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SCHWEINFURT/SCHONUNGEN: Uli Hader und Ursula Lux sind Trauerredner

SCHWEINFURT/SCHONUNGEN

Uli Hader und Ursula Lux sind Trauerredner

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    Das Ende eines Lebens: Für die Angehörigen ist das Beerdigungszeremoniell am Friedhof ein wichtiger Teil der Trauerarbeit. Die Worte über das Leben des Verstorbenen sowie der Trost für die Hinterbliebenen wollen sorgsam formuliert sein.
    Das Ende eines Lebens: Für die Angehörigen ist das Beerdigungszeremoniell am Friedhof ein wichtiger Teil der Trauerarbeit. Die Worte über das Leben des Verstorbenen sowie der Trost für die Hinterbliebenen wollen sorgsam formuliert sein. Foto: Foto: Thinkstock

    „Es hat jeder nur einen Abschied, den kann man nicht wiederholen“, sagt Uli Hader. „Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen“, sagt Ursula Lux. Hader und Lux sind Trauerredner, sie sprechen bei Beerdigungen.

    Bei Beerdigungen von konfessionslosen Menschen, aber auch bei Begräbnissen von Menschen, die zwar in der Kirche sind, deren Angehörige oder sie sich selbst aber vielleicht einen etwas persönlicheren Abschied gewünscht haben. Sie fragen danach, was sich der Verstorbene gewünscht hat. Und wenn das ein Beatles-Lied ist, dann sollte das auch gespielt werden, meint Hader. Jeder Mensch ist anders, da kann auch jeder Abschied anders ein. Es ist sicher nicht einfach, jemanden zu beschreiben, den man gar nicht gekannt hat. Die beiden sehen das als Herausforderung, aber auch als einen Weg, den Angehörigen Trost zu spenden. Und das schönste Kompliment ist für beide, wenn nach der Beerdigung jemand auf sie zukommt und fragt, wie lange sie den Verstorbenen denn eigentlich gekannt haben.

    Für Ursula Lux ist es wichtig, das Gespräch mit den Angehörigen bei ihnen zu Hause zu führen. Das gibt ein Gespür für die Person, um die es in ihrer Rede gehen soll, die Angehörigen fühlen sich entspannter. Und es gibt Brücken fürs Gespräch. Bilder, auf denen der Verstorbene zu sehen ist, vielleicht, Sachen, die über seine Hobbys erzählen. Und oft wird dann auch zusammen gelacht, wenn jemand von Macken erzählt, von gemeinsamen Erlebnissen.

    Was beide nicht machen: ihre Rede den Angehörigen vor der Trauerfeier geben. „Da wird dann nicht mehr richtig zugehört“, sagt Hader. Die Wirkung ist eine andere, wenn die Worte, die er für den Verstorbenen gefunden hat, nichts Neues mehr sind. Das Lampenfieber, das er – im Hauptberuf Trauerberater – bei jedem Auftritt hat, kennt Ursula Lux, Theologin und Journalistin, nicht. „Ich habe schon immer gerne geredet“, sagt sie.

    Als Konkurrenz zur Kirche sehen sich die beiden nicht. „Gott ist dabei“, das ist ihnen wichtig. Aber sie erleben oft, dass Menschen einen persönlicheren Abschied vorziehen. Und dass bei Pfarrern logischerweise die Botschaft von der Auferstehung im Vordergrund steht, nicht die Person, um die es geht. „Die Kirche lebt von Ritualen, das kann sehr stabilisierend sein“, meint Ursula Lux. Aber nur, wenn man sie kennt. Und ein Großteil der Menschen kenne eben die Rituale nicht mehr. Viele können die Lieder nicht mehr singen, manche nicht mal mehr das Vaterunser beten, wie Uli Hader erlebt hat.

    Für beide gibt es Situationen, die hart sind. Wenn junge Leute sterben, Selbstmorde. „Warum sich ein junger Mensch umbringt, darauf kann ich keine Antwort geben“, sagt Ursula Lux. Aber sie versucht, den Angehörigen etwas von der Last zu nehmen, wenn sie sich mit der Frage quälen: „Hätten wir was tun können? Haben wir etwas falsch gemacht?“

    Trauer und Leid anderer hautnah erleben, das muss ein Trauerredner aushalten. „Das zieht Energie, aber ich nehm's nicht mit nach Hause“, meint Uli Hader. Beide sprechen von einer wunderbaren Aufgabe, die ihnen sehr viel gibt. Und irgendwie hat sie die Aufgabe schon ein bisschen verändert. „Darüber regst du dich jetzt auf“, denkt sich Ursula Lux manchmal, wenn sie sich über Alltagskram ärgert. Und Uli Hader hat den schönen Satz parat: „Der Tod kommt, wann er will, mach dir Gedanken übers Leben!“

    „Wir machen den offiziellen Abschied, die Trauerarbeit geht erst los, wenn wir fertig sind“, sagt Ursula Lux. Nach der Beerdigung merken die Freunde und Angehörigen erst so richtig den Verlust, die Lücke. Abschiednehmen ist eben für niemanden leicht.

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