Die Nachricht war ein Schock für die Sulzdorfer, allen voran Bürgermeisterin Angelika Götz: Am Mittwoch stellte die Sulzdorfer Möbelwerke GmbH & Co KG einen Antrag auf Insolvenz.
Neben dem östlich der B 279 angesiedelten Off-Büromöbelwerk sind die Sulzdorfer Möbelwerke, die 2008 aus der damals pleite gegangenen Firma „Grabfeld Möbel“ entstanden, mit ihren über 70 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber der Gemeinde. Bürgermeisterin Götz reagierte deshalb sofort, als sie die schlechte Nachricht vernommen hatte und telefonierte nicht nur mit dem Geschäftsleiter und dem Insolvenzverwalter, sondern auch mit politischen Mandatsträgern. „Landrat Habermann und Landtagsabgeordneter Steffen Vogel haben mir ihre volle Unterstützung zugesagt, was den Erhalt der Arbeitsplätze betrifft“, so Götz, die betont, dass ihr nicht nur um die finanziellen Einbußen für die Gemeinde geht, sollte das Werk geschlossen werden. Sie sorge sich auch um die vielen betroffenen Arbeitnehmer, die dann ihren Job verlieren würden. „Die Sulzdorfer Möbelwerke sind für unsere Gemeinde sehr wichtig“, so Götz. „Ich werde deshalb um jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen.“
Das will auch Manfred Dietz tun, wie der Geschäftsführer der Sulzdorfer Möbelwerke auf Nachfrage der Main-Post versichert. „Der Auftragsbestand ist gut, sodass wir auch jeden Fall bis Ende Mai weiterproduzieren können.“ Mindestens bis dahin sei auch die Auszahlung der Mitarbeitergehälter über das Insolvenzgeld sichergestellt. Dass ein Insolvenzantrag gestellt werden musste, begründet Dietz mit einem Liquiditätsengpass. Dafür sei auch die schleppende Zahlungsmoral, vor allem aber das plötzliche Abspringen eines Investors verantwortlich. Zudem habe es trotz aller Bemühungen keine Perspektive mehr für das Unternehmen gegeben, es in seiner jetzigen Form erfolgreich weiterzuführen. „Wir werden jetzt nach neuen Geldgebern und auch Ideen suchen und ich bin zuversichtlich, dass uns das auch gelingen wird.“ Bei der Suche nach einem Investor wird auch Rechtsanwalt Stefan Hermann helfen. In einer in Abstimmung mit der Geschäftsführung verfassten Presseerklärung schreibt der vorläufige Insolvenzverwalter, „dass man gemeinsam ein tragfähiges Konzept für eine Fortführungslösung finden und nach Möglichkeit die vorhandenen Arbeitsplätze weitgehend erhalten möchte.“
Dass dies in möglichst großem Stil gelingt, darauf hoffen natürlich zuallererst die Beschäftigten der Sulzdorfer Möbelwerke. „Die Stimmung in der Belegschaft ist schon sehr gedrückt“, so eine langjährige Mitarbeiterin. „Wir hoffen natürlich alle, dass unsere Arbeitsplätze erhalten werden können.“ Sie selbst arbeite nur halbtags und gehe bald in Rente. „Um mich mache ich mir deshalb weniger Sorgen, wer aber 40 oder 50 Jahre alt ist und eine Familie ernähren muss, für den wäre die Schließung des Werks sicher eine Katastrophe.“
Über 100 Jahre Möbelbautradition in Sulzdorf
Der Möbelbau hat in Sulzdorf eine lange Tradition. Laut Unterlagen von Kreisheimatpfleger Reinhold Albert produzierte ab 1901 Schreinermeister Friedrich Schmidt in seinem Betrieb Serienmöbel. 1949 gründeten Schmidts Söhne, die Brüder Richard und Max Schmidt, die Firma Schmidt Gebrüder Sulzdorf (SGS). 1952 trennten sich die Brüder: Max gründete auf der gegenüberliegenden Straßenseite die „Möbelfabrik Max Schmidt“ (später Interschmidt). Grabfeld-Möbel und Interschmidt begannen mit der Herstellung von Kleinmöbeln und konzentrierten sich ausschließlich auf die Tischproduktion. Die Blütezeit von Interschmidt und Grabfeld-Möbel war von den späten 1960er bis Mitte der 1980er Jahre mit insgesamt bis zu 700 Beschäftigten. Im Oktober 1990 meldete Interschmidt Konkurs an. Ein Jahr später übernahm die Firma Hund aus Wolfach den Betrieb. Die Firma Grabfeld-Möbel meldete 2007 Konkurs an. 2008 wurde das Unternehmen umgewandelt in die Sulzdorfer Möbelwerke, die mit 95 Mitarbeitern den Betrieb aufnahmen.