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BAD NEUSTADT: Trauer am Straßenrand

BAD NEUSTADT

Trauer am Straßenrand

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    Ein Holzkreuz mit Bild, frische Blumen und ein Grablicht erinnern an einen Mann, der 2014 am Ortseingang von Brendlorenzen tödlich verunglückte.
    Ein Holzkreuz mit Bild, frische Blumen und ein Grablicht erinnern an einen Mann, der 2014 am Ortseingang von Brendlorenzen tödlich verunglückte. Foto: Foto: Martina Harasim

    Es sind Mahnmale am Straßenrand. Liebevoll geschmückt mit Holzkreuzen, Bildern, Blumen und Grablichtern erinnern sie an einen schlimmen Verlust. Meist sind es Freunde oder Angehörige, die sich dort einen Gedenkort schaffen, wo einst ein geliebter Mensch durch einen Unfall aus dem Leben gerissen wurde.

    Seit elf Jahren wird der Gedenkort gepflegt

    Gleich hinter Wegfurt in Richtung Bischofsheim ist solch ein Ort. Dort wurden im September vor elf Jahren vier junge Leute auf dem Heimweg von der Diskothek bei einem Autounfall getötet. Ein entgegenkommender Wagen kollidierte um 3.45 Uhr morgens mit dem Corsa, in dem zwei Frauen und zwei Männer aus dem Sinngrund unterwegs waren. Nur der Unfallverursacher überlebte. Noch heute erinnert eine Gedenkstätte an diese Katastrophe.

    Oder in Brendlorenzen: Gleich am Ortseingang, aus Richtung Leutershausen kommend, verunglückte im August 2014 ein 37-jähriger Autofahrer tödlich. Er kam mit seinem Auto von der Straße ab und prallte gegen einen Baum.

    An der Unfallstelle steht ein kleines Holzkreuz mit einem Bild von dem Verunglückten. Auf dem Kreuz steht „KAI“. Ein frischer Strauß mit leuchtend gelben Herbstblumen, Blumenstöckchen und ein Grablicht schmücken das Ganze.

    Kreuze am Wegesrand sind keine Erfindung der Neuzeit. Es gab sie schon im Mittelalter. Damals damals standen sie für Dankbarkeit, Unglück oder sogar Verbrechen: Sühnemäler wurden aufgestellt für Menschen, die unverschuldet zu Tode kamen. Die steinernen Kreuze sollten das Seelenheil der Verstorbenen retten.

    Behutsamer Umgang

    Heute wird mit solchen Gedenkorten am Straßenrand Trauer verarbeitet, weiß Manfred Rott, Abteilungsleiter am Straßenbauamt in Schweinfurt. Der Umgang der Straßenmeistereien mit solchen Gedenkstätten hat sich in den vergangenen 15 bis 20 Jahren grundlegend geändert: Früher hat man die Kreuze und Blumen nach zwei Wochen abgeräumt, berichtet er. Heute werden sie aus Pietätsgründen toleriert.

    Verkehrssicherheit hat Vorrang

    Aber, bei aller Toleranz, die Verkehrssicherheit hat grundsätzlich Vorrang. Gewisse Voraussetzungen müssen erfüllt sein: Die Unfallkreuze müssen weit genug von der Fahrbahn entfernt angelegt werden, damit sie nicht selbst zu Verkehrshindernissen werden, Gedenksteine will die Straßenmeisterei dort nicht haben, die sind, zum Beispiel für Mofafahrer, gefährlich – Holzkreuze dagegen werden toleriert. Die Bepflanzung sollte nicht zu umfangreich sein, und: „Wir wollen keine roten Lichter“, weil Autofahrer diese nachts leicht mit Schlussleuchten verwechselt.

    Manchmal rufen Angehörige nach einem tödlichen Unfall beim Straßenbauamt an und fragen, ob sie neben der Straße ein Kreuz aufstellen dürfen. Die Behörde appelliert dann an den Anrufer, lieber Abstand von der Idee zu nehmen. Steine will man den Leuten aber nicht in den Weg legen. Eine Genehmigung erteilt das Straßenbauamt Schweinfurt allerdings auf keinen Fall.

    Manche sind schon nach vier Wochen abgeräumt

    Manchmal müssen die Installationen aber auch weichen. Wenn Bauarbeiten anstehen, zum Beispiel. „In solchen Fällen gehen wir sanft vor“, sagt Rott. Die Straßenmeistereien kennen die Leute, die die Gedenkorte pflegen und informieren sie darüber, dass die Kreuze samt Dekoration abgeräumt werden.

    Das geschieht auch, wenn die Mitarbeiter der Straßenmeisterein beim Mähen der Seitenstreifen sehen, dass die Gedenkstätte überwuchert ist und klar ist, dass sich keiner mehr kümmert.

    Wie lange solche Orte der Trauer gebraucht werden, ist – so die Erfahrung von Manfred Rott – unterschiedlich: „Manche sind schon nach vier Wochen abgeräumt. Ich kenne aber auch welche, die stehen schon seit mehr als 20 Jahren.“

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