Virtuose Trompetenmusik des Barock und Rokoko stand auf dem Programm des Auftaktkonzerts zum Rhöner Krippenweg im Festsaal des Klosters Wechterswinkel. Mit den Interpreten Johannes Mauer (Trompete in Es), Rüdiger Schemm-Renaud (hohe Trompete) und Michael Lörcher als Begleiter am Flügel war es gelungen, renommierte Künstler mit Wurzeln in der Region für einen Abend zu engagieren, der von Anfang an begeisterte. Dies bemerkte Kersten Keller-Pallor, Kulturmanagerin des Landkreises, nach dem Eröffnungsstück von Baldassare in ihrer kurzen Begrüßung nicht ohne Stolz.
Gefallen konnte diese dreisätzige Barocksonate, die Rüdiger Schemm-Renaud an den Beginn des Abends stellte, durch die ungewöhnliche Klanglichkeit der Hohen Trompete, die als „Clarin“- Klang beschrieben werden kann. Das Spiel mit den Klangfarben der unterschiedlichen Trompeten zog sich dann als roter Faden durch das Programm des Abends.
Johannes Mauer kontrastierte mit einem Werk der Frühklassik, dem Konzert für Trompete in Es-Dur von Neruda, mit seinem butterweichem Klang auf der Es-Trompete. Großartige klangliche Schattierungen, eine hervorragende Trillerbehandlung und klug gestaltete Kadenzen zeichnen diese Interpretation aus.
Ein Werk des ältesten Komponisten dieses Konzertabends, die 2. Sonate für Trompete von Viviani mit ihren vier kurzen Sätzen, schloss sich an, auf der hohen Trompete, wie gewohnt vorzüglich interpretiert von Rüdiger Schemm-Renaud, der mit einem fulminanten Presto-Schluss-Satz in die Konzertpause überleitete.
Als Höhepunkt des Abend dann Haydns berühmtes Trompetenkonzert. Hier konnte Mauer, seit kurzem Solotrompeter bei den Bremer Philharmonikern, sein ganzes technisches Können aufzeigen: seinen Nuancenreichtum und seinen hervorragenden Ansatz, herrlich zarte Spitzentöne, organisch eingebundene Trillerfiguren und große Spannungsbögen. Mit gekonnter Änderung der Klangfarbe zu Beginn des 2. Satzes, die strahlende Klanglichkeit des 1. Satzes weicht einem introvertierten, bewusst verhaltenen Trompetenton, gelingt es Mauer, die Solostimme schwerelos dahinschweben zu lassen.
Betörend schöne Echowirkungen dann im 3. Satz, dem Finale Allegro. Bravorufe und frenetischer Applaus für eine großartige Konzertinterpretation. Am Steinway-Flügel war Pianist Michael Lörcher den beiden Solisten ein stets verlässlicher Begleiter, der besonders hier im Haydnkonzert gefordert war. Im Spiel korrespondierte er wunderbar mit den Intentionen der Solisten.
Corellis kurze D-Dur-Sonate, als offiziell letztes Werk, überzeugend von Schemm-Renaud wiederum auf der hohen Trompete dargeboten, erfuhr in der Zugabe eine weitere Steigerung. Mit der Ouvertüre zur „Wassermusik“ von G. F. Händel für zwei hohe Trompeten, vereinten sich die beiden Trompetensolisten – leider zum einzigen Mal an diesem Abend – zum Duo und rissen das Publikum mit einer bravourösen Interpretation zu Beifallsstürmen hin. Mit dem romantischen Capriccio von Paul Jean-Jean verabschiedete sich Johannes Mauer schließlich klangschön im Kloster Wechterswinkel.