Nicht einmal ein Jahr nach der Pleite von TelDaFax hat es nun mit der EnerGen Süd eG aus Ulm den nächsten Stromhändler erwischt - mit Folgen für Mellrichstadt.
Die nicht kostendeckende Preisstrategie führte zu einem schnellen K.O. der Energiegenossenschaft. Der kommunale Versorger Überlandwerk Rhön (ÜW Rhön) übernimmt für die in seinem Netzgebiet befindlichen, circa 300 Kunden seit 1. März die Strombelieferung.
Mit einem sehr aggressiven Preiskampf startete die EnerGen Süd eG wie Phönix aus der Asche. Auch vom heimischen Stromversorger ÜW Rhön konnte die Energiegenossenschaft Kunden gewinnen, in Bad Neustadt jedoch wird keine Handvoll Kunden gezählt.
Rund 300 Kunden betroffen
Eine gute Nachricht gibt es für die rund 300 Kunden der EnerGen Süd aber doch: das Licht geht nicht aus, denn der heimische kommunale Stromversorger ÜW Rhön übernimmt im Rahmen der Ersatzversorgung die Strombelieferung der Kunden, wie es in einer Pressemitteilung des ÜW Rhön heißt.
Die EnergGen Süd beziehungsweise in deren Auftrag tätige Makler haben über Kundenbesuche direkt an der Haustür Stromlieferungsverträge geschlossen und mit großen Einsparungen geworben. Bereits zum Ende des vergangenen Jahres wollte man durch eine massive Preiserhöhung bei EnerGen Süd das Verlustgeschäft umkehren und den Schlingerkurs der Energiegenossenschaft, so das ÜW, stoppen. Viele Kunden nutzen dabei die Gelegenheit des Sonderkündigungsrechts, um wieder zurück zum ÜW Rhön zu wechseln.
Zum 23. Februar wurde die Insolvenz angemeldet. Der vorläufige Insolvenzverwalter wollte die weitere Belieferung der Kunden noch aufrecht erhalten, am 29. Februar musste aber auch er mitteilen, dass die EnerGen Süd mit Ablauf des Tages die Stromlieferung an alle Mitglieder und Kunden einstellt.
Über das Energiewirtschaftsgesetz ist das ÜW Rhön verpflichtet, diese Kunden für maximal drei Monate in der Ersatzversorgung zu beliefern.
Nachhaltigkeit statt Kampfpreisen
„Auf Grund der kurzfristigen und nicht planbaren Strombelieferung von Kunden in der Ersatzversorgung haben diese einen höheren Preis als unsere Kunden mit Sonderpreisregelungen“, so Wolfgang Pfeiffer, der Vertriebsleiter des Überlandwerks. Alle Kunden wurden mit Aufnahme der Ersatzversorgung angeschrieben und über die Situation informiert.
Pfeiffer betonte, dass das Überlandwerk keine Kampfpreisstrategie mit Dumpingpreisen betreibt, sondern sich als kommunaler Dienstleister der Daseinsvorsorge sieht.