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MELLRICHSTADT: Umjubelter Vortrag von "Sir Vival" Rüdiger Nehberg bei der Welt-Dia-Vision

MELLRICHSTADT

Umjubelter Vortrag von "Sir Vival" Rüdiger Nehberg bei der Welt-Dia-Vision

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    Die Bilder gingen einst um die Welt: von dem Spinner, der Insekten und Würmer verzehrt, sich kriegerisch bemalt unter Naturvölker mischt und monatelange Entbehrungen erleidet. Doch Rüdiger Nehberg allein für einen durchgeknallten Masochisten zu halten, wäre zu kurz gegriffen. Vor allem sein Einsatz gegen die Genitalverstümmelung von Frauen verdient höchsten Respekt, fand das Publikum nach seinem Vortrag beim Welt-Dia-Visionsfestival in Mellrichstadt und erhob sich, Beifall klatschend, von seinen Stühlen.

    Der 75-jährige Urvater der Survivalszene hat scheinbar abgeschlossen mit dem Teil seiner Biografie, der ihn einst berühmt machte und ihm den Namen „Sir Vival“ eingebracht hat. Angesprochen auf seine ersten Bilder im Fernsehen in den 70er und 80er Jahren, meint er nur: „Ach, das war doch in einem anderen Leben.“ Aber immerhin bedeutet ihm dieses Leben noch so viel, dass er ihm den ersten Teil seines Vortrags widmete.

    Schon die ersten Bilder aus den Anfängen seiner Überlebenstrips erzeugten Verständnis für das süffisante Lächeln von Fernsehkommentatoren, als sie vor 30 Jahren von seinen Aktionen berichteten. Aber nach wenigen Minuten war auch deutlich: Der Mann kann erzählen und sich über sein – mit teils ekelerregenden Übungen versehenes – skurriles Abdriften in die Steinzeit auch amüsieren. Er räumte dabei zudem mit einer Idealisierung von Naturvölkern als „edle Wilde“ auf. Der gebürtige Bielefelder hatte nach seinem mehrmonatigen Aufenthalt bei Amazonas-Indianern festgestellt, dass auch hier Bildung der Schlüssel für ein besseres Leben ist.

    Kämpfer für bedrohte Völker

    Nehberg hat sich jahrelang leidenschaftlich für die Rettung der Yanomami-Indianer im Brasilianischen Regenwald eingesetzt. Er startete mehrere Unternehmungen, um auf die drohende Vernichtung dieses Urvolks aufmerksam zu machen, das heute noch so lebt wie vor tausenden von Jahren. Nehberg und seine Mitstreiter haben dort ein Krankenhaus gebaut und eine Schule. Dass sich der Aktivist bei der Schilderung seiner Einsätze auch gern selbst in Szene setzt, mag dem Engagement zuzuschreiben sein, mit dem er seine spektakulären Protestaktionen bestreitet.

    Diese Hartnäckigkeit zeichnet den Träger des Bundesverdienstkreuzes erst Recht in seinem Kampf gegen die Genitalverstümmelung von Mädchen im afrikanischen Raum, in Asien und im Nahen Osten aus. Mit erschütternden Aufnahmen belegte er diese uralte Tradition, die seiner Meinung nach allein aufgrund der schlechten Bildung und der untergeordneten Stellung der Frau überleben konnte. Nun würde wahrscheinlich jeder andere angesichts einer millionenfach praktizierten Sitte schon im Ansatz einen Kampf gegen die Abschaffung als aussichtslos einstellen, doch das ausgeprägte Unrechtsbewusstsein, das ihn auch schon beim Kampf für die Yanomami-Indianer antrieb, beflügelte Nehberg offensichtlich erneut. In Wort und Bild schilderte Rüdiger Nehberg, wie er mit seiner Menschenrechtsorganisation „Target“, zu deutsch „Ziel“, bis in die Spitzen des Islams vordrang und tatsächlich erreichte, dass von allerhöchster Stelle aus die Tradition als Verbrechen geächtet wurde.

    Das Problem sei jetzt noch die Umsetzung, in die sich seine Organisation weiterhin einmischen will, versicherte er. Daher sei er auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen – und schon stand der Wahl-Hamburger in eigener Sache auf der Bühne. Damit fiel der Vortrag zwar etwas aus dem Rahmen der bisherigen Veranstaltungen, doch es war wohl kaum jemand im Saal, der diese Methode der Werbung nicht mit vollem Herzen unterstützte.

    Umfassende Informationen dazu auf der Internetseite von Rüdiger Nehberg: www.target-human-rights.com

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