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st Ihnen schon aufgefallen, wie
viele männliche Jugendliche
selbst in der größten Sommerhitze
mit Sportschuhen und langen
Hosen herumlaufen? Das gehört
anscheinend momentan zu den
ungeschriebenen Gesetzen ihrer
Altersgruppe. Sandalen sind absolut
out, das gleiche gilt für Shorts. Die
äußerste Hosengrenze endet unter
dem Knie. Absolut unmöglich und
nur für Weicheier geeignet ist das
Benutzen von Regenschirmen. Man
trägt keine Badehose, sondern Bade-
shorts. Das eigene Zimmer muss
wenigstens so unordentlich sein,
dass man sich vor den Freunden
nicht blamiert und als angepasstes
Spießerkind gilt. Konflikte mit den
Eltern werden dafür in Kauf genom-
men. Das Allerschlimmste aber und
etwas, was fürs Leben brandmarken
würde, ist das Tragen von langen
Unterhosen. Deshalb wird im Win-
ter lieber gefroren, als eine mög-
liche Blamage riskiert. Informierte
Eltern wissen das und tun gut
daran, hier die Zügel ein wenig lo-
cker zu lassen, um ihre Sprösslinge
nicht allzu großem Konfliktpoten-
tial auszusetzen. Was die Jugend bei
den Älteren häufig kritisiert, näm-
lich eingefahrene Gewohnheiten
und gesellschaftliche Zwänge,
strenge Tischsitten oder Bräuche,
haben sie in anderer Form schon
selbst längst verinnerlicht. Die
Gruppe, zu der sie gehören, beein-
flusst ihre Sprache, das Essverhal-
ten, die Kleidung, den Umgangston
mit Gleichaltrigen und Erwachse-
nen und vieles mehr. Wann das
wieder aufhört? Das kann man
nicht so genau sagen. Eigentlich
wird die Negativ-Hitliste mit zuneh-
mendem Alter schleichend aktuali-
siert. Wenn Ihr Sohn sich plötzlich
Sandalen für den Sommer kauft,
weil er keine Lust mehr auf schwit-
zende Füße hat, wenn er sich den
Regenschirm ausleiht oder sein
Zimmer aufräumt, können Sie
sicher sein, dass sich was verändert.