Ein großes Schild prangt seit Mittwoch am Eingang zur VG Mellrichstadt. "Aufgrund der aktuellen Lage bleiben die Verwaltungsgemeinschaft und die Zulassungsstelle geschlossen." In Zeiten der Corona-Krise dürfen Bürger nur noch in dringlichen Fällen persönlich im Bürger- und Standesamt vorbeikommen, für den üblichen Publikumsverkehr bleiben die Türen zu. okay
Der Schutz der Mitarbeiter wie auch der Besucher geht vor. "So hatte ich mir die letzten Tage meiner Amtszeit nicht vorgestellt", sagt Mellrichstadts Bürgermeister Eberhard Streit kopfschüttelnd mit Blick auf die aktuelle Lage. Es könnte gut möglich sein, dass schon sein Nachfolger Michael Kraus auf dem Chefsessel der Stadt sitzt, wenn die Türen zum Amtssitz wieder aufgehen.
In der vergangenen Woche hat noch die Kommunalwahl das Geschehen in der VG Mellrichstadt bestimmt, wo die Stadt selbst sowie die Gemeinden Hendungen, Oberstreu und Stockheim verwaltet werden. Nun beherrscht ein ganz anderes Thema jegliches Handeln: Corona und ein damit verbundenes Krisenmanagement. "Wir müssen nun Regelungen finden, die dem Ernst der Lage gerecht werden, ohne übertrieben zu sein", machte der Stadtchef in einem Gespräch mit dieser Redaktion deutlich. Gemeinsam mit VG-Geschäftsstellenleiter Peter Hehn hat er einen Krisenplan aufgestellt, um als Verwaltung zum einen handlungsfähig zu bleiben, zum anderen aber die Gefährdung der Angestellten und der Bürger so gering wie möglich zu halten.
Fragen am Telefon oder per E-Mail abklären
"Es gilt, die Geschwindigkeit, mit der sich das Virus ausbreitet, so gut wie möglich einzudämmen", so der Stadtchef. Dass die Verwaltung im öffentlichen Leben eine große Rolle spielt, steht außer Frage. Daher sind die 26 Mitarbeiter der Verwaltungsgemeinschaft auch weiterhin für die Bürger da – nur eben anders, als das bisher üblich war. "Wir stehen für alle Fragen telefonisch und per Mail zur Verfügung", sagt VG-Chef Peter Hehn. Jedoch steht in diesen Tagen die Dringlichkeit im Vordergrund. "Für alle wichtigen Anliegen können in der VG Termine vereinbart werden. Was aber warten kann, sollte nach hinten verschoben werden", appelliert Bürgermeister Streit an die Vernunft der Streutaler.
Gemeint ist damit, dass etwa Menschen, deren Ausweis in einem halben Jahr abläuft, derzeit nicht in die VG kommen sollen. Bei Sterbefällen, unmittelbar anstehenden Rentenanträgen oder einem Hochzeitstermin im Standesamt hingegen sind die Mitarbeiter wie gewohnt für die Einwohner der Mitgliedsgemeinden da. Nur dass eben künftig Termine vereinbart werden und geklingelt werden muss, um Einlass in das Gebäude zu erhalten. "Auf diese Weise können wir Warteschlangen vermeiden und die Gefahr einer Infektion so gering wie möglich halten", erläutert Eberhard Streit die Maßnahmen. Im Allgemeinen gilt: Erst unter Tel. (09776) 6080 anrufen und nachfragen, dann möglicherweise kommen – oder eben nicht. Gleiches gilt für die Zulassungsstelle im dritten Stock der VG, die unter Tel. (09776) 466 zu erreichen ist.
Mitarbeiter können ihre Arbeitszeiten selbst einteilen
Auch für die Mitarbeiter haben sich die Krisenmanager etwas einfallen lassen. "Durch die Ausweitung der Kernzeiten können die Angestellten ihre Arbeit in der Zeit von 6 bis 22 Uhr erledigen", erklärt Peter Hehn. Auf diese Weise können sich die Mitarbeiter, wenn sie es wollen, aus dem Weg gehen. Wer etwa im Kollegenkreis auf Nummer sicher gehen will, kann seine Arbeitszeit nun individuell gestalten. Das bedeutet für die Bürger, dass sie künftig Anfragen auch zu ungewöhnlichen Zeiten stellen und entsprechend Termine vereinbaren können, ungebunden an die sonst üblichen Bürozeiten.

In den Büros sitzen die Mitarbeiter mit ausreichendem Abstand voneinander an den Schreibtischen, im Bürgeramt werden über die zeitliche Entflechtung die Kontakte untereinander so gering wie möglich gehalten. Das ist wichtig, um den Sorgen der Angestellten Rechnung zu tragen, die Angst vor einer Ansteckung haben. "Wer Betroffene von Risikogruppen in der Familie hat oder selbst gesundheitlich angeschlagen ist, sorgt sich natürlich um den Schutz vor dem Virus", haben Streit und Hehn Verständnis. Daher wurde diesen Mitarbeitern angeboten, dass sie keinerlei Kundenkontakt mehr haben müssen, sie ihre Arbeitszeit in den Abend verschieben oder Überstunden abbauen können. In diesen Zeiten sind einfach kreative Lösungen gefragt.
Klarer Fahrplan für die Bürger
Ob die Maßnahmen noch verschärft werden müssen, hängt laut Stadtchef von der weiteren Entwicklung und Verbreitung des Coronavirus ab. Bis dahin gilt für die Bürger: Als ersten Schritt in der VG anrufen, in dringlichen Fällen einen Termin vereinbaren und auf keinen Fall unangemeldet in die VG kommen. Wer an der Pforte klingelt, wird nach seinem Anliegen gefragt und gegebenenfalls eingelassen. Zum Schutz aller sind die Bürger aufgerufen, sich an diese Regelungen zu halten.