Wie auf Kommando lief die Druckerhöhung im Keller des Schwimmbads heiß. Passend deshalb, weil der Bauausschuss des Mellrichstädter Stadtrats gerade vor der Pumpe stand, um sich über die dringend notwendige Sanierung im gesamten Bad zu informieren.
Technik aus den 70er-Jahren
„Ausschalten und warten, ob sie wieder anläuft, hoffte Bademeister Wolfgang Fritz vor dem versammelten Gremium. Das sich bei laufenden Schweißarbeiten davon überzeugte, dass eben ein alter Wärmetauscher gegen einen neuen ausgetauscht wurde. Außerdem quietsche die Chlorgasanlage schon verdächtig. Bürgermeister Eberhard Streit brauchte angesichts dieser Tatsachen nicht zu erklären, weshalb man den Ortstermin im Keller des Hallenbades terminiert hatte. „Das Bad stammt aus den 70er-Jahren. Wir haben es bis jetzt gut erhalten. Der Stadtrat steht einheitlich dahinter, das Bad weiter zu unterhalten. Doch dazu braucht es eine Großsanierung.“ Und die kostet Geld. Viel Geld, das die Stadt alleine nicht aufbringen kann.
Nach früheren Ermittlungen liegt der Investitionsbedarf bei acht Millionen Euro. Nun sprach Streit schon von einer Summe von jenseits der acht Millionen. „Das könnten schon zehn Millionen Euro werden“, schätzte er vor den Bauauschussmitgliedern. Die Verwaltung habe erst am Donnerstag einen Fördertopf des Bundes gefunden. Doch aus dem könne man nur vier Millionen schöpfen. Und davon gebe es auch nur 90 Prozent, „das hilft nicht viel weiter!“
Weitere Sorgenkinder
„Lasst uns vom Ort des Unglücks zum nächsten gehen“, gab der Bürgermeister vor. Und Wolfgang Fritz führte zum Sorgenkind „Hallenhubboden“. Der ist nun nach einer großen Reparatur schon wieder kaputt gegangen. „Wir lassen gerade neue Ringe für die Dichtpackungen drehen, dass uns das Wasser nicht davon fließt“, erklärte Fritz. Die Unterwasserscheinwerfer bereiteten ebenfalls viele Probleme. Nach dem Austausch zu LED-Lampen stellte man fest, dass die eigentlich für 30 000 Stunden ausgelegten Leuchten recht reparaturanfällig waren. Zudem waren die Messingteile des Gehäuses schnell porös, so dass man auf ein neues System umgestellt habe.
Fritz listete weiter auf, dass im Sportbecken des Freibads der Folienbelag spröde wird. Er habe schon einen drei Meter langen Riss geflickt. Die UV-Strahlung sorge für Spannungen, so dass dringend eine neue Folie gebraucht werde. Auch im Wellenbad ging ein Hydraulik-Zylinder defekt. Den hat das Team von Fritz mit einigen Umbauarbeiten und der Hilfe des Bauhofs wieder hingekriegt. Trotzdem sei ein Wasserverlust von 30 bis 40 Kubikmeter täglich zu beklagen.
Schlösser ausgebaut für Notfälle
Auch im Umkleidebereich gibt es allerhand zu sanieren. Für die Schlösser an den Spinden können keine Schlüssel mehr nachbestellt werden. Die Zylinder sind zu alt. Deshalb hat Fritz die Schlösser in den Sammelumkleiden ausgebaut, um sie für die normalen Spinde vorzuhalten. Das veranlasste Helmut Dietz von der Bürgerliste, das Team von Wolfgang Fritz zu loben. „Was Ihr hier macht, kann man gar nicht hoch genug einschätzen.“ Das unterstrich Streit. Und prompt gab es für Fritz Beifall vom Bauausschuss.
Der Betriebsleiter revanchierte sich mit der Auflistung der diesjährigen Besucherzahlen.„Allein im Juli haben wir heuer dreimal so viel Gäste wie im Juli 2017. Und das Wetter soll ja noch schön bleiben.“ Gefragt nach einer Prioritätenliste der Sanierung, sagte er nur lapidar: „Wenn die Chlorgasanlage ausfällt, muss ich zumachen!“ Dass es nicht so weit kommt, dafür müssen die Stadträte Sorge tragen. Bürgermeister Eberhard Streit will im Herbst den Schwimmbadausschuss noch einmal speziell für die Sanierung zusammenrufen. „Und das noch vor den Haushaltsberatungen!“