Es ereignete sich vor vielen Jahren an einem verschneiten Heiligabend. Meine beiden Töchter waren noch klein. In einem Alter also, wo das Weihnachtsfest noch mit viel kindlicher Aufregung und großer Vorfreude verbunden ist. Auch unser junger Hund, gerade ein halbes Jahr alt, spürte die Aufregung und war beim Baumschmücken ständig im Weg.
Zudem hatten wir seit ein paar Wochen ein neues Familienmitglied – den Hund meines Vaters. Schon älter, nahm er die herrschende Umtriebigkeit gelassen hin.
Die Familie ging in die Kirche, die Hunde blieben daheim
Endlich war alles geschmückt, die Geschenke unterm Weihnachtsbaum verteilt und es war Zeit für die Kirche. Natürlich, wie das mit zwei kleinen Kindern so ist, waren wir spät dran. Jetzt musste alles schnell gehen: Mäntel, Mützen und Handschuhe anziehen, den Schlüssel nicht vergessen und schon fuhren wir los. Ich dachte nicht daran, die Tür zum Wohnzimmer zu schließen.
Die Klänge von "Stille Nacht, heilige Nacht" steigerten die Vorfreude auf die Bescherung und geleiteten uns fröhlich nach Hause. Doch was für eine Katastrophe erwartete uns hier. Die Wohnzimmertür war offen und alle Geschenke waren aufgerissen. Die Hunde standen Schwanz wedelnd davor. Beim Anblick der verwüsteten Geschenke brachen beide Mädchen in Tränen aus und beschimpften wütend die blöden Hunde.
Da war guter Rat teuer. Zunächst sperrte ich die Hunde draußen aus. Meinen beiden Töchtern wischte ich die Tränen ab und brachte sie in ihr Zimmer mit dem Versprechen, das Christkind werde alles richten. In Windeseile, mit genügend Wut im Bauch, verpackte ich alle Geschenke neu und legte sie zurück unter den Weihnachtsbaum.

Schließlich tönte das Klingeling des Weihnachtsglöckchens durchs Haus. Zwei glückliche Kinder stürmten zu ihren Geschenken und freuten sich riesig, diese endlich auszupacken.
Die Übeltäter jedoch mussten noch eine Zeit lang Buße tun und draußen bleiben. Seit dieser Zeit erzählen wir uns jedes Jahr an Heiligabend diese Geschichte: "Wisst hier noch, damals, als Fleck und Max sich über unsere Geschenke hergemacht haben...?" Heute können wir herzlich darüber lachen!
Text: Astrid Hedrich-Scherpf
Foto: Diana Müller / Montage: Anne Schmidhuber
Dr. Astrid Hedrich-Scherpf (61) ist Leiterin der Kulturagentur Rhön-Grabfeld.
In der Kolumne "Rhöner Adventskalender" schreiben Menschen aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld Anekdoten und Gedanken rund um Advent und Weihnachtsfest.