Mit dem Bundesprogramm "Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist" fördert das Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) seit 2016 die sprachliche Bildung in Kindertagesstätten. "Sprache ist der Schlüssel: Durch sie erschließen wir uns die Welt, treten mit Menschen in Kontakt und eignen uns Wissen an", heißt es auf der diesbezüglichen Homepage des Ministeriums. Dieses beruft sich dabei auf Studien, die zeigen würden, dass sprachliche Kompetenzen einen erheblichen Einfluss auf den weiteren Bildungsweg und den Einstieg ins Erwerbsleben haben.

Auch in Bad Neustadt beteiligen sich Kindertagesstätten an diesem Programm, und zwar die städtischen Kindergärten St. Martin, Storchengasse, Brendlorenzen und Mühlbach. Nun erhielten die Vertreter dieser Einrichtungen für ihre Teilnahme eine Urkunde. Zu diesem Zweck war eigens Sprachfachberaterin Petra de Marche in die Stadthalle gekommen. Sie hatte für die Urkundenübergabe einen roten Teppich dabei. Dieser sollte Ausdruck ihrer Anerkennung sein für die Mitarbeiter der Kindergärten, die bei dem Projekt seit Jahren "voll dabei" seien. Lob erhielt auch die Stadt Bad Neustadt für ihre Unterstützung, in Person von Bürgermeister Michael Werner, Geschäftsleiter Christoph Neubauer und Joachim Stöhr, Sachgebietsleiter Schule, Sport und Jugend.
Sprache täglich intensiv leben
Die hiesigen Kindergärten seien bis auf Mühlbach von Anfang an dabei. Das sind mittlerweile über zehn Jahre, rechnet man das Vorläufer-Programm "Frühe Chancen" noch dazu, hob Petra de Marche hervor, die beim Bezirksverband Unterfranken der AWO ihr berufliches Zuhause hat. Die vier Kindergärten seien breit aufgestellt und hätten dafür gesorgt, dass das Programm "Sprach-Kitas" mittlerweile in ihren Häusern fest etabliert sei und Sprache täglich intensiv gelebt werde.
Ziel des Programmes ist es, dass der gesamte Kita-Alltag genutzt wird, um die Kinder in ihrer Sprachentwicklung zu fördern. Kinder sollen Sprache in anregungsreichen Situationen aus ihrer Lebens- und Erfahrungswelt lernen, führt das Familienministerium auf seiner Homepage aus. Alltagsintegrierte sprachliche Bildung orientiere sich an den individuellen Kompetenzen und Interessen der Kinder und unterstütze die natürliche Sprachentwicklung.
Das Programm fußt auf vier Säulen
Das Programm der "Sprach-Kitas" fußt auf vier Säulen, erklärte de Marche weiter. Es verbinde als Schwerpunkte die alltagsintegrierte sprachliche Bildung, inklusive Pädagogik und die Zusammenarbeit mit Familien. In diesem Jahr seien als vierter Fokus der Einsatz digitaler Medien und medienpädagogische Fragestellungen mit hinzugekommen. Digitale Medien würden heute in vielen Familien zum Alltag und damit zum Sprachumfeld von Kindern aller Altersgruppen gehören, sagt dazu das Familienministerium. Deshalb sei es wichtig, dass Kinder einen sinnvollen Umgang mit Medien lernen.
Petra de Marche stellte als Besonderheit die in Bad Neustadt ins Leben gerufene "Kita-App" heraus. Die App wurde mithilfe der Stadt Bad Neustadt installiert und funktioniert wie eine WhatsApp-Gruppe. Sie sorge gerade jetzt in Corona-Zeiten dafür, dass man sich austauschen und vor allem mit den Eltern in Verbindung bleiben kann. Um die Sprache zu fördern, sei es sehr wichtig, die Familien miteinzubeziehen.

Die Sprach-Kitas erhalten im Bundesprogramm doppelte Unterstützung: Die Kita-Teams werden durch zusätzliche Fachkräfte (mit Expertise im Bereich sprachliche Bildung) verstärkt, die direkt in der Kita tätig sind. Diese beraten und unterstützen die Teams bei der Weiterentwicklung der sprachlichen Bildung. Zusätzlich finanziert das Programm eine externe Fachberatung - in dem Fall Petra de Marche -, die die Qualitätsentwicklung in den Sprach-Kitas begleitet. Sie qualifiziert die Fachkräfte innerhalb eines Verbundes von zehn bis 15 Sprach-Kitas.
Ein Lob für die Erzieher
Bei der coronabedingten nur kurzen Feierstunde in der Stadthalle drückte auch Bürgermeister Michael Werner seine Freude über das Projekt aus. Er gab das Lob der Sprachfachberaterin an die Erzieher und den zuständigen Sachgebietsleiter Joachim Stöhr weiter. "Es ist sehr wichtig, Sprache richtig zu lernen." In Bad Neustadt wolle man sich gerne weiter dafür einsetzen.
Dann war es für die Vertreter der vier Kindergärten an der Zeit, über den roten Teppich zu schreiten und ihre Urkunden und Präsente entgegenzunehmen. Den Gang über den "Walk of Kita" konnten genießen: Verena Büchs (Leitung und Sprachfachkraft im Kindergarten St. Martin), Irmtrud Wirsing (Leitung und Sprachfachkraft im Kindergarten Storchengasse), Patricia Aßmann (Leitung städtischer Kindergarten Brendlorenzen), Helma Griebel (Sprachfachkraft in Brendlorenzen), Norbert Müller (Leitung Kindergarten Mühlbach) und Anne Baudisch (Sprachfachkraft in Mühlbach).
Bundesweit ist etwa jede zehnte Kita eine Sprach-Kita. Insgesamt beteiligt sind damit fast 500 000 Kinder und ihre Familien.