Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Rhön-Grabfeld
Icon Pfeil nach unten
Mellrichstadt
Icon Pfeil nach unten

ROTH/MÜNNERSTADT: Urstoff kühlt weiter durstige Kehlen

ROTH/MÜNNERSTADT

Urstoff kühlt weiter durstige Kehlen

    • |
    • |
    Fröhlich eingeschenkt heißt es für das Kloster Urstoff auch weiterhin. Zwar wird derzeit das Brauereigebäude in Münnerstadt Stück um Stück zurückgebaut und die alten Sudkessel wurden nach Belgien abtransportiert. Aber das charaktervolle Märzen wird schon seit einigen Jahren vollständig bei Xaver Weydringers Rother Bräu in Roth gebraut. Das Ende der Münnerstädter Immobilie tangiert die Rother Familienbrauerei überhaupt nicht.
    Fröhlich eingeschenkt heißt es für das Kloster Urstoff auch weiterhin. Zwar wird derzeit das Brauereigebäude in Münnerstadt Stück um Stück zurückgebaut und die alten Sudkessel wurden nach Belgien abtransportiert. Aber das charaktervolle Märzen wird schon seit einigen Jahren vollständig bei Xaver Weydringers Rother Bräu in Roth gebraut. Das Ende der Münnerstädter Immobilie tangiert die Rother Familienbrauerei überhaupt nicht. Foto: Foto: Thomas Malz

    „Bei St. Augustinus im Kloster braut man ein vortrefflich Bier. Und bist Du ein armer Teufel, zahlst Du keinen Heller dafür.“ Dieser Spruch aus dem 17. Jahrhundert belegt, wie sehr die Münnerstädter die Klosterbrauerei und das damals an die Armen kostenlos ausgeschenkte Bier zu schätzen wussten.

    Braumeister „Berlt“ wurde am 17. Juli 1381 eingestellt und genoss zahlreiche Annehmlichkeiten des Klosterlebens, obwohl er kein Ordensmitglied war. Diese Urkunde ist der älteste Beleg der Klosterbrauerei Münnerstadt, die höchstwahrscheinlich noch älter ist. Ganz sicher hingegen ist, dass jetzt ihr letztes Stündlein geschlagen hat. Die Klosterbrauerei ist bald endgültig Geschichte. Die Abrissbirnen werden bald ganze Arbeit leisten, die letzten verwertbaren Brauereiobjekte sind abtransportiert.

    Das Urstoff, das schon seit einigen Jahren bei der Rother Bräu in Roth nach der überlieferten Rezeptur eingebraut wird, feiert derweil fröhliche Urständ. Die Herstellung des süffigen Märzen-Bieres ist völlig unberührt vom Abriss der einstigen Produktionsstätte in Münnerstadt, wie Rother-Bräu-Chef Xaver Weydringer klarstellt.

    Seit 2011 in Roth gebraut

    Ein unbedarfter Laie könnte sich ja die Frage stellen, ob das Ende der Immobilie Klosterbrauerei Münnerstadt irgendwelche Auswirkungen auf die Herstellung des Kloster Urstoff haben könnte. „Das sind zwei völlig unterschiedliche Dinge“, macht aber Weydringer klar. Seit 1995 wird das Urstoff unter der Regie der Rother Bräu gebraut. Anfangs wurden noch die Brauanlagen in Münnerstadt genutzt, seit 2011 erfolgt das Brauen und Abfüllen in Roth. Die Etiketten sprechen auch nicht von einer Münnerstädter Klosterbrauerei, sondern nur von einer alten Rezeptur aus der Münnerstädter Klosterbrauerei.

    Damals wurde auch der Pachtvertrag über die Münnerstädter Brauerei mit den Augustinern nicht mehr verlängert. Darum hat der Abriss des Gebäudes nichts mit der Rother Bräu zu tun. Das Gebäude wurde schließlich von den Augustinern an die von Carl-von-Heß'sche Sozialstiftung gegeben. Die Stiftung will dort nun seniorengerechte Wohnungen errichten. Es gibt eine Münnerstädter Klosterbier GmbH, die sozusagen Eigentümer der Rezeptur für das Urstoff ist. Aber auch die hat mit der Immobilie nichts zu tun.

    Also kann in Roth weiter das dunkle Märzen gebraut werden, das der damalige Münnerstädter Braumeister Edgar Dannhauser Anfang der Sechzigerjahre nach alten Rezepten in der Münnerstädter Augustiner-Brauerei entwickelt hat.

    In Münnerstadt selbst verfolgt man den Abriss des Brauereigebäudes freilich mit etwas Wehmut. „Mir tut das schon weh, das hat zu Münnerstadt dazugehört, war eine richtige Tradition“, sagt Martin Pfeuffer, den mit der Klosterbrauerei eine besondere Geschichte verbindet. Er gehört zu den wenigen Menschen, die von sich behaupten können, nicht nur in der Klosterbrauerei gearbeitet, sondern auch darin gewohnt zu haben. Das war zu seinen Schülerzeiten der Fall.

    Martin Pfeuffer ist heute stellvertretender Stiftungsvorstand der von-Heß'schen Stiftung. Er hat in den vergangenen Wochen mitgeholfen, noch brauchbare Teile der alten Brauereianlage zu verwerten. So wurden die alten Sudkessel ausgebaut und nach Belgien transportiert. „Das war aber auch das einzige noch Verwertbare.“

    Ein beliebtes Märzenbier

    Obwohl Edgar Dannhauser sehr froh darüber ist, dass es zumindest den Urstoff noch gibt, macht ihn der Niedergang der Münnerstädter Brauerei aber schon traurig. Immerhin: In Roth lebt die Seele der Klosterbrauerei mit dem Urstoff ja fort. Rund 50 Gaststätten in der Region werden mit dem besonderen Gerstensaft beliefert, aber auch in anderen Bundesländern oder gar in Italien wird Kloster Urstoff getrunken, weiß Xaver Weydringer. Zur letzten Adventssaison gab es gar einen Bier-Adventskalender mit Urstoff in Dosen, der sogar in den USA verkauft wurde.

    2015 konnte Weydringer „ein leichtes Wachstum bei den Klosterbieren“ verzeichnen, neben dem Urstoff gibt es auch ein Klosterpils. Rund 5000 Hektoliter wurden 2014 hergestellt.

    Auch wenn in Münnerstadt demnächst die Abrissbirne dem Brauereigebäude den Garaus machen wird –Das charaktervolle Urstoff, das seinen Weg von der Lauer in die obere Rhön gefunden hat, dürfte für durstige Kehlen nicht so schnell Geschichte werden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden