„You did a good job“. Das Lob aus dem Munde von Allison Prince, der Produzentin aus New York, hatte sich Altbürgermeister Kurt Mauer redlich verdient. Die Videoaufnahmen für einen Film zum 150-jährigen Bestehen, das die Investmentbank Goldman Sachs im kommenden Jahr begeht, waren hart erarbeitet. Mauer war es vorbehalten, als Kenner der Geschichte des Bankgründers Marcus Goldmann, der am 9. Dezember 1821 in Trappstadt geboren wurde und 1848 in die USA ausgewandert war, aus dessen Trappstädter Zeit zu erzählen. Ein nicht ganz leichtes Unterfangen, wie sich schnell herausstellte.
Wenig ruhiger und idyllischer Standort
Weil das Goldmann-Geburtshaus nicht mehr steht, hatte Allison Prince mit der Frankfurter Agentur Camera Crew Germany als Hintergrund für die Aufnahmen das an der Staatsstraße gelegene Fachwerkhaus und das Torhaus gewählt. Wobei sich der Standort am Donnerstagnachmittag schnell als wenig still und idyllisch entpuppte. Das führte dazu, dass die Aufnahmen immer wieder unterbrochen und wiederholt werden mussten. Zunächst störte der Lärm einer Rüttelplatte, die eine Baufirma im Ort in Gang gesetzt hatte.
Stoische Ruhe gegen den Straßenlärm
Kaum hatte Bürgermeister Michael Custodis dafür gesorgt, dass die Arbeiten eingestellt wurden, da brummte auch schon der blitzblank geputzte Gemeindetraktor durch die Szenerie. Nicht lange später entsorgte ein Einwohner seine Flaschen im gut 100 Meter entfernt stehenden Glascontainer. Von dem starken Durchgangsverkehr auf der Straße ganz zu schweigen. Doch Mauer ließ sich nicht aus dem Konzept bringen und meisterte die Widrigkeiten mit stoischer Ruhe.
Altbürgermeister hielt sich an die Regieanweisungen
Lob gab es auch von Kameramann Rüdiger Kortz, dessen Regieanweisungen Mauer genau befolgte. „Schauen sie beim Interview nur auf die junge Frau und nicht in die Kamera“, hatte er dem Altbürgermeister eingeimpft. Die Fragen stellte nämlich Friederike Walle, die 32 Jahre alte neue Pressesprecherin von Goldman Sachs Deutschland, Österreich und Schweiz. Warum Goldmann in die USA ausgewandert sei, wollte sie unter anderem wissen. Mauer erklärte das mit der schwierigen Lebenssituation der jüdischen Bevölkerung in Deutschland. Marcus Goldmann war als Sohn eines Landwirts und Viehhändler geboren worden. Die frühen Erfahrungen hätten ihm dann später wohl auch in den USA geholfen, als er zunächst mit Gold und Diamanten gehandelt hatte, bevor er 1869 die Bank gründete, in die er 1882 seinen Schwiegersohn Samuel Sachs aufnahm.
Mauer rührte auch für Trappstadt die Werbetrommel
Mauer berichtete auch davon, wie beeindruckt er von New York gewesen sei, als er dort 2008 auch die Goldman-Sachs-Zentrale besuchte, um dort einige Dokumente zu überbringen. So könne er sich gut vorstellen, wie es Marcus Goldmann ergangen sei, als er in der Großstadt angekommen ist. Mauer versäumte nicht, ein wenig für Trappstadt die Werbetrommel zu rühren. Bürgermeister Custodis würde sich bestimmt freuen, wenn er von Goldman Sachs in Zukunft etwas hören würde, winkte Mauer mit dem Zaunpfahl. Die weltweit tätige Investmentbank mit über 34 000 Mitarbeitern aus 160 Nationen und 68 Büros in 36 Ländern engagiert sich nämlich auch im sozialen Bereich und im Naturschutz, wie von Pressesprecherin Friederike Walle zu erfahren war.
Film zum Jubiläum zeichnet Entwicklung der Bank nach
Ein zweites Kamerateam der Bank war an diesem Nachmittag im Umland unterwegs, um landschaftliche Stimmungen einzufangen und den jüdischen Friedhof in Ermershausen zu besuchen, wo ein Familienmitglied Goldmanns begraben liegt. In dem Film zum Gründungsjubiläum soll die Entwicklung der Bank über ihre Gründer und Präsidenten nachgezeichnet werden. Dabei werden die Menschen vorgestellt, ihre Geschäftsentscheidungen beleuchtet und das globale Wachstum des Unternehmens nachvollzogen – von den Anfängen im Jahr 1869 bis heute. Dazu gehören auch Gespräche mit Historikern, Nachkommen und heutigen Vertretern der Bank, die ihr Wissen oder ihre Erinnerungen teilen.
Trappstadt hatte in der Vergangenheit zwar schon mehrfach das Interesse der Amerikaner erregt, so richtig ausgezahlt hat es sich aber bisher noch nicht, dass der noch heute hochverehrte Bankgründer hier geboren wurde. Sogar der damalige amerikanische Botschafter Philip D. Murphy hatte Trappstadt im Oktober 2012 einen Besuch abgestattet.