„Abwarten und Tee trinken?“ Was zunächst simpel klingt, entpuppte sich im Unesco-Biosphärenreservat Rhön als spannendes Forschungsprojekt im Bereich "Citizen Science": 13 Freiwillige hatten Teebeutel an 24 Standorten vergraben, um die Bodenaktivität auf verschiedenen Gesteinsschichten zu untersuchen.
Folgende Informationen sind einer Pressemitteilung des Biosphärenreservats Rhön entnommen: Nach einer dreimonatigen „Ziehzeit“ im Boden wurden die Daten im Rahmen einer Bachelorarbeit an der Universität Leipzig ausgewertet. Das Ergebnis: Ungewöhnliche Methoden können wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse liefern – mit engagierten Ehrenamtlichen als zentralem Erfolgsfaktor.
Über Bodentiere und Mikroorganismen
„Der Teebeutel-Index ist eine weltweit anerkannte Methode, um Zersetzungsprozesse im Boden zu messen“, erklärt Geographie-Studentin Maya Reichert, die für ihre Bachelorarbeit das Projekt gemeinsam mit Tina Bauer, Citizen-Science-Projektleiterin von der Bayerischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats, initiierte.
Als Bodenaktivität bezeichnet man die Gesamtheit der im Boden ablaufenden biologischen Prozesse. Sie ist umso größer, je reicher und vielfältiger das Bodenleben ist (zum Beispiel durch verschiedene Arten von winzig kleinen Bodentieren und anderen Mikroorganismen).
Das Untersuchungsgebiet in der Rhön bot durch seine unterschiedlichen geologischen Untergründe ideale Bedingungen, das Verfahren unter Einsatz von Ehrenamtlichen zu testen. Verändert sich die Bodenaktivität auf Basalt, Muschelkalk und Bundsandstein? Die Ergebnisse zeigen: Die Zersetzung war auf Basaltstandorten besonders hoch.
Außerdem wiesen humusreiche Böden eine schnellere Zersetzung auf, während wechselhafte Witterungsbedingungen ebenfalls den Grad der Zersetzung beeinflussten. Auch machen Teesorten einen Unterschied: Dabei zersetzt sich Grüntee schneller, während Roiboos-Tee langsam verrottet.
Wichtiges Werkzeug für künftige Klimamodellierungen
Neben dem Vergraben der Teebeutel führten die Freiwilligen weitere Messungen durch, wie zum Beispiel pH-Wert, Humusmächtigkeit und Vegetationsanalysen. „Dank des Engagements der ehrenamtlichen Citizen-Science-Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten wir wertvolle Daten für die internationale Forschung sammeln“, betont Tina Bauer. Die Ergebnisse der Bachelorarbeit aus der Rhön fließen nun auch in die Entwicklung einer globalen Bodenzersetzungskarte ein – ein wichtiges Werkzeug für künftige Klimamodellierungen.
„Ein großes Dankeschön an unsere Freiwilligen“, so Bauer weiter. „Ihr Beitrag war entscheidend für den Erfolg des Projekts und die sogar nun mögliche weltweite Nutzung der Ergebnisse.“