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MEININGEN: Verirrt im Dickicht von Sherwood Forest

MEININGEN

Verirrt im Dickicht von Sherwood Forest

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    Wenn das so weitergeht, wie es anfängt, könnten wir – ob nun sechs Jahre alt oder sechzig – direkt ins Bild und von da aus in die Geschichte hüpfen. Wann hat man denn schon mal Gelegenheit, an der Seite von Robin Hood durch den Sherwood Forest zu streifen und dem Sheriff von Nottingham eine lange Nase zu zeigen?

    Wann, wenn nicht im neuesten Puppentheater-Räubermusical der Meininger – einer Uraufführung -, nach Motiven der Geschichte von Howard Pyle, geschrieben, komponiert und inszeniert von Ludger Nowak, der vor einigen Jahren einen bemerkenswerten „Krabat“ geliefert hat.

    Eine wunderschöne Laubwaldkulisse von Aylin Kaip lädt uns ein, einen Schritt ins Dickicht zu wagen. Ein liebenswert neugierig dahinfliegendes Riesen-Bienchen sammelt gerade fleißig Blütenstaub. Und hinter den Büschen, weit im Osten, dort wo die Sonne aufgeht, sitzen eine Cellistin, ein Gitarrist und ein Percussionist, der auch noch die Posaune bläst. Sie sorgen für die Geräusche des Waldes, für die musikalische Grundstimmung also, und sie untermalen die Gesänge, die in den nächsten achtzig Minuten durch den Wald hallen. Inzwischen wallen auch die Nebelschwaden recht heftig aus der alten Nebelmaschine.

    Dann tauchen unsere Helden auf, einer nach dem anderen, in Gestalt von großen Handpuppen von Lili Laube. Ausdrucksstarke Gesichter und passende Gewänder: Robin, Little John, der Barde/die Bardin Allan, zwei Räuber, der leibesfrohe Bruder Tuck, der Sheriff von Nottingham, dem die Bosheit ins Gesicht geschrieben steht wie dem Regenten Sir John die Dummheit. Und schließlich die wunderschöne, aber vom Leben am Hofe gezeichnete Maid Marian, die sich unsterblich in den Rächer der Enterbten verliebt hat.

    Hinter den Gestalten: die vier schwarz gekleideten Puppenspieler Luise Audersch, Roland Klappstein, Sebastian Putz und Falk P. Ulke. Sie erwecken die Puppen nicht nur zum Leben, sondern bringen sie auch noch zum Singen und Tanzen. – Alle sind da. Wir könnten uns also in die Geschichte ziehen lassen. Bei so vielen guten Vorgaben sollte das kein Problem sein. Ist es aber, weil die Magie dieser Grundstimmung so schnell verschwindet wie die Sonne aufgeht.

    Dialoge und Situationskomik sind zwar manchmal witzig, aber die Geschichte findet keinen roten Faden, außer dem einfach gestrickten Klischee, dass das Gute siegt, weil es gut ist und zudem den Armen hilft und der Befriedigung der eigenen Abenteuerlust. So einfach ist das Heldenleben. So einfach und oberflächlich sind auch die Dialoge. Am deutlichsten kommt das in den vielen Songtexten von Jeremias Heimbach zum Ausdruck. Besonders wenn es um die Liebesromanze geht, glaubt man sich in einer Herz-Schmerz-Schmalz-Schlagerparade. Auch das Reimschema ist von auserlesener Einfalt.

    Um die gemächliche Action aufzupeppen, wird sogar ein Rap intoniert und der rechtmäßige Throninhaber Richard Löwenherz schwebt im letzten Augenblick per UFO ein, um unseren Helden, die Liebe und die Gerechtigkeit zu retten. Das alles geschieht mittels platter Dialoge und gelegentlichen (selbst)ironischen Anwandlungen, die aber wie Fremdkörper im überwiegend banalen Geschehen wirken.

    Im Bemühen, vor allem die jungen Zuschauer bei der Stange zu halten, werden viele Gegenwartsanspielungen ins Spiel gebracht. Kein Wunder, dass die Geschichte sukzessive ihren ureigenen Zauber verliert und einem die Figuren fremd bleiben. So sind die schönsten Augenblicke die, wenn die Helden schweigen, die Musik die Stimmungen des Waldes lebendig werden lässt, ein Bienchen die Blüten bestäubt und wir uns unserer Fantasie hingeben. Weitere Vorstellungen sind am 6. November, um 10 Uhr und am 25. Februar, 10 Uhr, Tel. (0 36 93) 45 12 22, www.meininger-staatstheater.de

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