Der Bischof hat Pfarrer Gerhard Wissmüller, der kürzlich seinen 70. Geburtstag feierte und seine Pensionierung verlangte, zum 1. Juli in den Ruhestand versetzt und von der Aufgabe als Pfarrvikar entbunden. Daher soll er nach den Vorgaben der Diözese seine Dienstwohnung in Sulzfeld räumen und für einen eventuellen Nachfolger Platz machen. Heftig wehren sich dagegen Pfarreiangehörige in der Gemeinde. Besonders in Sulzfeld und Kleinbardorf regt sich Unmut. Dort hält der Geistliche an Sonn- und Feiertagen noch Gottesdienste und ist viel gefragter Pfarrer. Eine Pfarrversammlung sollte klären, wie es in Zukunft in der pastoralen Versorgung weitergeht.
Pastorale Zukunft
Wegen des brisanten Themas begrüßte Pfarradministrator Florian Lehnert im Sulzfelder Pfarrheim ein „volles Haus", an erster Stelle Pfarrer Gerhard Weber von der Diözese Würzburg, den Personalreferenten für Priester im Bistum. Er gab einen Überblick darüber, wie die „Pastorale Zukunft" in der Pfarreiengemeinschaft „Westliches Grabfeld, Großeibstadt" aussehen könnte. Dazu gehören neben Sulzfeld, Kleinbardorf und Leinach noch Großbardorf und Großeibstadt.
Das neue Konzept ist schnell erklärt: Wissmüller soll nach den Vorstellungen Webers als Priester im System der Pfarreiengemeinschaft Westliches Grabfeld integriert werden und unter Pfarradministrator Florian Lehnert mitarbeiten. Wissmüllers Einsatzgebiet nur auf Sulzfeld und Kleinbardorf zu beschränken, hielt der Referent allerdings für nicht ganz akzeptabel, da dies die Prinzipien nicht zuließen.
Ein Einschnitt
In Sulzfeld und seinen Ortsteilen gibt es, nach 37-jähriger Tradition mit Pfarrer Gerhard Wissmüller infolge seines Ruhestands durchaus einen Einschnitt. „Das tut weh, heißt aber nicht, dass Kirche und Glaube aufhören zu leben", sagte Weber zu Diskussionsbeiträgen. Pfarreiengemeinschaften sollten mit Blick auf die Zukunft „in größeren Räumen und Teams denken", so Weber. Diakone, Pastoral- und Gemeindereferenten, Gottesdienstleiter, Seelsorgerinnen und Seelsorger würden auf lange Sicht ein Netz aufbauen, das die katholische Grundversorgung garantiere, versicherte Weber.
Bevor er die Planung im einzelnen vorstellte, kam aus der Pfarrversammlung ein erster Hilferuf: „Ich frage mich, warum bei uns ein Eingriff in ein funktionierendes System notwendig ist und etwas geändert werden soll. Geben Sie uns eine Möglichkeit für Pfarrer Wissmüller, wir wollen ihn hier behalten", betonte etwa der Organist und ehemalige Pfarrgemeinderatsvorsitzende von Sulzfeld, Gerd Kilian. Weitere eindeutige Sympathiebekundungen folgten, die Stellung Wissmüllers in Sulzfeld aufrecht zu erhalten.
Heftige Vorwürfe
Diskutiert wurde unter anderem die Frage, warum Wissmüller aus der Dienstwohnung in Sulzfeld von der Diözese heraus komplimentiert werden müsse. Unter diesem Druck suche er inzwischen eine neue Wohnung in Schweinfurt. Entschieden, ob er in Sulzfeld bleibt oder nicht, ist allerdings noch nichts. Man nahm kein Blatt vor den Mund an die Adresse der Kirchenvertreter: „Wir möchten mal wissen, warum Sie die Sache zerstören“. – „Pfarrer Wissmüller fühlt sich doch auf den Schlips getreten, wenn er in der Pfarreiengemeinschaft von einer Ecke in die andere geschoben wird". – „Da geht man mit einer Holzhammer-Methode vor", so Kommentare einiger Besucher im Pfarrheim. Auch Sulzfelds stellvertretender Bürgermeister Gerhard Eckert versteht nicht, dass man Wissmüller „mit aller Gewalt weg haben will" und bat Weber um eine akzeptable Lösung.
Der Personalreferent wehrte sich vehement dagegen, dass „die da oben" von der Diözese Kritik einstecken sollen. Er fühlte sich heftig angegriffen und bat daher für die weitere Diskussion um eine stilvolle Wortwahl.
Gute Chance, dass jemand kommt
Für Weber ist es bei Pensionierungen für Mitbrüder in der Diözese normal, dass ein Priester aus der Dienstwohnung auszieht und den Dienstort verändert. Im konkreten Fall könne eine Wohnung vor Ort gesucht werden. Die Stelle in Sulzfeld werde jedoch neu ausgeschrieben und „die Chance, dass jemand kommt und die Dienstwohnung nutzt, ist nicht schlecht“, antwortete er auf eine entsprechende Frage.
„Alles, was in der Diskussion gesagt worden ist, spiegelt sich im Stimmungsbild auch im Rathaus wider“, fasste Bürgermeister Jürgen Heusinger zusammen. Immer wieder kämen Leute und würden das Thema mit dem Pfarrer im Ort anschneiden. Auch der Gemeinderat stehe im Ergebnis zur Meinung von Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung. Diese Gremien wollen den Pfarrer unter Mithilfe von Diakon Konrad Hutzler aus Trappstadt nach bewährtem Muster solange wie möglich in Sulzfeld behalten. Heusinger bat eindringlich, diesen Wunsch zuzulassen und ihn an die Dienstvorgesetzten weiterzutragen, um eine neue Basis weiterer Gespräche zu finden.