(oli) Vor gut drei Monaten stellte Thomas Schulz, Bürgermeister der Bad Neustädter Partnerstadt Oberhof, Insolvenzantrag für die Rennsteigtherme. Die Stadt Oberhof – nur 1700 Einwohner groß und mit 7000 Euro pro Kopf verschuldet – kann sich den Betrieb der Therme nicht leisten. Energiekosten von 60 000 Euro pro Monat und sinkende Besucherzahlen von zuletzt nur noch 400 pro Tag hatten eine Spirale in Gang gesetzt, die dazu führte, dass die Therme nicht zu finanzieren ist.
Erst in letzter Sekunde hatte am Reformationstag das Thüringische Kabinett beschlossen, dem Spaßbad eine Gnadenfrist bis Februar zu gewähren. Ansonsten wären am 1. November die Tore dicht geblieben, die 40 Mitarbeiter entlassen worden. Vorerst ist die Insolvenz abgewandt, doch Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus hat unmissverständlich klar gemacht, dass die Stadt ein schlüssiges Gesamtkonzept vorlegen müsse und es ab 1. März sicher keinen Cent mehr vom Land gibt.
Die Oberhofer Verantwortlichen sehen das anders. In den örtlichen Medien wundert sich zum Beispiel der Aufsichtsratsvorsitzende der städtischen GmbH, die die Therme betreibt, über Althaus' Forderung: „Die Stadt Oberhof hat ein ganzheitliches Tourismuskonzept, das Land Thüringen aber keine Entwicklungsvision“, kritisiert Jörg Herrenkind.
Oberhof hat aber vor allem eines: wenig Zeit und ziemlich viel Angst. Angst vor einer Zukunft ohne Therme, denn ein endgültiges Aus könnte dem Touristenmagnet im Thüringer Wald mit jährlich 500 000 Übernachtungen massiv schaden. Ein Domino-Effekt wird befürchtet, der sich auch auf die internationalen Sportveranstaltungen wie den Biathlon-Weltcup oder die Rodel-WM erstrecken könnten. Fernsehbilder, in denen eine leer stehende Therme zu sehen ist, sind die Oberhofer Horrorvision schlechthin.