Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Rhön-Grabfeld
Icon Pfeil nach unten
Mellrichstadt
Icon Pfeil nach unten

MEININGEN: Theaterpremiere in Meiningen: Mitten im verschneiten Bambuswald

MEININGEN

Theaterpremiere in Meiningen: Mitten im verschneiten Bambuswald

    • |
    • |
    Zauberhaftes Märchen: Szenenfoto aus „Ein Kranich im Schnee“ am Meininger Theater.
    Zauberhaftes Märchen: Szenenfoto aus „Ein Kranich im Schnee“ am Meininger Theater. Foto: Foto: Sissy Nachreiner

    Kaum hat sich der Vorhang geöffnet, kaum ist der erste Schneeschleier vom Himmel gefallen, ahnt man als professioneller Weihnachtsmärchenbegutachter: Das könnte ein ganz besonderes Ereignis werden – eines, das man in diesem Genre selten findet. „Ein Kranich im Schnee“, das diesjährige Weihnachtsmärchen am Meininger Theater, ist das seit Jahren fantasievollste und stimmigste Theaterstück für Kinder, das man am Hause sehen konnte.

    Dass in dem poetischen Märchen über das Glück von Wolfgang Mehring (Uraufführung 1990) alles – oder sagen wir: fast alles – so wunderbar ineinandergreift, hat verschiedene Ursachen. Der Autor und sein Komponist Ludger Nowak spielen mit einem japanischen Märchenstoff – hier ein armes altes Paar in einer kalten Hütte mitten im verschneiten Bambuswald, dort der böse Jäger und Grundbesitzer, für den nur Macht und Geld zählen und für den Liebe, Freundschaft, Mitgefühl Fremdworte sind. Dazwischen die Geschöpfe und Gewalten der Natur, die Tiere und die Zauberwesen. Sie wandeln durch Raum und Zeit und beobachten das Treiben der Menschen – wie die riesengroße Schneekönigin, die stumm durch die Kulisse schwebt.

    Manchmal schreitet sie vielleicht sogar ein, um das Schlimmste zu verhindern, wer weiß. Ein Märchen, ja. Mit Botschaften, die jedes Kind versteht, auch oder gerade, wenn keine Worte fallen, sondern nur der Schnee leise zur Erde rieselt. Zwischen die Guten und den Bösen schiebt sich ein liebenswertes, zartes Wesen: ein Kranich, der vom alten Mann vor dem Jäger gerettet wurde, sich in ein Mädchen verwandelt und aus Dank den beiden armen Menschen hilft, bis, ja, bis?

    Das Team um Regisseur Dietmar Horcicka – vor allem Ausstatter Christian Rinke mit einem durch und durch zauberhaften Bühnenbild und die Figurenbauerin Franziska Schmidt sowie das künstlerische Team greifen Mehrings Spiel mit dem Märchen mit erstaunlicher Einfühlsamkeit und Gespür für kleine Details auf und fügen die Teilchen der Geschichte zu einem großen Ganzen – etwa so, wie das Kranichmädchen auf magische Weise wärmende Kimonos für das alte Paar näht. Dabei sind Gesten, grazile Bewegungen und Rhythmen von Musik, Gesang und Tanz, Lichtstimmungen und Schatten mindestens ebenso bedeutsam wie das Wort.

    Und auch das kommt wohldosiert und wohlmoduliert, manchmal mächtig, manchmal hauchzart, manchmal auch nur vogelzwitschernd aus den Mündern der empathischen Schauspieler, die sich wie nach einer geheimnisvollen Choreografie durch die Handlung bewegen: Magda Decker als Kranichmädchen, Matthias Herold als alter Mann, Marianne Thielmann als alte Frau, Claudia Acker als Schneekönigin, die sich flugs auch in die Tiere des Waldes verwandelt, und last not least Jan Krawzyck, der ehemalige Meininger, als Jäger Saburo, quicklebendig wie ein japanisches Rumpelstilzchen. Ein fantastisches Ensemble.

    Gut, es gibt eine Passage im Stück, die etwas bemüht daherkommt: Als das Kranichmädchen, dem Publikum zugewandt, Sinn und Unsinn der Jagd nach Reichtum zu erklären versucht – Dinge, die sich den außergewöhnlich aufmerksamen Kindern schon längst wortlos erschlossen haben. Aber das ist eine vernachlässigbare Erscheinung angesichts einer Inszenierung, die kleine und große Leute in ihren Bann zieht. Siggi Seuss

    Vorstellungen in den Kammerspielen werden bis 25. Dezember gegeben. Nähere Informationen und Karten über Tel. (0 36 93) 451 222 oder 451 137. www.das-meininger-theater.de

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden