Die Internetseite „www.studivz.net“ gehört bei den meisten Studenten wie der tägliche Mensa-Gang einfach zum Studium dazu. Weltweit haben sich bereits über vier Millionen User registriert und sich ein Profil angelegt.
Für viele Mitglieder hat das Portal, das der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck gehört, schon die SMS oder E-Mail ersetzt. Wer schickt schon Weihnachts- und Geburtstagsgrüße per Post, wenn man die Nachricht auch einfach und kostenlos auf der Pinnwand hinterlassen kann? Auch lange Telefongespräche, um die abendliche Partylocation zu klären, gehören der Vergangenheit an. Eine kurze Nachricht an alle, was wo und wann abgeht und schon ist Abendplanung geritzt.
Gruppen aus Rhön-Grabfeld
Immer mehr Cliquen schließen sich zu einer Online-Gruppe zusammen, um dort diskutieren und sich organisieren zu können. Außerdem haben diese Gruppen noch eine viel wichtigere Funktion: Über sie zeigt die betreffende Person Vorlieben und Abneigungen. Sie sind quasi so etwas wie ein Aushängeschild. Gruppen gibt es für nahezu jeden Bereich. Wie für die Fans der Ostheimer Biolimo in der Gruppe „Ja, nach der Kiste Bionade hör' ich auf“ mit oder stolze bayerische Abiturienten in der Gruppe „Kniet nieder – Wir haben Abitur in Bayern gemacht“.
Auch für Bad Neustadt selbst gibt es eigene Gruppen. Das ergibt die Suche nach dem Begriff „Bad Neustadt“. Nahezu 30 Treffer werden gefunden und das, obwohl es in der Saalestadt selbst überhaupt keine Hochschule gibt.
Studenten aus Bad Neustadt treffen in diesen Gruppen auf Gleichgesinnte aus ihrer Region, egal, was ihre Interessen sind. Ob Realschul-, FOS- oder Gymnasial-Abgänger, für jeden gibt es die passende Gruppe. Doch nicht nur nach Schullaufbahn teilen sich die Bad Neustädter Teilnehmer auf. Es gibt auch die allgemeine Gruppe „Bad Neustadt – die Stadt mit Herz“ mit immerhin 326 Mitgliedern oder „Rhön-Grabfeld – Deutschlands Filetstück“ mit 480 Mitgliedern. Auch Fans des HSC und des VfL organisieren sich in eigenen Gruppen. Selbst Naturfreunde kommen nicht zu kurz, für sie gibt es die Gruppe „Die Rhön ist schön“ mit sage und schreibe 631 Mitgliedern.
Sollte trotz der Gruppenfülle nichts dabei sein, kein Problem, jeder hat die Möglichkeit, eine neue Gruppe anzulegen. Dann muss man nur noch abwarten, dass auch diese wieder von Gleichgesinnten gefunden und erweitert wird.
Angriffsfläche für Kritik
Jedoch bietet die Seite auch Angriffsfläche für Kritik. Seit 9. Januar werden zum Beispiel personenbezogenen Daten, die auf der eigenen studiVZ-Seite angegeben werden, für Werbemaßnahmen verarbeitet. Jeder User musste zuvor den Änderungen der Allgemeinen Geschäftsbedingungen zustimmen, wer das nicht getan hat, dessen Profil wird gelöscht.
Einmal von der Werbung abgesehen, unterschätzen viele User auch die möglichen Folgen ihrer Offenheit, zum Beispiel im Umgang mit ihren privaten Fotos, die sie ihrem Profil zuordnen. Zudem kann jeder Benutzer Bilder eines anderen ins Netz laden. Zwar kann der Betroffene das Bild wieder entfernen lassen und zurückverfolgen, wer es hochgeladen hat, unangenehm ist es trotzdem.
Mehr als unangenehm kann es werden, wenn mögliche zukünftige Arbeitgeber im Netz nach dem Bewerber suchen und peinliche Bilder im studiVZ entdecken. Tatsache ist, dass viele Firmen sich auf eben solchen bekannten Portalen wie studiVZ nach ihren Bewerbern umsehen. Also lieber Vorsicht, welche Informationen man von sich preisgibt!
Pendant www.schülervz.de
Auch das Pendant www.schülervz.de, das sich, wie der Name schon sagt, vor allem an Schüler richtet, stand in der Vergangenheit heftig in der Kritik. Im Sommer wurden die Macher des Portals laut Deutscher Presseagentur von einem Vater wegen Verbreitung pornografischen Materials und Volksverhetzung angezeigt. Bereits im Juli war schülerVZ von der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Dienste (FSM) verwarnt worden. Daraufhin wurden verdächtige Gruppen gelöscht und die Macher des Portals installierten einen Filter, der anstößige Inhalte aussortieren soll.
Im November hatte ein Schüler vor seinem geplanten Todeslauf am Kölner Georg-Büchner-Gymnasium, der von der Polizei verhindert werden konnte, Bilder des Massakers an der Columbine Highschool im US-Staat Colorado im Jahr 1999 auf seine schülerVZ-Seite gestellt. Das Profil des Kölner Schülers wurde sofort gesperrt.
Dennoch sprechen die Zahlen für sich. SchülerVZ erfreut sich wachsender Beliebtheit. Rund zwei Millionen Mitglieder zählt der Ableger mittlerweile.