„Netzwerktreffen alte Haustierrassen“ nannte sich der Vortragsabend, der im Fränkischen Freilandmuseum in Fladungen stattfand. Antje Feldmann von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) referierte dabei über aktuelle Initiativen und über die Arche-Höfe, die sich der Erhaltung der gefährdeten einheimischen Tierrassen widmen. Hans-Hinrich Huss berichtete dazu über ein von ihm initiiertes besonderes Projekt der Schweinehaltung.
Wie Antje Feldmann sagte, seien weltweit von den klassischen Haustierrassen Schaf, Rind, Pferd, Huhn, Schwein und Ziege mehr als die Hälfte der Rassen in ihrem Bestand bedroht oder schon ausgestorben. In Deutschland seien zurzeit 148 Nutztierrassen gefährdet. Das Ziel der GEH sei, diese Rassen am Leben zu erhalten, damit sie auch künftig für die Zucht mit ihrem Genpool und ihren typischen Eigenschaften genutzt werden können. In der Region ist es das Rhönschaf, um dessen Erhalt man sich sorgen muss. Es werde aber, wie viele andere Rassen in Bayern, gefördert. Seit 1997 stagniere der Bestand an Rhönschafen bei ungefähr 5000 Tieren.
Feldmann stellte dann die GEH vor mit ihren Zielen, zu denen auch die Nutztierhaltung in ökonomischen Betrieben gehört, eine artgerechte Haltung unter landwirtschaftlichen Gesichtspunkten wie Zucht, Vermarktung und Landschaftspflege. In Deutschland gebe es 87 sogenannte Arche-Höfe, die sich dieser Aufgabe gestellt haben. In Bayern sind es 13, einer davon ist auch in der Rhön angesiedelt.
Auch für solche Höfe steht natürlich die Vermarktung im Vordergrund. Feldmann erläuterte dazu verschiedene Konzepte: Der Verkauf von Produkten besonders von Rindern, Schweinen, Schafen und Ziegen direkt vom Hof nimmt mit 38 Prozent den größten Anteil ein, der Verkauf vom Marktstand, in der Metzgerei, im Einzelhandel, im Großhandel oder per Versand steht dahinter zurück. Weitere Verkaufskonzepte sind der Naturkost- und der Feinkosthandel, der Verkauf in Erzeugergemeinschaften, in der Gastronomie, per Lieferservice oder in einer Nahrungsmittel-Kooperative. Auch die Preisgestaltung war ein Thema, ebenso aktuelle Trends bei den Konsumenten, die auch mal bereit sind, mehr Geld für besondere Produkte hinzulegen.
Hans-Hinrich Huss schloss sich mit dem Vortrag „Eichelschwein: Die historische Beweidung von Wäldern und die Wiederbelebung dieser Tierhaltung“ an. Huss war mit wissenschaftlich-breitem Ansatz der Frage nachgegangen, ob es sich lohnt, diese uralte Methode der Schweinehaltung in unserer Zeit anzuwenden: beginnend mit einem Blick in die Vergangenheit, wie es frühere Generationen seit dem Mittelalter gemacht hatten, über die Planung und Ausstattung von geeigneten Waldarealen bis zur Vermarktung der aus der Eichelmast gewonnenen Produkte.
„Die besten Schinken wachsen unter den Eichen!“ Diese lapidare Erkenntnis unserer Vorfahren mochte den Anstoß zu seinem Unternehmen gegeben haben. Historische Bilder belegten, dass schon seit über tausend Jahren die Schweine in den Wald getrieben wurden, um dort das natürliche Angebot an Eicheln und anderen Früchten aufzunehmen. 2003 startete das Projekt von Huss, das 2006 als Modell- und Demonstrationsvorhaben anerkannt wurde. Im Wald von Possenheim bei Iphofen fand Huss geeignete Eichenwaldbestände, zunächst mit einer Waldweide von 23 Hektar, die 2012 auf rund 50 Hektar erweitert wurde. Anfangs waren es 42 Tiere (2005), die bis zum Jahr 2015 auf 245 vermehrt wurden. Pro Schwein müsse man mindestens 1000 Quadratmeter Weidefläche kalkulieren, so Huss. Mindestens 60 Tage im Herbst hielten sich die Schweine im Wald auf, lebten von dem natürlichen Nahrungsangebot.
Bei der Fleischverarbeitung verzichtet Huss konsequent auf Nitrit-Pökelsalze und auf künstliche Aroma- und Konservierungsstoffe. Dieses besondere Fleisch lasse sich erfolgreich verkaufen. Für die Vermarktung entwickelte Huss ebenfalls eine eigene Strategie. Das alles machte Besucher vor Ort und Käufer neugierig, die dann auch bereit waren, für das höherwertige Fleisch etwas mehr zu bezahlen.