An beiden Flugtagen zeigten sich die Starter glänzend aufgelegt und meisterten die zusätzliche Aufgabe mit Bravour. Die zahlreichen Zuschauer waren ob dieser Leistung begeistert. Wie in jedem Jahr wurden sie vom MSC-Vorsitzenden Jürgen Bieber über Lautsprecher bestens informiert. Bieber gab nicht nur Einblick in die technischen Details, sondern stellte auch die Piloten vor und berichtete über die Historie der Modelle. Letzteres war besonders interessant, denn alle Modelle waren originale Nachbildungen realer Flugzeuge, die zum Teil noch heute am Luftverkehr teilnehmen.
Die steigenden Anforderungen in der Modellflug-Szene haben inzwischen dazu geführt, dass die Piloten mit einem Flugsimulator trainieren können. Hinzu kommt eine Fluggenehmigung für Modelle bis zu einem Gewicht von 25 Kilogramm – bis vor kurzem lag die Grenze noch bei 20 Kilogramm. Für die Lockhead Super-Constellation von Alexander Obolonsky mit ihren vier Motoren und einer Flügelspannweite von 3,90 Metern eine unverzichtbare Neuerung, schließlich brachte sie 21 Kilogramm auf die Waage.
Im Gegensatz dazu wog die „Funtana“ von Daniel Brüssow nur den Bruchteil der Super-Constellation. Brüssows Modell ist die kleine Ausgabe der bekannten italienischen Kunstflugmaschine gleichen Namens. Der Pilot zeigte am Fluggelände am Katzenrod eine spektakuläre Vorführung mit Messer- und Trudelflug – und das oft nur knapp über der Landebahn.
Top-Piloten stellten sich den zu bewertenden Disziplinen von „Beste Schau“, „Bester Kunstflug“ über „Beste Mehrmotorige“ bis hin zum „Besten Oldtimer“. Übrigens erfolgte, wie immer bei Top-Gun, die Bewertung durch die Piloten gegenseitig. Konkurrenzlos an beiden Tagen war der 57-jährige Karl-Heinz Plich aus Wiener Neustadt mit seinen beiden Hubschraubern. Ein Modell hat zwei Turbinen, das im Original bei Polizeieinsätzen zu sehen ist, ein weiteres Modell hat nur eine Turbine und wurde von Jörg Rösner gekonnt vorgeführt. Kein Wunder: Jörg Rösner ist nicht nur der Sohn der Modellfluglegende Walter Rösner, dem Welt- und Europameister früherer Jahre, er war im Jahr 1996 selbst Europameister in der Hubschrauber-Wettbewerbsklasse.
Um Plichs Modelle mit den zwei Turbinen einmal vorzustellen: Der Hubschrauber BO 105 wiegt 24,5 Kilogramm. Die beiden Turbinen mit je fünf Kilowatt Leistung bewegen vier Blätter mit einer Drehzahl von 93 000. Der Pilot hat etwa eintausend Stunden für die Herstellung des Modells benötigt und alles selbst konstruiert. Hier kommt ihm sein Beruf entgegen: Plich entwickelt Motoren. Allerdings muss der Pilot für sein Hobby tief in die Tasche greifen. Eine Turbine für den Modellhubschrauber kostet etwa 4000 Euro.
Das Original wiegt etwa eineinhalb Tonnen, die vier Rotorblätter sind je zehneinhalb Meter lang und die Drehzahl liegt bei 32 000. Somit hat Plich im Maßstab von 1 : 3,3 nachgebaut. Dass diese Modellart noch nicht sehr verbreitet ist, liegt seiner Meinung nach an der diffizilen Technik, die dann bei Vorführungen entsprechend beherrscht werden muss. Deshalb war Karl-Heinz Plich der Soloauftritt als Hubschrauber-Pilot am Katzenrod nicht zu nehmen, welcher eingereiht war in weitere rasante und spektakuläre Darbietungen der verschiedensten Modelle. Viel Lob ernteten die Piloten dafür von Nordheims Bürgermeister Hermann Hippeli und Landrat Thomas Habermann, die die Pokale überreichten.