ein Kollateralschaden“, meint er grinsend.
Brachial wird es zum Schluss. Monstertrucks walzen zwei Autos nieder und zermalmen das Blech, lassen die Wagen auf Minigröße schrumpfen. Dem Publikum bereitet die Show sichtlich und hörbar Spaß. Und als ein Stuntman zu guter Letzt auf dem Dach eines Autos durch eine Flammenwand rast, applaudieren die Zuschauer den tollkühnen Fahrern. „Das ist hier wie bei Alarm für Cobra 11“, sagt ein Jugendlicher begeistert. Action war an diesem Nachmittag jedenfalls jede Menge geboten auf der sonst so beschaulichen Streuwiese.